Anthony Nowak (7) kümmert sich mit Leib und Seele um Schafe Jüngster Schäfer kommt aus Schäplitz
Der Schäplitzer Anthony Nowak (7) ist mit Leib und Seele Hobby-Schäfer, der jüngste weit und breit. Zehn Schafe gehören ihm. Doch eigentlich will er Fußballer werden. Was sonst? Als Siebenjähriger und zu Zeiten der Fußball-WM.
Schäplitz. Der siebenjährige Anthony Nowak aus Schäplitz ist weit und breit der jüngste Hobby-Schäfer in der Region, wenn nicht sogar in Deutschland. Bereits mit zwei Jahren fing er Schafe ein. Fotos zeugen davon. "Er ist mit mir überall hingekommen", erzählt Opa Siegmund Nowak (55), der 2004 als Hobby-Schäfer mit drei Schafen in Schäplitz anfing. Heute hält der gebürtige Grünenwulscher zwei Böcke, 15 Muttertiere und 25 Lämmer.
Im Rahmen eines Leistungshütens in Iden bekam Anthony 2007 seinen ersten Schäferhut von Andreas Schmidt, Schafscherer und Schäfer aus Lückstedt, geschenkt. Auf der Heimfahrt machte der damals vierjährige Anthony gegenüber dem Opa weitere Forderungen auf: "Jetzt brauche ich noch einen Hund, Stiefel, einen Mantel und einen Schäferstock."
Heute ist der Zweitklässler der Dobberkauer Grundschule rundum ausgestattet. Mittlerweile ist er im Besitz jeweils zweier Hüte und Stöcke. Weiterhin besitzt der Siebenjährige Schäferweste und -hemd, eine Schäfertasche, eine Schäferkette, die bereits Uropa Erich als Schäfer getragen hat, und eine Schäferuhr. "Schäfer haben immer eine Taschenuhr", erklärt Anthony Nowak.
Fehlen darf bei der Ausstattung auch nicht ein Bandelier (über die Schulter gelegter, schräg über den Oberkörper getragener, breiter Lederriemen), an das der Hund angebunden wird. Einen eigenen Hütehund hat Anthony zwar noch nicht, aber mit dem von Opa Siegmund ausgebildeten Border-Collie "Bali" kann der junge Hobby-Schäfer bereits gut umgehen. "Mit dem Hund hütet Anthony schon richtig gut die Schafe", erzählt Siegmund Nowak nicht ohne Stolz auf den Enkel. Mit einem energischen "Bali, ab!" demonstriert An- thony sogleich auf der Koppel seinen Umgang mit dem Hund.
Die Schafe sind für Anthony schon mehr als ein Hobby. Zumindest, was den Zeitaufwand betrifft, auch wenn Opa Siegmund stets hilfreich zur Seite steht. Zehn Schafe (Fleischschafe; Kreuzung aus Schwarzkopf-Texel und Suffolk) gehören dem siebenjährigen Hobby-Schäfer, der auch Mitglied im Altmärkischen Verein für Schafzucht und Schafhaltung ist und regelmäßig an den Schäferstammtischen teilnimmt. Da hält er sich zwar bei den Diskussionen noch zurück, wenn Anthony aber nach Hause kommt, wird über die Themen am Stammtisch noch Tage debattiert. Im Frühjahr 2011 plant der Schäplitzer, zum Schäferstammtisch nach Kläden einzuladen. Natürlich in den "Schafstall".
Als Anthony noch in den Kindergarten ging, wurde er bei einem der Stammtische darauf angesprochen, dass er ja demnächst in die Schule geht. Der Schäplitzer antwortete: "Ich brauche nicht in die Grundschule, ich gehe gleich in die Schäferschule."
Tatsächlich hat er mittlerweile von Joachim Gaudian, Schäfer in Gardelegen, ein ernsthaftes Angebot für eine Lehrstelle erhalten. Und im Alter von fünf Jahren wurde Anthony in Krumke von einem Schäfer aus der Nähe von Uelzen angesprochen. Ihm sei gerade ein Lehrling abgehauen. Wenn Anthony will, nimmt er ihn sofort mit. Doch aus dem Hobby einen Beruf zu machen, da ist Anthony noch zurückhaltend. "Eigentlich will ich Fußballer werden", verrät der Siebenjährige, der bei den F-Junioren des TuS Bismark dem runden Leder nachjagt.
Moritz, Inge, Otto, Lara, Cora, Heidi und so weiter – Anthony kennt nicht nur die Namen der Schafe, er kann auch die einzelnen Nummern der Tiere benennen. Jeden Tag kümmert sich Anthony um seine Schafe. Sein Wissen und Können stellt Anthony auch regelmäßig bei Veranstaltungen unter Beweis. Wie zuletzt im Juni bei der Altmärkischen Tier- und Gewerbeschau in Kakerbeck. Dort präsentierte er für den Schafzuchtverband die Siegerschafe. "Anthony ist überall gern gesehen", erzählt Opa Siegmund. Er muss überall dabei sein, ist schon fast das Maskottchen des Schafzuchtverbandes.
Für die laufenden Sommerferien hat sich Opa Siegmund etwas ganz Besonderes für seinen Enkel ausgedacht. "Wir wollen ein paar Tage draußen auf der Koppel verbringen und auch übernachten", erzählt Siegmund Nowak. "So, wie früher die Schäfer." Anthony kann es kaum erwarten. "Ja, ja, das hat Opa mir versprochen."