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Initiative Auf der Suche nach Barrierefreiheit

Mit Schwierigkeiten beeinträchtigter Menschen im öffentlichen Raum befasst sich die Interessengruppe "Barrierefreies Tangerhütte".

Von Birgit Schulze 13.08.2020, 07:00

Tangerhütte l Der Bereich des Tangerhütter Heinrich-Rieke-Rings mit seinen Wohnblöcken für betreutes Wohnen und dem großen Seniorenwohnpark ist gerade, was Gehbeeinträchtigungen, Rollstuhl- oder Rollatoren-Nutzer angeht, ein Schwerpunkt. Umso erstaunlicher war jetzt das Testergebnis der Interessengruppe „Barrierefreies Tangerhütte“:

Tiefe Löcher, Senken, in denen ein Rollstuhl steckenbleibt, Kanten, an denen ein solcher abrutscht, und unbefestigte Bereiche, die bei Regen zum Schlammparcours werden, sind eine Seite. Die andere sind fehlende oder plötzlich endende Gehwege, tiefe Bitumenfugen, Bordsteine vor und Mülltonnen neben einem öffentlichen Briefkasten, der für Rollstuhlfahrer wie Testfahrer Torsten Treptow so gar nicht erreichbar ist.

Torsten Treptow lebt selbst am Rieke-Ring und erzählt von den Behinderungen durch die Baustelle des Seniorenwohnparks, aber auch von dauerhaften Sorgen und Unfallgefahren auf dem Weg zwischen Wohnblöcken und der Bismarckstraße. Dort gibt es einen Fußweg hinter dem ehemaligen Tangercafé und am Tanger entlang, der vor allem von Älteren und Behinderten gern genutzt wird.

Barrierefrei ist er nicht und das wird die Interessengruppe jetzt auch als Forderung, etwas zu ändern, an die Stadt aufmachen. Wer tatsächlich für welchen Bereich des Fußweges zuständig sei, müsse dann die Verwaltung klären, findet Marcus Graubner als Vertreter des Allgemeinen Behindertenverbandes Stendal und Umgebung.

Seit sich vor etwa einem Jahr die Interessengruppe „Barrierefreies Tangerhütte“ auf Initiative des Allgemeinen Behindertenverbandes Stendal und Umgebung und des örtlichen Teilhabemanagements im Landkreis Stendal gegründet hat, gab es einige solcher Begehungen. In der erst neu gebauten Schönwalder Straße etwa sind nicht nur Gehwege ohne Sicherheitsräume und mit starken Höhenunterschieden zwischen Gehweg und Grünbereich (und damit der Gefahr des Abrutschens) vorzufinden, auch ein nicht gesicherter Hydrant am Gehweg stellt ein echtes Unfallrisiko dar. Das sei auch der Verwaltung mitgeteilt worden, fasst Werner Hartig als Mitglied der Interessengruppe zusammen.

Auch das halbseitige Parken auf dem Gehweg in der Bahnhofstraße – und das, obwohl die Straße breit genug ist – ist nach Ansicht der Interessengruppe im Sinne der Barrierefreiheit nicht gut gelöst. Thema war in vorherigen Treffen auch die neu gebaute Bebelstraße in Tangerhütte.

Dort sind zwar neue, glatte Gehwege angelegt worden, die aber sind zum Teil deutlich zu schmal, vor allem was Sicherheitsbereiche betrifft, und werden immer wieder durch Grundstücksauffahrten unterbrochen. Wie das besser zu lösen wäre, dazu gibt es Vorschläge von Verkehrsfachmann Hartig, der sich seit vielen Jahren auch im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) engagiert.

„Es gibt gerade in Tangerhütte viele Bereiche, wo Menschen mit Behinderungen leben. Wir wollen gern erkunden, wie es wirklich aussieht, und wir wollen auch was bewirken. Das soll nicht mit Gewalt erreicht werden, aber wir möchten kleine Sachen ändern und schnelle Lösungen schaffen“, sagt Marcus Graubner.

Die Vorschläge, die aus den Treffen und Begehungen der Interessengruppe zusammengetragen werden, sollen regelmäßig an die Verwaltung der Einheitsgemeinde weitergegeben und auch im Bauausschuss angesprochen werden, so Graubner.