Corona Landkreis Stendal verdoppelt Impfkapazität - „Corona-Feier“ im Ordnungsamt bleibt ohne Konsequenzen
Das Corona-Virus hat den Landkreis Stendal voll erwischt. Landrat Patrick Puhlmann setzt auf mehr Tests und Impfungen. Verstöße im eigenen Haus ziehen keine weiteren Konsequenzen nach sich.
Stendal. Die Corona-Lage im Landkreis Stendal bleibt angespannt und das Infektionsgeschehen dynamisch. Seit mehreren Tagen liegt die Sieben-Tage Inzidenz jenseits der 200, Tendenz steigend. Landrat Patrick Puhlmann (SPD) verwies in der turnusmäßigen Pandemie-Pressekonferenz jedoch auf Fortschritte beim Impfen. Mittlerweile ist auch klar, was den Mitarbeitern des Ordnungsamtes droht, die im März bei der Feier eines Dienstjubiläums gegen die Corona-Richtlinien der Kreisverwaltung verstoßen hatten. Die Volksstimme beantwortet die wichtigsten Fragen zur Situation:
Corona im Landkreis Stendal: Wo ist die Situation besonders angespannt?
Sogenannte Hotspots, an denen besonders viele Infektionen auftreten, könne man laut Puhlmann im Landkreis Stendal bisher nicht feststellen. „Es ist kein regionaler Schwerpunkt auszumachen“, sagte der Landrat. Ähnlich unübersichtlich seien die Übertragungswege. „Ansteckungen passieren im privaten Umfeld genauso wie am Arbeitsplatz“, berichtete der Landrat. Auch an Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Pflegeheimen verbreite sich das Coronavirus. Mittlerweile sei klar, dass die britische Mutation die Zahlen nach oben treibe. Bei einem überwiegenden Teil der Infizierten sei diese festgestellt worden. „Diese Variante dominiert das Infektionsgeschehen“, sagte Puhlmann, ohne konkrete Zahlen zu nennen.
Wie ist der Stand bei den Impfungen im Landkreis Stendal?
Dank der kreisweiten dezentralen Immunisierungen und der nun impfenden Hausärzte habe die Impfkampagne im Landkreis deutlich Tempo gewonnen, sagte Patrick Puhlmann. Am Dienstagvormittag, 13. April, vermeldet das Sozialministerium des Landes 12.483 Erstimpfungen in der Ostaltmark. Sieben Tage zuvor waren es noch 9554.
In den kommenden Wochen soll außerdem die Zahl der täglichen Impfungen im Impfzentrum von 150 auf 300 erhöht werden. Dazu solle der Wartebereich im Impfzentrum baulich vergrößert werden, kündigte der Landrat an. „Die Nachfrage nach Terminen ist ungebrochen hoch“, sagte er. Die Erhöhung der Kapazitäten wird auch deshalb möglich, weil deutlich mehr Impfstoff eintrifft. Die wöchentliche Menge von 1170 Dosen soll verdoppelt werden. Es handelt sich dabei ausschließlich um das Produkt von Biontech/Pfizer. Ob nach dem Erfolg der dezentralen Impfungen – bis dato blieb kaum ein Termin ungenutzt – das Konzept auf weitere Jahrgänge ausgedehnt wird, steht derweil noch nicht fest. „Es ist nicht absehbar, wie bundesweit in den kommenden Wochen mit den Prioritätsgruppen verfahren wird“, erklärte der Landrat.
Wie werden die Schnelltests im Landkreis Stendal genutzt?
Unterdessen würden die Selbsttests in wachsendem Maße genutzt, berichtete der Landrat. „Bei uns im Landkreis übernehmen vor allem Apotheker diese Aufgabe. Allerdings nicht überall. In der Hansestadt Havelberg beispielsweise gibt es derzeit keine Möglichkeit, das von der Bundesregierung finanzierte Angebot von einem kostenlosen Test pro Woche wahrzunehmen. Verpflichten könne der Landkreis niemanden. „Eine Testpflicht existiert bislang außer an Schulen und Kindertagesstätten nicht.“ Für Letztere übernehme es der Landkreis, die vom Land bereitgestellten Test-Kits zu verteilen. „Wir haben extra eine Person eingestellt, die sich ausschließlich mit der Verteilung der Tests beschäftigt“, informierte der Landrat.
Welche Konsequenzen hat die Feier im Ordnungsamt des Landkreises Stendal?
Die Untersuchungen der ungenehmigten Jubiläums- oder Geburtsgasfeier im Ordnungsamt der Kreisverwaltung hat keine rechtlichen Konsequenzen. Das gab der Landrat auf Nachfrage bekannt. Bei der „nichtdienstlichen Zusammenkunft“, wie er es formulierte, seien „offenbar diverse Mitarbeiter auf dem Flur zusammengekommen“, um einem Kollegen zu gratulieren. „Die Befragungen und Anhörungen dazu sind abgeschlossen“, sagte Patrick Puhlmann. Daraus hätten sich weder arbeitsrechtliche Konsequenzen rechtfertigen lassen, noch sei es geboten erschienen, Bußgelder zu verhängen. Dafür habe gesprochen, dass in der Folge der ungenehmigten Zusammenkunft keine Ansteckungen mit dem Corona-Virus gegeben habe.
Landrat Patrick Puhlmann: „Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack“
„Dennoch bleibt ein übler Nachgeschmack. Solche Treffen sind in der derzeitigen Situation absolut unangebracht. Ich habe nach wie vor kein Verständnis dafür. Wir sind die Behörde, die die Einhaltung der Regeln kontrolliert. Da dürfen wir nicht selbst dagegen verstoßen.“
Die Reaktion entspreche der auf Verstöße von Bürgern, wenn diese erstmals die Corona-Regeln verletzen. Eine Wiederholung werde es nicht geben, versicherte Patrick Puhlmann.