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Gesundheit Ein Wundermittel gibt es nicht

Schlechte Ernährung, Abnehmen, Rauchen - damit wird die Stendaler Apothekerin Annette Lange täglich konfrontiert.

Von Mike Kahnert 18.01.2020, 10:00

Stendal l Diabetes, ein erhöhter Cholesterinspiegel oder Fructoseintoleranz können als „Krankheiten der modernen Gesellschaft“ bezeichnet werden. „Unsere heutige Lebensweise ist dafür verantwortlich“, erklärt Annette Lange. Als Apothekerin in der Altmark-Apotheke in Stendal kommt sie täglich in Kontakt mit Kunden, die sich ein Wundermittel gegen ihre Beschwerden erhoffen. Doch das gebe es nicht, weiß die Stendalerin. Viele kleine Bausteine spielen eine Rolle, wenn man eine gesündere Lebensweise anstrebt.

„Man isst zu spät, zu schnell und zu reichhaltig“, sagt die 53-Jährige. Annette Lange zufolge sorgen moderne Lebensmittel für schwerwiegende Probleme im Körper. Das liege an den vielen Zusatzstoffen, die dafür sorgen, dass beispielsweise Obst lange gut aussieht. Diese Lebensmittel können von der Verdauung schlechter verarbeitet werden als unbehandeltes Essen. Verdauungsstörungen oder Reizdarm seien die Folge.

Besonders Fructose sei dabei ein Übeltäter. „Fructose wird als Geschmacksverstärker in vielen vorbereiteten Lebensmitteln verwendet“, erklärt die Apothekerin. In vielen Fällen könne der Körper Fructose nur schwer aufnehmen und bei größeren Mengen rutscht der Fruchtzucker bis in den Dickdarm durch, wo sich Bakterien davon ernähren. Daraus kann eine Intoleranz zur Fructose entstehen.

Die Apothekerin ist sich bewusst, dass ein Wechsel zu einer gesünderen Lebensweise nicht einfach sei. Zum Jahresbeginn suchen besonders häufig Raucher ihren Rat, die von ihrer Sucht loskommen möchten: „Dazu gehören zwei Aspekte: Rauchen als Ritual und die Gewöhnung des Körpers an das Nikotin.“ Viele Menschen verbinden ihrer Ansicht nach Rauchen mit bestimmten Anlässen, sei es die Zigarette nach dem Essen oder zum Bier in der Kneipe.

Zunächst müsse man sich Rauchen als Ritual abgewöhnen. Ein Ersatz wie Kaugummikauen könne helfen. „Erst wenn das Ritual nicht mehr fehlt, kann der Körper vom Nikotin entwöhnt werden“, sagt Lange. Die besten Argumente helfen aber nichts, wenn etwas Essenzielles fehlt: „Das Bedürfnis aufzuhören, muss schon lange da sein.“ Ohne diesen Willen werde eine Umstellung nur schwer gelingen.

Annette Lange selbst versucht sich nicht den Kopf zu zerbrechen und nutzt eine einfache Strategie, um sich wohlzufühlen: „Ich versuche, in allem moderat zu sein, ohne generellen Verzicht, aber durchaus bewusst“, sagt sie über ihr eigenes Konsumverhalten.

Wer allerdings abnehmen möchte, dem empfiehlt sie, nicht auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen. „Das funktioniert nur über eine Ernährungsumstellung.“ Mischkost und drei Mahlzeiten am Tag seien gut. Lebensmittel mit langkettigen Kohlehydraten verhindern einen sprunghaften Anstieg von Insulin. Das Hormon sorge für ein stärkeres Hungergefühl. Danach müsse man sich nur noch regelmäßig bewegen. Annette Lange: „Es reicht schon, die Treppe zu nehmen statt des Fahrstuhls.“