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Kita Träger hüllt sich in Schweigen

Die Geschäftsleitung der freien Kita in Bindfelde wird nach unbestätigten Schließungsgerüchten mit neuen Vorwürfen konfrontiert.

Von Egmar Gebert 14.05.2019, 01:01

Bindfelde l Auf den Volksstimme-Beitrag über Schließungs-Gerüchte der freien Kindertagesstätte „Auf dem Bauernhof“ in Bindfelde hat es Reaktionen gegeben. Im Gegensatz zu Geschäftsführerin Dorothea Schulz und Prokurist Guido Völz, die gegenüber der Volksstimme zwar einräumten, dass es „interne Dinge“ gebe, die „zu klären“ seien, sich dazu aber erst „zu späterer Zeit“ äußern wollen, haben Mitarbeiterinnen des Kindergartens das Bedürfnis, jetzt zu reden.

Sie sprechen gegenüber der Redaktion von „massiven Lügen“ der Geschäftsführung des Trägers, die Schulz-Völz gGmbH, und einer Atmosphäre, die das Arbeiten in der Einrichtung sehr erschwere. Kollegen, die Vorschläge zur Verbesserung oder Änderungen im Interesse der Kinder gemacht hätten, sei von der Geschäftsführung des freien Trägers mit Kündigung gedroht worden. Eskaliert sei das Ganze Ende Februar/Anfang März, als die damalige Kita-Leiterin von der Geschäftsführung entlassen worden sei. Festplatten in Computern seien ausgetauscht worden, um ihr den Zugriff auf bestimmte Daten unmöglich zu machen, der Zutritt zu ihren Arbeitsplatz sei der Kita-Leiterin verwehrt worden. Schlussendlich sei der Kita-Leiterin auf Veranlassung der Geschäftsführung von der Polizei ein Platzverweis erteilt worden.

Die Mitarbeiter seien derart eingeschüchtert, heißt es, dass sie sich nicht öffentlich äußern würden. Diejenige, die es dann doch tat und mit der Volksstimme sprach, tat das nur unter der Maßgabe, ihren Namen nicht öffentlich zu machen. Sie versichert, die ehemalige Kita-Leiterin habe gute Arbeit geleistet, sich für die Mitarbeiter eingesetzt und im Interesse der Kinder gehandelt. Eltern hätten sich ebenfalls für die Frau stark gemacht, sich wegen der Situation ans Jugendamt des Landkreises sowie an die Stadtverwaltung Stendal gewandt. Mitarbeiter wie Eltern hätten die Bitte gehabt, der ehemaligen Kita-Leiterin zu ermöglichen als solche zu arbeiten – wenn nicht in Bindfelde, dann in einer anderen Kindereinrichtung der Stadt, denn „das hätte sie verdient“.

Die Forderungen von Eltern sollen noch weiter gehen: Einige sprechen sich nach Volksstimme-Informationen für eine Schließung der Kita in Bindfelde aus, andere sind bereits auf der Suche nach Betreuungsplätzen in anderen Kindertagesstätten. Die Fakten sind von beiden Behörden auf Volksstimme-Nachfrage so nicht bestätigt worden. Weder im Büro des Stendaler Oberbürgermeisters noch im zuständigen Amt für Jugend, Sport und Soziales seien diesbezüglich offizielle Gespräche mit Bürgern geführt worden. Die Tagesstätte in Bindfelde „ist eine Kita in privater Trägerschaft, weshalb wir keinerlei Einfluss auf die dortigen Personalentscheidungen haben“, heißt es in der Pressemitteilung der Stadtverwaltung.

Zur Frage einer Weiterbeschäftigung wird aus dem Rathaus mitgeteilt: Wenn eine Stelle in einer städtischen Kita ausgeschrieben sei, werde jeder Bewerbe berücksichtigt, der die geforderten Abschlüsse und Ausbildung vorweisen könne und auch die sonstigen Anforderungen erfülle.

Im Kreis-Jugendamt würden auch keine Erkenntnisse vorliegen, dass Eltern die Schließung fordern. Es ist nochmals darauf hingewiesen worden, dass, wie die Volksstimme am 2. Mai berichtet hat, aufgrund von Hinweisen ein Betriebserlaubnisverfahren für die Kita Auf dem Bauernhof in Bindfelde eröffnet worden ist. „Es wurden Verstöße gegen die Bestimmungen der Betriebserlaubnis festgestellt“, so das Kreisamt, das mit Hinweis auf ein laufenden Verfahrens keine weiteren Details nennt.

Auf nochmalige Nachfrage beim Träger in Bindfelde, sagt Geschäftsführer Guido Völz, dass es im Frühjahr einen Wechsel in der Kita-Leitung gegeben habe. Und: Es gebe definitiv Dinge aus der Vergangenheit, die zu klären sind. Das werde nicht öffentlich, sondern intern mit dem Elternkuratorium geschehen. „Wir werden nichts nach außen tragen“, betont Völz.

So hat es auch keinen Kommentar zur Volksstimme-Nachfrage wegen eines Vorfalls in der Freien Grundschule gegeben. Die Schule mit 36 Lernenden wird wie die Kita, in der laut Träger derzeit 75 Kinder betreut werden, von der Schulz-Völz gGmbH betrieben. Beide Einrichtungen haben sich dem Montessoripädagogik-Konzept verschrieben. Weniger das Konzept, vielmehr der Umgang mit einem Elternpaar und zwei seiner Kinder werde der Leitung der gemeinnützigen Gesellschaft angelastet.

Wie die Mutter, deren Name der Redaktion vorliegt, gegenüber der Volksstimme schildet, sei die Auseinandersetzung mit ihr und ihrem Ehemann im März 2018 derart eskaliert, dass sie mitten im laufenden Schuljahr von heut auf morgen die Kündigungen für ihre Schul- und Hortverträge für ihre Kinder erhalten hätten. Diese seien nach dem Einschalten ihres Anwalts zurückgenommen worden.

Auslöser der Konfrontation, unter der ihre Kinder zu leiden hatten, soll die Behauptung der Trägerleitung gewesen sein, dass die Eltern mit einer Anzeige für die Entlassung eines Lehrers gesorgt hätten. Die Eltern bestreiten dies vehement. Sie hätten mehrmals um eine Klärung gebeten, um die „Lüge“ aus der Welt zu schaffen. Bei einem Gespräch sei von der Geschäftsleitung die Polizei gerufen worden. Wie sich laut der Mutter herausgestellt habe, unter dem Vorwand des Hausfriedensbruchs. „Das erwies sich als falsch.“ 

Die Eltern hätten das Gespräch geführt, auch Hilfe beim Landesschulamt gesucht und letztendlich ihre Konsequenzen gezogen. Für das jüngere Kind sei der Vertrag zum Schuljahresende 2017/18 beendet worden. Das ältere Kind sei regulär in eine fortführende Schule gewechselt, „in eine staatliche“, so die Mutter.