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Flaschenpost Antwort nach 28 Jahren

Mit acht Jahren warf sie damals die Flaschenpost ins Boddewasser. Fast 28 Jahre später wird die Absenderin aus Burgstall überrascht.

Von Birgit Schulze 03.05.2020, 03:00

Burgstall/Bodstedt l In den Sommern ihrer Kindheit war Mareen Barteit aus Burgstall regelmäßig am Bodstedter Bodden bei den Großeltern zu Besuch. Zusammen mit ihren Eltern und Freunden erlebte sie viele schöne Urlaube. Ihr Onkel Heiner hatte zu der Zeit ein sogenanntes „Zeesenbot“ in Bodstedt, mit dem die Familie auf dem Bodden auch immer mal auf Segeltour ging.

Bei einer dieser Touren – genau am 29. Juli 1992 – schrieb die damals achtjährige Burgstallerin eine Nachricht mit ihrem Absender, in der Hoffnung, vielleicht irgendwann eine Antwort zu bekommen.

„Wir segeln auf dem Saaler Bodden“ und die Namen der gesamten Besatzung des Bootes mit dem Namen „Santa Karina“ hatte sie auf einen Zettel geschrieben. Dass sie heute – fast 28 Jahre später – tatsächlich nochmal etwas von dieser Flaschenpost hören würde, damit hatte die junge Frau nicht mehr gerechnet.

Zu Tränen gerührt ließt sie jetzt ihre eigene Nachricht von damals und erinnert sich plötzlich an alles, beinahe so, als ob es gestern war – an die schönen Sommertage auf dem Wasser und an das Boot mit dem tollen Namen. Auch Freundin Doreen, die ihr bis heute erhalten geblieben ist, war damals schon mit an Bord, so erzählt es die Flaschenpost.

Im Schilf am Bod­stedter Bodden entdeckten Kathrin Krohn und ihr Mann die alte Flaschenpost beim Spazierengehen und mussten erst einmal recherchieren, wo denn Burgstall überhaupt liegt. Weil sie auf eine höhere Breitenwirkung bei der Suche nach der Verfasserin der Nachricht hofften, wandten sie sich an die Volksstimme und hofften auf eine Antwort.

Und dann ging alles ganz schnell, denn Mareen Barteit ist in der Region nicht ganz unbekannt. Sie engagiert sich mit beim Rogätzer Blütenfest und warb auch bei der ersten Berufsorientierungsmesse Anfang des Jahres in Tangerhütte um Nachwuchs für ihren Arbeitgeber Kali+Salz Zielitz.

Die junge Frau war richtig gerührt, als sie jetzt vom Fund ihrer Flaschenpost hörte. Sie selbst hat eine kleine Tochter, mit der sie gern an den Bodden fährt. Wenn sie selber schreiben kann, soll sie auch eine Flaschenpost auf die Reise schicken und vielleicht selbst eines Tages eine so tolle Überraschung erleben.

Spontan wurden nach der Nachricht von der alten Flaschenpost Familie und Freunde mit einbezogen, um Fotos von damals auszugraben. Allerdings gab es kaum noch welche aus dieser Zeit. Inzwischen hat sich die junge Frau auch mit den Findern ihrer Nachricht in Verbindung gesetzt und auf einen Kaffee verabredet.

Zeesenboote sind breitrumpfige Haff-Segelboote für flache Gewässer, die mit einem speziellen Grundschleppnetz auf Fischfang gingen und heute vor allem zum Freizeitsegeln genutzt werden. In Bodstedt, das am Bodden zwischen Festland und der Halbinsel Fischland Darß-Zingst liegt, sind sie noch verbreitet. Bis heute gibt es dort Zeesbootregatten, und auch Segelausflüge auf den historischen Holzbooten werden in der Region angeboten.

Doch nicht nur an der Küste kann man eine Flaschenpost verschicken. Wer Lust bekommen hat, eine solche abzuschicken, der kann das auch in Bittkau an der Elbe tun. Möglich ist das bei Flaschenpoststationsmeister und Künstler Benno Zöllner in der Elbstraße. Von dort aus kann man verschiedene Destinationen buchen – Honululu, Atlantis und Grieben stehen auf der Adressliste an seinem blauen Haus. Und vielleicht kommt jetzt auch der Bodstedter Bodden hinzu, denn von dort kann man tatsächlich Antwort bekommen – auch wenn es manchmal viele Jahre dauert.