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Bürgercafé Heimatverein Tangerhütte will mit Kredit und Fördergeld Bürgercafé im Neuen Schloss wieder nutzbar machen

Mit einer Kreditaufnahme und Fördergeld aus der europäischen Gemeinschaftsinitiative Leader will der Tangerhütter Heimatverein das Schlosscafé in Tangerhütte in Eigenregie wieder nutzbar machen. Die geschätzten Gesamtkosten liegen bei 88.000 Euro. Doch vieles ist noch ungeklärt.

Von Birgit Schulze 14.06.2021, 07:51
Die ehemalige Remise (Durchfahrt für Fahrzeuge) des Neuen Schlosses wurde bereits 2014 (Foto) vom Heimatverein neu gestaltet und bis 2019 als Bürgercafé genutzt.
Die ehemalige Remise (Durchfahrt für Fahrzeuge) des Neuen Schlosses wurde bereits 2014 (Foto) vom Heimatverein neu gestaltet und bis 2019 als Bürgercafé genutzt. Foto: Birgit Schulze

Tangerhütte - Der Tangerhütter Heimatverein will das im Rahmen der Haushaltsberatungen vom Stadtrat abgelehnte Projekt Schlosscafé im Neuen Schloss in Tangerhütte nun auf eigene Faust vorantreiben. Seit 2019 ist das „Bürgercafé“ in der Remise des Schlosses wegen Hygiene- und Brandschutzmängeln gesperrt. Seither finden Kaffee- und Kuchenangebote bei Veranstaltungen im Park nur noch im Freien statt.

Im Ortschaftsrat sprachen Ortsbürgermeister Gerhard Borstell (SPD) und Sven Biermann (fraktionslos) als stellvertretender Vereinsvorsitzender jetzt von den Plänen des Heimatvereins. So sollen über eine Kreditaufnahme für den Eigenanteil Küchenbereich, Brandmeldeanlage und Zugang zu den Sanitäranlagen umgesetzt werden. Das Fördergeld soll über die europäische Gemeinschaftsinitiative „Leader“, die die Entwicklung des ländlichen Raumes unterstützt, fließen.

25 Prozent Eigenanteil sollen über Kredite laufen

Insgesamt sollen – anders als noch im März im Stadtrat, als von 120.000 Euro die Rede gewesen war – geschätzte 88.000 Euro in das Schloss fließen, um bauliche, brandschutztechnische und hygienische Auflagen zu erfüllen und den amtlich untersagten Cafébetrieb im Erdgeschoss wieder aufnehmen zu können. Der Vereinsvorstand habe sich zwischenzeitlich mit dem Planer getroffen, der auch das Dach des Schlosses begleitet hatte, berichtet Biermann.

Dabei sei die neue Gesamtsumme herausgekommen, die als Projektskizze bei „Leader“ eingereicht wurde. Das Projekt ist dort auf Position eins der diesjährigen Prioritätenliste gesetzt worden. 25 Prozent der Summe müsste der Verein als Eigenanteil selbst tragen, fasste Sven Biermann zusammen.

Verein will diese Woche nochmal beraten

Gerhard Borstell sprach dem Heimatverein seinen Respekt aus, „dass er sich dem zugewandt hat“, sagte aber auch, dass die Finanzierung schwierig werden könnte. Außerdem seien mit den Fördergeldern über die Leader-Initiative viele Auflagen verbunden, deren Umsetzbarkeit erst abgeklärt werden solle. In dieser Woche wolle der Vereinsvorstand dazu beraten und gemeinsam über den Aufwand für die Förderung entscheiden. Ein verbindlicher Antrag auf Förderung solle erst gestellt werden, wenn es eine Nutzungsgenehmigung durch den Eigentümer gebe.

Seit 2019 dürfen Kaffee und Kuchen am Schloss nur noch im Freien angeboten werden. Die zuvor genutzten Räume im Schloss sollen nun über ein Projekt des Heimatvereins wieder hergerichtet werden.
Seit 2019 dürfen Kaffee und Kuchen am Schloss nur noch im Freien angeboten werden. Die zuvor genutzten Räume im Schloss sollen nun über ein Projekt des Heimatvereins wieder hergerichtet werden.
Foto: Birgit Schulze

Werner Jacob (CDU) stellte den rechtlichen Hintergrund des Förderantrags durch den Verein infrage, nachdem der Stadtrat das Projekt in dem Objekt der Kommune abgelehnt hatte. Gründe für diese Ablehnung waren unter anderem sowohl das immer wieder geforderte Nutzungskonzept für das Schloss als auch die fehlende Kostenübersicht für notwendige Sanierungen dort. Aber auch eine seit Jahren bekannte Einschätzung des Bauordnungsamtes, dass das Schloss, das als Wohnhaus erbaut worden war, nicht ohne weiteres für Veranstaltungen nutzbar sei, bereitet einigen Stadträten Bauchschmerzen. „Das Schloss ist baurechtlich für den Besucherverkehr gesperrt“, erklärte Werner Jacob. Er schlug unter anderem vor, das ganze Objekt – analog dem heutigen Betrieb im Wildpark – komplett an den Heimatverein zu übertragen. Das stellte Borstell infrage, weil es aus seiner Sicht den Verein überfordern würde.

Ortschaft will ein Konzept fürs Neue Schloss

Um den Cafébetrieb im Rahmen der beliebten Parkkonzerte kurzfristig wieder möglich zu machen, schlug Jacob das Aufstellen eines Pavillons vor, weil der unabhängig von einer späteren Nutzung des Schlosses sei. „Wenn man im Schloss doch nichts machen darf, wäre das Geld nicht in den Wind geschossen“, sagte er. Ortsbürgermeister Gerhard Borstell verwies auf Nachfrage von Peter Jagolski (SPD) darauf, dass das geforderte Nutzungskonzept fürs Schloss nun dringend erarbeitet werden solle.