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Kriminalstatistik Aufklärung top - Straftaten gestiegen

Im Polizeirevier Stendal liegt die Aufklärungsquote bei Straftaten weiter über dem Landesdurchschnitt - trotz gestiegener Straftaten.

Von Regina Urbat 13.03.2020, 00:01

Stendal l Echte Knaller wie das Auffliegen einer Indoorplantage mit 2000 Hanfpflanzen, eine schwere Körperverletzung mit Todesfolge oder einen Serien-Brandstifter „können wir nicht bieten“, sagt Bernd Jonschkowski. Im gleichen Atemzug betont der Leiter des Kriminaldienstes im Polizeirevier Stendal: „Das ist auch gut so.“ Zustimmung bekommt er vom Polizeirevierleiter Carsten Töpfer und Pressesprecher Dirk Marscheider. Das Trio stellte am gestrigen Donnerstag die Kriminalstatistik 2019 für den Landkreis Stendal vor.

Das Erfreulichste aus Sicht der Experten: Die Aufklärungsquote bei den Straftaten ist erneut gestiegen, konkret um 0,8 Prozent, und liegt mit 58,7 Prozent nach wie vor über dem Landesdurchschnitt (53,2 Prozent). Und das, obwohl die Zahl der registrierten Straftaten im Landkreis Stendal gegenüber 2018 leicht angestiegen ist - um 307 Fälle auf insgesamt 6.696. „Das hohe Niveau der Aufklärungsquote spricht für die gute Zusammenarbeit der Kollegen in allen Bereichen“, sagt Kriminalrat Jonschkowski.

Insgesamt sind 54 Beamte in der Kriminalabteilung tätig, darunter 17 Frauen. „Sie erledigen ihren Job genauso gut wie die Herren“, fügt Polizeirat Töpfer hinzu. Und trotz der weniger spektakulären Fälle, mangelt es ihnen an Arbeit nicht. Andererseits sehe sich der Revierleiter in der Einschätzung bestätigt, dass es sich „im Landkreis Stendal ruhig leben lässt“. Man sei von einem Brennpunkt der Kriminalität weit entfernt, ergänzt der Polizeikommissar Dirk Marscheider.

Ein Tötungsdelikt gab es 2019 nicht. Dafür fünf Fälle der fahrlässigen Tötung, drei mehr als 2018. In erster Linie waren es Institutionen und Angehörige, die Ärzte wegen Behandlungsfehler anzeigten oder die wahre Todesursache geklärt wissen wollten, so Jonschkowski. Wie der 57-jährige Kripo-Chef weiter erläutert, gab es bei der Todesursachenermittlung insgesamt eine Erhöhung von 43 Fällen auf 183, was nicht gleich mehr Straftaten bedeute. „In keinem Fall wurde wegen einer Straftat ermittelt.“ Die Zunahme hänge damit zusammen, dass der Tod oftmals durch Notärzte festgestellt worden sei, die eine Klärung vor Ort nicht abgeben hätten.

In zehn Fällen wurde Suizid durch Erhängen registriert, vier Personen seien durch Sturz aus großer Höhe gestorben. Eine Person habe sich mit einer Waffe erschossen. In drei Fällen wurden der Polizei Knochenfunde im Erdreich gemeldet und vom Todesursachenermittler bearbeitet. Ein Verdacht auf einen Straftatbestand konnte jeweils ausgeschlossen werden.

Bei der Zunahme der Straftaten im Landkreis Stendal, was übrigens landesweit der Trend ist, sind laut Revierchef Töpfer keine Schwerpunkte im Vorjahr festgestellt worden. Weder bei Diebstählen, Sachbeschädigungen bis hin zu Rauschgiftdelikten. „Sonst hätten wir darauf reagiert.“ Die Zunahmen in den Bereichen lassen sich „erklären“, ergänzt Bernd Jonschowski. Beispielsweise bei den Sexualdelikten mit einer gestiegenen Sensibilität von Eltern und Angehörigen, wenn entsprechende Filme oder Fotos auf dem Smartphone oder im Internet entdeckt werden.

Die Zahl der Nötigungen, die von 29 in 2018 auf 41 Fälle im Vorjahr scheinbar drastisch gestiegen ist, erklärt Jonschkowski mit der Zunahme von Rowdytum im Straßenverkehr, denn die meisten Delikte seien Anzeigen von Verkehrsteilnehmern. Ähnlich verhalte es sich bei der Steigerung des Widerstands gegen Polizeibeamte, von 18 auf 30 Fälle. „Auch hier fehlte oftmals einfach der Respekt.“

Den größten Anteil bei den Straftaten machen mit 2203 Fällen die Diebstähle aus. Darunter sind 305 Ladendiebstähle, 34 Mal wurde ein Pkw gestohlen, 360 Mal ein Fahrrad. 40 Wohnungseinbrüche wurden registriert. Während bei Letzterem eine gewisse Stagnation zu verzeichnen sei, „liegen wir bei Vermögensdelikten sowie Kredit- und Leistungsbetrug mittels Internet im bundesweiten Trend“, sagt Bernd Jonschowski.

Im Landkreis waren es im Vorjahr 985 Fälle, knapp 80 mehr als 2018. Aber: „Positiv ist, dass kein einziges Mal der Enkeltrick gelang.“ In dieser Hinsicht bedankte sich der Revierleiter bei den Pressevertretern, die durch Veröffentlichung der Hinweise der Polizei zur Wachsamkeit in der Bevölkerung beitragen würden.