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Das Hildebrand-Gymnasium bereitet seine 100-Jahr-Feier 2011 vor / Die Mädchenschule hatte 1911 ein Brausebad Eltern beschwerten sich, weil ihre Töchter nackt duschen mussten

Von Reinhard Opitz 28.01.2010, 04:53

Das Hildebrand-Gymnasium wird im April nächsten Jahres 100. Nicht als Gymnasium, aber als Schule. Die Vorbereitungen für die Festwoche im April 2011 sind bereits angelaufen. Schule, Elternrat und Förderverein suchen noch ehemalige Schüler und andere Zeitzeugen.

Stendal. Frikassee, Zander, Rinderfilet, Apfelsinen-Eis ... Die Tafelkarte zur Feier der Einweihung der neuen Schule am Mönchskirchhof am 4. April des Jahres 1911 ( siehe gelber Kasten rechts ) könnte sich auch heute sehen lassen. Und das soll sie auch. In der Festwoche zum 100-jährigen Bestehen der Schule im April 2011, die Lehrer, Schüler, Eltern und Förderverein schon jetzt vorbereiten, soll sie nachgekocht werden. Die Schule plant ein festliches Abendessen nach dem Vorbild der im Stadtarchiv aufgetriebenen Speisekarte von 1911.

Dr. Anne-Dore Meißner, kommissarische Schulleiterin, Elternratsvorsitzende Cornelia Mock und Fördervereinsvorsitzende Martina Forstreuter sitzen in dieser Woche nicht zum ersten Mal in Sachen Schuljubiläum zusammen. Ob Eltern, Schüler oder Lehrer – sie wollen alle frühzeitig in die Vorbereitungen einbeziehen. Einige vergilbte Fotos von Schülern und Schulleitern aus den frühen Jahren haben sie schon beisammen, auch ein paar Dokumente und Fakten aus der Schulgeschichte wie die erwähnte, appetitanregende Speisekarte der Einweihungsfeier. Sie hoffen, in den nächsten Monaten noch mehr Schätze dieser Art heben zu können und zählen auf die Mithilfe ehemaliger Schüler. Wer die Dokumentensammlung bereichern kann – bitte im Sekretariat der Schule melden, Telefon ( 0 39 31 ) 21 60 88.

" Neben den materiellen Zeugnissen wollen wir die Geschichte der Schule aber auch lebendig darstellen ", sagt Anne-Dore Meißner. " Wir suchen ehemalige Schüler, die in der Festwoche vom 4. bis 9. April 2011 aktiv mitwirken möchten. " Sie sollten bereit sein, in einer Klasse zu sprechen, zum Beispiel über ihre Schulzeit und ihren beruflichen Werdegang. Unter den heutigen Schülern hat der Förderverein die Kreation eines Schullogos ausgeschrieben, das künftig im Schriftverkehr, auf Urkunden und T-Shirts sowie im Internetauftritt verwendet werden soll. Den ersten drei Preisträgern winken 150, 100 und 75 Euro.

Das mächtige Gebäude des heutigen Hildebrand-Gymnasiums ist am 4. April 1911 als Volksschule II für Mädchen eingeweiht worden. Der Bau galt damals als hochmodern und besonders fortschrittlich, hatte farbenfroh gestrichene Flure – wie heute wieder – und war Vorreiter einer neuen Generation von Schulbanksystemen. Ein Brausebad diente der Erziehung zu Ordnung, Reinlichkeit und gesunder Lebensweise. Das stieß nicht bei allen Eltern auf Gegenliebe. Einige beschwerten sich, dass ihre Töchter in der Schule nackt duschen müssten. 1921 besuchten 1186 Mädchen die Schule am Mönchskirchhof.

Was zur Jubiläumsfeier noch fehlt, ist ein Bild von Rudolf Hildebrand, nach dem die Schule nach dem 2. Weltkrieg benannt wurde. Deshalb will das Gymnasium Kontakt zur Rudolf-Hildebrand-Schule in Markkleeberg aufnehmen, wo sein Erbe ebenfalls gepflegt wird. Der Leipziger Germanist, Lehrer und Sprachwissenschaftler lebte in der Zeit von 1824 bis 1894.

Am kommenden Sonnabend lädt das Hildebrand-Gymnasium von 9 bis 12 Uhr zum Tag der offenen Tür ein.

Speisenfolge der Einweihungsfeier am 4. April 1911

• Klare Ochsenschwanzsuppe

• Frikassee von Geflügel und Zunge in Blätterteig

• Gebackene Zanderschnitte mit Remoulade und Salaten

• Rinderfilet

• Kompott

• Apfelsinen-Eis

• Butter * Käse