Erwin Hahs wurde vor 125 Jahren geboren / In Stendal war er Kunsterzieher und Kulturamtsleiter Erinnerung an einen Gestürzten
Er war ein Gestürzter, und so heißt auch eines seiner rund 1200 Kunstwerke - eines, das sogar in Stendal verblieben ist: ein Holzschnitt, der in der Petrigemeinde hängt. "Der Gestürzte" ist eine Spur von und zu Erwin Hahs in Stendal, der heute vor 125 Jahren geboren wurde.
Stendal l In Stendal lebte Erwin Hahs gerade einmal gut vier Jahre, von 1942 bis 1946, machte aber in dieser Zeit gleich dreifach auf sich aufmerksam: als Kunsterzieher am Winckelmann-Gymnasium, als Träger der Winckelmann-Medaille und für ein Jahr als Kulturamtsleiter der Stadt.
Erwin Hahs zu würdigen, ist Reinhard Creutzburg ein Anliegen. In seiner Zeit als Pfarrer von St. Petri stieß er auf eben jenen Holzschnitt "Der Gestürzte", den Hahs kurz nach Kriegsende der Petrigemeinde schenkte, in deren Besitz sich das Werk bis heute befindet. In den Winckelmann-Blättern von Dezember 2004 schrieb Creutzburg seine Rechercheerkenntnisse über den von den Nazis als "entarteten Künstler" geschmähten Hahs nieder, der in den 20er Jahren und dann wieder nach Kriegsende als Professor auf Burg Giebichenstein lehrte.
In den Stendaler Jahren entstanden zahlreiche Kunstwerke mit Motiven aus der Stadt und der Altmark; 1944 entstand das "Große Requiem" - "für die toten Menschen, für das Zerstörte an Kunst und Kultur". Besonders während der faschistischen Diktatur wandte sich Hahs christlichen Bildthemen und der klassischen Mythologie zu, Winckelmann mag ihm zu letzteren Motiven Inspiration und Helfer gewesen sein.
Nicht nur die Nazis verachteten den vom Kubismus und Expressionismus geprägten Künstler und zerstörten seine Bilder; auch in der DDR fand er keine Anerkennung, galt als "Formalist". Wichtige Werke - wie ein großes Wandbild in Buna - wurden vernichtet, Hahs selbst wurde diffamiert.
Reinhard Creutzburg schließt seinen Hahs-Beitrag mit Bezug auf den "Gestürzten": "Wie es einst Wunsch des Künstlers war, soll im Anblick des leidenden Christus der Opfer der NS-Zeit gedacht werden. Und dabei sollten wir uns auch stets des Künstlers mit erinnern, der 1942 als ein Gestürzter in unsere Stadt kam." Hahs starb 1970 in Berlin.