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Kommunalwahl Ein politischer Herrenabend in Stendal

In Stendal haben sich die Spitzenkandidaten für den Stadtrat dem Wahlforum der Voksstimme gestellt.

Von Donald Lyko 16.05.2019, 11:06

Stendal l Wird der große Andrang vom Dienstagabend im Kleinen Haus des TdA als Stimmungstest gesehen, lautet das Fazit: Die Stendaler sind offenbar nicht wahlmüde. Das Interesse an der Stadtratswahl dürfte auch deswegen groß sein, weil mehr Parteien, Wählergruppen und Einzelbewerber am Start sind, sagte Bernd-Volker Brahms, Leiter der Stendaler Volksstimme-Redaktion, den zahlreichen Gästen und vor allem den acht Herren im Podium voraus. Die ließ er zur Einstimmung jeweils einen vorgegebenen Satz vollenden:

Hardy Peter Güssau (CDU): „Die Sache mit dem Rathausfahrstuhl war ... eine langsame Geschichte“.

Marcus Faber (FDP): „Als Bundestagsabgeordneter habe ich ... viel gelernt.“

Herbert Wollmann (SPD): „Der Tiergarten in Stendal ist ... ein Aushängeschild für eine so kleine Stadt, in einigen Punkten aber noch verbesserungsfähig.“

Joachim Röxe (Die Linke): „Der Haushalt der Stadt Stendal ist ... für die Bürger ein wesentliches Merkmal für die gute Entwicklung unserer Stadt.“

Björn Eckhard Dahlke (Grüne): „Als Radfahrer in Stendal hat man ... noch Potenzial für bessere Radwege.“

Arno Bausemer (AfD): „Auf der Zuschauerbank bei der Stadtratssitzung ist es ... interessant, teilweise versteht man es aber wegen der Akustik schlecht, darum sollte sich der neue Stadtrat kümmern.“

Olaf Lincke (Bürger für Stendal): „Mit meinem Smartphone kann ich ... alle erreichen, die etwas hören wollen.“

Christian Röhl (Freie Stadträte Stendal): „Als Unternehmer in Stendal muss ich ... dafür sorgen, dass alle Angestellten ihr Geld bekommen.“

Themen gibt es reichlich, die den neuen Stadtrat beschäftigen werden. Bauplätze zum Beispiel. „Ein Stadtteil wie Süd darf nicht brach liegen“, forderte Christian Röhl. Er sieht bei der Erschließung von Bauland aber nicht nur die Stadt in der Pflicht, sondern auch die private Bauwirtschaft.

Süd lasse sich „durchaus entwickeln“, findet Joachim Röxe, das Problem seien aber die noch stehenden Blöcke, die nicht der Stadt gehören und ein Konzept für das Gesamtgebiet darum nicht möglich sei.

So sieht es auch Herbert Wollmann. Was er aber nicht sieht, ist „ein ex­tremer Bauplatzmangel“. Vielmehr müsse – mit Blick auf die Alterspyramide – bedacht werden, dass in 10, 15 Jahren vermutlich Wohnhäuser frei werden. „Wir dürfen keine Immobilienblase schaffen“, sagte der Sozialdemokrat.

Ist es der richtige Weg, auch die letzten Bauplätze noch zu erschließen, selbst gegen den Willen der Bürger?, fragte Moderator Bernd-Volker Brahms mit Blick auf den laufenden Rechtsstreit über das geplante Baugebiet an Langobarden- und Thüringer Straße. „Wir müssen den Bürger mitnehmen. Bei solchen Vorhaben muss es eine Abstimmung mit ihnen vor einer Entscheidung geben und keine Hinterzimmerpolitik“, forderte Arno Bausemer.

Er sehe kein Wohnungsproblem in Stendal, antwortete Marcus Faber auf die Frage nach bezahlbarem Wohnraum. Jeder sollte so leben, wie er möchte, auch beim Wohnraum. „Wir sollten aber schauen, dass der Wohnungsbestand gut ausgelastet wird. Stendal hat tatsächlich Wachstumschancen.“

Ein anderes Thema: Radwege. „Insgesamt gibt es deutliche Probleme mit den Radwegen zwischen den Ortsteilen“, kritisierte Björn Eckhard Dahlke, „der Rad- und Straßenverkehr muss aus einem Guss sein.“ Kritik kam auch von Olaf Lincke: „Stendal kann nicht davon reden, dass es fahrradfreundlich ist.“ Es könne nicht sein, dass an Landesstraßen Radwege gebaut werden, die aber enden, sobald die Straße zu einer kommunalen wird, oder das ein Vorhaben wie der Schadewachten ohne Radweg geplant wird. Er plädierte dafür, die Ortsteile für Radfahrer besser anzubinden.

„Man kann vieles besser machen“, sagte Hardy Peter Güssau. Er sieht für die Stadt derzeit aber andere wichtigere „Baustellen“. Unter anderem die, dass sich die Stadtverwaltung bürgernaher aufstellt. „Was mich ärgert ist, dass es noch viel zu lange dauert, bis Bürgerbeschwerden abgestellt werden, meist erst nach Wochen“, sagte der Christdemokrat. (Weiterer Bericht folgt)