Luftfilter Hansestadt Stendal will Landes-Förderangebot zum Corona-Schutz in Klassenräumen nutzen
Für schwer belüftbare Klassenräume will die Hansestadt Stendal Filteranlagen anschaffen und dafür die Förderung von Bund und Land nutzen. Für gut belüftbare Räume sieht sie jedoch keinen Handlungsbedarf.

Stendal - Dicke Luft hat während der Debatte über Luftfilter in Schulen und Kitas zwar nicht geherrscht, kontrovers diskutiert wurde im Stadtrat über die Anschaffung aber schon. Auch, weil einige Stadträte aus den Ausführungen von OB Klaus Schmotz (CDU) herausgehört hatten, dass die Stadtverwaltung nichts unternehmen wolle.
„Ich finde es inakzeptabel, dass Kinder so eine schlechte Lobby haben, dass die Kinder im Herbst wieder bei offenen Fenstern sitzen“, sagte Samuel Kloft, Mitglied der Fraktion Freie Stadträte Stendal/Bürger für Stendal: „Ich möchte die wissentliche Benachteiligung von Kindern in unserer Stadt deutlich anprangern.“
Ein Vorwurf, den der Oberbürgermeister so nicht stehen lassen wollte: „Es ist nicht gesagt worden, dass wir nichts tun wollen. Ich habe auf Probleme hingewiesen.“ In den sechs Ferienwochen werden „wir nicht mit einem Fingerschnipsen das Problem beheben können“.
Gleich zu Beginn der Sitzung hatte Klaus Schmotz versichert, dass sich die Verwaltung „sehr intensiv“ mit dem Thema Luftfilteranlagen in Kitas und Grundschulen beschäftigt habe, dass sie mit einem Ingenieurbüro für Lüftungstechnik in Verbindung stehe. Von dort sei bestätigt worden: Der Einbau von stationären Filteranlagen bedeutet immer einen Eingriff ins Gebäude. Eine Anlage pro Raum würde zirka 20 000 Euro kosten, für die jährliche Wartung kämen zirka 400 Euro hinzu, plus die Stromkosten.
Ferienzeit reicht nicht aus
Nach Schätzung der Fachleute würde der Einbau einer Anlage etwa zehn Tage dauern. „Wir wären also in der Lage, in den Ferien eine Schule auszurüsten“, so Schmotz. Um alle sechs kommunalen Grundschulen der Hansestadt in den Ferien zu schaffen, müssten sechs Firmen gefunden werden.
Für mobile Luftfilter würden pro Stück zirka 3000 Euro anfallen und „bisher nicht bekannte Nebenkosten“, sagte der OB. Auf jeden Fall könne das Gesamtproblem in den sechs Ferienwochen nicht gelöst werden.
Wo die Stadt aktiv werden will, sind die Klassenzimmer der sogenannten Kategorie 2. Diese Räume können nur sehr schlecht oder gar nicht über Fenster belüftet werden. Für diese Fälle hat das Landeskabinett am Dienstag beschlossen, dass die Räume lüftungstechnisch nun doch aufgerüstet werden sollen. Dieses Förderangebot möchte die Stadt nutzen. Im Moment wird die Anzahl der Kategorie-2-Räume erfasst. „Wenn dann die entsprechende Förderrichtlinie des Landes vorliegt, wird das städtische Fachamt die entsprechenden Anträge stellen“, kündigte Stadtsprecher Armin Fischbach gestern auf Nachfrage an. Und wenn diese Förderrichtlinie des Landes „einen vorzeitigen Maßnahmebeginn zulässt, werden die Geräte für Räume der Kategorie 2 beschafft.“ Das Land übernimmt je nach Gerät 20 bis 50 Prozent der Kosten, den anderen Teil der Bund.
Stadtrat vermisst Plan
Für die gut belüftbaren Räume gibt es bisher keine Ankündigung zur Förderung. Denn das Landesumweltamt hat eine klare Position: Diese Räume benötigen die Technik nicht. Dem schließt sich die Stadtverwaltung an. Fischbach: „Eine Ausrüstung der gut belüfteten und nicht förderfähigen Klassenzimmer kommt aus heutiger Sicht nicht in Frage, weil die Stadt nicht entgegen der Expertenmeinung von Bund, Land und Wissenschaft zusätzliche Steuermittel für eine umstrittene Maßnahme ausgeben kann.“
Viel wichtiger für diese Räume sei die Ausrüstung mit CO2-Ampeln, „die das notwendige Lüften anzeigen und vom Land Sachsen-Anhalt bis Schuljahresbeginn beschafft werden sollen“, so der Stadtsprecher.
Für Jürgen Schlafke (SPD) waren die Ausführungen des Oberbürgermeisters zu unkonkret. „Mir fehlt das Verständnis dafür, dass es keinen Plan gibt“, sagte er während der Ratssitzung. Er vermisse einen Zeitplan. Weil ihn das Thema seit einiger Zeit umtreibt, hatte er vor der Sitzung den OB gebeten, im Stadtrat darüber die Aktivitäten der Verwaltung in Sachen Luftfilter zu berichten.
Herbert Wollmann (SPD) bat darum, „keine falschen Hoffnungen in die Welt zu setzen, dass nicht mehr gelüftet werden muss“. Denn allein die Filteranlagen würden das Lüften nicht ersetzen. Dem schloss sich Arno Bausemer (AfD) an: Durch Aktionismus sollte keine Sicherheit vorgegaukelt werden.