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Justiz Tangermünde-Räuber sitzt in U-Haft

Nach zwei Überfällen mit einer Machete ist die Beweislast gegen den mutmaßlichen Täter erdrückend.

Von Siegfried Denzel 09.07.2020, 17:48

Tangermünde/Stendal l Der mutmaßliche Tankstellen- und Discountmarkt-Räuber von Tangermünde sitzt in Untersuchungshaft. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stendal habe ein Richter Haftbefehl gegen den jungen Mann erlassen, berichtete Polizeisprecherin Beatrix Mertens am Donnerstagnachmittag.

Bei ihm handelt es sich um einen polizeibekannten Tangermünder; sein Alter hatte die Polizei unmittelbar nach der Festnahme am Mittwoch zunächst mit 20 Jahren angegeben, gestern korrigierte sie auf 19. Seinem Alter entsprechend ist er denn auch nicht in ein normales Gefängnis eingeliefert worden – er wird in einer Jugendhaftanstalt auf den Abschluss der Ermittlungen und seinen Prozess wegen schweren Raubes warten.

Laut Polizei hat der junge Mann am frühen Mittwochnachmittag die Gulf-Tankstelle in der Stendaler Straße und zehn Minuten später die Netto-Filiale in der Kirschallee überfallen. Bewaffnet war er mit einer Machete und einer Schreckschusspistole. Dabei, so Polizeisprecherin Mertens gegenüber Volksstimme, habe er „einen niedrigen vierstelligen Geldbetrag und mehrere Schachteln Zigaretten erbeutet“.

Zwar wollte sie mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht sagen, ob der 19-Jährige ein Geständnis abgelegt hat oder die Tat bestreitet. Doch die Beweislage ist offenbar erdrückend: „Bei ihm wurde das Diebesgut gefunden“, berichtete die Polizeisprecherin. Zum Zeitpunkt der Tat war der junge Mann wohl nicht ganz nüchtern: Ein sogenannter Drogen-Vortest sei positiv ausgefallen.

Mertens bestätigte zudem Informationen, wonach es bei der Festnahme im Bereich der Straße Notpforte einen Zwischenfall gegeben hat: Als eine Streifenwagen-Besatzung den auf einem Fahrrad Flüchtenden stoppen wollte, rammte sie mit dem Auto den 19-Jährigen, der sich beim Sturz Abschürfungen zugezogen habe und deshalb als leicht verletzt gilt. Außerdem stieß der Polizeiwagen gegen einen Poller.

Mitarbeiter und Kunden der überfallenen Geschäfte überstanden die beiden Taten zumindest körperlich unbeschadet. Eine Frau, die zum Zeitpunkt des Netto-Überfalls gerade zum Bezahlen an der Kasse war und die Tat aus nächster Nähe mitverfolgte, hatte gegenüber der Volksstimme von Todesangst gesprochen. Ein anderer Augenzeuge schilderte seinen Eindruck so: „Der Typ schien wild entschlossen. Das war wie im Fernsehkrimi.“

Beide lobten unterdessen das Verhalten der Kassiererin als besonnen: Sie habe zwar erschrocken, aber ruhig und deeskalierend reagiert und dem Täter sofort den Kassen-Inhalt angeboten. Ob die Opfer des Überfalls im Anschluss psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben, konnte die Polizei nicht sagen.