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Landeszentrum Jugend soll Politik mitgestalten

Das Landeszen­trum Jugend + Kommune nimmt in Stendal die Arbeit auf. Es hilft Gemeinden, Kinder an Politik zu beteiligen.

Von Nora Knappe 13.04.2018, 01:01

Stendal l Kinder und Jugendliche im Geschehen in Dorf und Stadt stärker beteiligen – probiert wird es immer wieder, oft verläuft es aber im Sande, schreckt das Schneckentempo bürokratischer Mühlen ab. Oder es fehlt an Wissen, wie was funktioniert, wer der geeignete Ansprechpartner ist. „Es gibt schon viele gute Ansätze im Land, was fehlt, ist, dass die Beschlüsse aus Kinder- und Jugendgremien auch ernsthaft umgesetzt werden. Junge Menschen bringen sich nur ein, wenn Politik sie und ihre Themen ernst nimmt.“ So brachte es am Donnerstag Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) in der Stendaler Hochschule auf den Punkt. Dort fand die Auftaktveranstaltung und offizielle Ernennung des „Landeszentrums Jugend + Kommune“ statt.

Das Zentrum, unter Federführung des Vereins Kinderstärken, will Kommunen dabei beraten und unterstützen, wie sie Kinder und Jugendliche an Entscheidungen besser beteiligen können. Landes- und Bundesebene sollen dabei mit ihnen interagieren. Den Bescheid über 100.000 Euro fürs erste Jahr gab es nun von der Sozialministerin überreicht.

Auf den ersten Blick scheint alles noch sehr theoretisch, aber für Susanne Borkowski, Geschäftsführerin von Kinderstärken, hat das im Herbst 2017 gegründete Landeszentrum schon längst Fahrt aufgenommen. Schließlich sind bereits fünf Kommunen des Landes Sachsen-Anhalt als Pilotpartner dabei, in Austausch miteinander zu treten und eigene Projekte in Sachen Kinderbeteiligung in der Kommunalpolitik anzugehen. „Voneinander lernen“ ist das Leitmotto.

Zehn Kommunen hatten sich beworben, diese fünf sind nun Modellregionen: Hansestadt Stendal, Verbandsgemeinde Seehausen, Gemeinde Gutenborn, Gemeinde Mulde­stausee und Landkreis Mansfeld-Südharz. Was haben sie vor in Sachen Jugendbeteiligung? „Mansfeld-Südharz zum Beispiel möchte den Jugendkreistag ausbauen und ländliche Regionen stärker einbinden“, beginnt Susanne Borkowski die Aufzählung, „Seehausen hat schon ganz viel gemacht in den letzten Jahren, sucht jetzt nach neuen Wegen, mehr Verbindlichkeit für Jugendliche zu erreichen. Stendal will eine Kinderinteressensvertretung etablieren, vor allem für Kinder mit Behinderung.“

Da sich die Kommunen beworben haben, darf man davon ausgehen, dass sie das Ganze auch wirklich wollen. „Es ging tatsächlich von den Bürgermeistern aus, das ist für uns ein wichtiges Signal“, sagte Susanne Borkowski im Volksstimme-Gespräch. Gleich nach der Veranstaltung gestern Vormittag in der Hochschule setzte sie sich mit den Vertretern der Gemeinden zusammen, um die weiteren Schritte zu besprechen. Es sollen sogenannte Beteiligungsmoderatoren ausgebildet werden, um deren örtliches Wissen in die Breite zu bringen. Im Sommer soll zudem in Wernigerode ein Kinder- und Jugend-Camp stattfinden.

Einer, der aus eigener Erfahrung weiß, wie Beteiligung funktionieren kann und dass sie unbedingt notwendig ist, ist Nico Stille. Er unterhielt sich nach dem offiziellen Akt angeregt mit Tobias Hennigs vom Verein Kinderstärken, der sich für die Herangehensweise bei der Landesjugendfeuerwehr interessierte. Als deren Sprecher war der 18-jährige Nico Stille an diesem Tag da. „Man muss nicht immer nur die Probleme sehen“, findet der junge Mann, „sondern auch Ideen einbringen und zeigen, wie es gehen kann. Dafür ist es wichtig, mit Jugendlichen auf einer Ebene zu sprechen.“ Das sei bei der Landesjugendfeuerwehr schon gut gelungen – auch wenn es anfangs Skepsis und Widerstände vonseiten der älteren Feuerwehrmitglieder gegeben habe. „Der Beginn ist immer schwierig, aber wenn man zeigt, dass es geht, kann man die Leute überzeugen.“

Die Feuerwehr ist dafür wohl ein gutes, wenn auch herausforderndes Übungsfeld, denn sie ist stark hierarchisch aufgebaut. „Da gibt es eine Anweisung, und dann wird es so gemacht“, sagt Stille. „Dazu braucht es aber auch Weitblick, so dass sich jeder mitgenommen fühlt.“ Wenn man die Jugend mitbestimmen lasse, dann wecke man vielleicht auch Interesse, in der Feuerwehr die Berufslaufbahn einzuschlagen. Der 18-Jährige ist sich sicher: „Wer mitgestalten kann, ist überzeugt von einer Sache und begeistert andere dafür.“