1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Rund 100 Betriebe vor Neustart

Gastronomie Rund 100 Betriebe vor Neustart

Im Landkreis Stendal dürfen Lokale ohne gesonderte Genehmigung öffnen. Eine zweimonatige Corona-Zwangspause ist endlich vorbei.

Von Siegfried Denzel 22.05.2020, 11:00

Stendal l Für viele der knapp 400 Gastronomie-Betriebe im Landkreis Stendal ist der heutige Freitag der wahrscheinlich wichtigste Tag des Jahres: Nach achtwöchiger Corona-Zwangspause dürfen sie erstmals ohne gesonderte Genehmigung wieder öffnen. Lediglich eine formlose Meldung müssen die Betreiber zuvor an die Kreisverwaltung geschickt haben.

Bis zum späten Mittwochnachmittag sind nach Angaben von Kreis-Sprecherin Sabrina Lamcha 94 Öffnungs-Anzeigen im Landratsamt eingegangen – kein Vergleich zum sehr verhaltenen Echo auf die Möglichkeit einer vorfristigen Öffnung am 18. Mai: Nur 25 Gastronomen im größten Landkreis Sachsen-Anhalts hatten einen Antrag an die Verwaltung gestellt, 15 bekamen dann auch tatsächlich eine Erlaubnis.

Doch: „Es ist ein Irrtum, zu denken, dass am 22. Mai alles anders ist als am 18. Mai“, vergleicht Manfred Hippeli, Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Nach wie vor ist für ihn und seine Kollegen ein Abstands- und Hygienekonzept Pflicht – nicht nur, weil der Landkreis Kontrollen angekündigt hat. Sondern auch, weil von der Gastronomie kein Infektionsrisiko ausgehen soll.

„Es sind Dinge, an die sich die Gäste gewöhnen müssen“, sagt Hippeli, der in Havelberg die „Güldene Pfanne“ betreibt: Personal mit Mundschutz, gelichtete Stuhl- und Tischreihen in den Gasträumen, Hand-Desinfektion im Eingangsbereich – Hippeli setzt auf das Verständnis der Gäste. Und noch etwas sei anders als vor der Corona-Pandemie: Spontane Gaststätten-Besuche seien nur in Ausnahmefällen möglich. „Eine vorherige Reservierung sollte in den nächsten Wochen die Norm werden.“ Dann könne jeder Besucher sicher sein, nicht anstehen zu müssen, bis ein Tisch frei wird.

Eine Frage aber kann der Dehoga-Chef erst viel später beantworten: Wie viele Betriebe in seiner Branche haben zwei Monate Schließzeit wirtschaftlich verkraftet? Zwar hatte er schon vor Tagen von einer Betriebsaufgabe in der Altmark erfahren. Doch er vermutet, dass weitere folgen werden – selbst wenn die Betreiber am Freitag wieder öffnen sollten. Möglicherweise sei der Neustart noch mit letzter Kraftanstrengung möglich. Entscheidend sei dann aber, „ob das Wiederanlaufen reicht, um das zu kompensieren, was während der Schließung weggefallen ist. Ich denke, dass wir erst in drei Monaten Klarheit haben“.

Außerdem rechnet Hippeli damit, dass viele Betriebe zunächst mit wenig Personal starten – weil trotz Öffnung wohl ein großer Teil der Gäste fehlt. Schließlich dürfen Nicht-Sachsen-Anhalter erst ab dem 28. Mai wieder touristisch durchs Land reisen.