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Fischsterben Rettungsanker für Stendaler Stadtsee

Nach dem verheerenden Fischsterben fordert Stendals Stadtrat von der Verwaltung ein Konzept zur Verbesserung der Wasserqualität.

Von Regina Urbat 12.09.2019, 01:01

Stendal l Das verheerende Fischsterben im Stadtsee in diesem Sommer hat deutlich gemacht, wie schlecht es um die Wasserqualität in dem Naturareal steht. Diese dauerhaft zu verbessern, dafür hat sich der Stendaler Stadtrat in seiner Sitzung am Montag fraktionsübergreifend geschlossen ausgesprochen. Einbezogen werden soll gleichzeitig auch der Schwanenteich, um beide Gewässer langfristig als Naherholungsorte für die Bürger und Besucher der Hansestadt zu erhalten. Einzig Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) hat sich bei der Abstimmung enthalten.

Die von CDU/Landgemeinden eingereichte Beschlussvorlage, mit der die Stadtverwaltung beauftragt wird, Maßnahmen zur dauerhaften Verbesserung der Wasserqualität des Stadtsees zu prüfen, wurde mit einem Änderungsantrag der Fraktion Freie Stadträte Stendal /Bürger für Stendal (FSS/BfS) erweitert. In den Prüfauftrag soll zum einen der Schwanenteich einbezogen und zu anderen die Möglichkeit einer Tiefenbelüftung in der Sommerzeit für beide Gewässer untersucht werden.

Hinzu kommt, dass die Stadtverwaltung ein Konzept zur dauerhaften Verbesserung der Wasserqualität bis zur Stadtratssitzung am 2. Dezember dieses Jahres erstellt und vorlegt. Dieses soll konkrete Sofortmaßnahmen und kontinuierliche präventive Maßnahmen beinhalten, „um künftig solchen Gefährdungslagen wie zuletzt das Fischsterben im Stadtsee vorzubeugen“, so Peter Sobotta, der den Änderungsantrag der Fraktion erläuterte und zudem den Zuzug eines Experten forderte. Hierbei handelt es sich um Jürgen Schwarzlose, der als Gewässerwart des Stendaler Anglervereins mit Sachverstand bei der Konzept-erarbeitung helfen soll.

Hintergrund der Erweiterung der CDU/Landgemeinden-Vorlage durch den Änderungsantrag der Fraktion FSS/BfS ist die grundlegende Verbesserung des Sauerstoffgehaltes für die beiden städtischen Gewässer. Im Schwanenteich würden sich wegen des mangelnden Wasserdurchflusses ständig Kolonien der sogenannten Kleinen und Großen Wasserlinse, im Volksmund Entengrütze genannt, bilden. „Sie bedecken mittlerweile die gesamte Wasserfläche und vernichten den Lebensraum anderer Pflanzen und der Tiere“, betonte Sobotta.

Drastisch verschlechtert habe sich der Zustand im Stadtsee in diesem Sommer. Es sei erwiesen, so Sobotta, der nach Volksstimme-Information selbst Angler ist, dass die Ursache für das Fischsterben ein überwiegend zu niedriger Sauerstoffgehalt ist. Messungen des IHU-Instituts im August würden belegen, dass ab einer Tiefe von 1,20 Meter praktisch kein Überleben mehr möglich ist. 1,5 Tonnen Fisch seien von den Anglern geborgen und fachgerecht entsorgt worden. „Diese Menge entspricht etwa dem durchschnittlichen Jahreskonsum von 110 Personen oder mindestens 60.000 Essensportionen“, verglich Sobotta.

Die Uchte selbst als Wasserzufluss scheide als Garant für beide Gewässer aus, da der Pegel es nicht hergibt. „Wo nichts ist, kann auch nichts hergeholt werden“, betonte der Stadtratsvorsitzende. Deshalb sei neben der Installation von Wasserfontänen wie von der Fraktion CDU/Landgemeinden vorgeschlagen, die Einrichtung einer Tiefenbelüftung in den Sommermonaten für Stadtsee und auch Schwanenteich geeignet.

Als Sofortmaßnahme wird mit der Beschlussfassung durch den Stadtrat das Einhalten des Fütterverbots durch konsequentere Kontrollen gefordert. Außerdem sollen der wasserseitige Baumbewuchs ausgedünnt werden. Vor dem derzeit verschlossenem Wehr soll die Uchte von Kraut befreit werden, das die Wasserqualität des Stadtsees zusätzlich gefährden würde. Diese Aufgabe gehört jedoch in den Zuständigkeitsbereich des Landesbetriebs für Hochwasserschutz. Die Stadt soll hingegen den Schwanenteich von der Entengrütze befreien.