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Landratswahl Wahlkampf geht in die Verlängerung

Der Tag nach der Landratswahl in Stendal - Freude auf der einen Seite, Ernüchterung auf der anderen.

Von Antonius Wollmann 12.11.2019, 00:01

Stendal l Für Patrick Puhlmann war der Tag nach der Landratswahl wieder ein normaler Arbeitstag in der Borghardt-Stiftung. „Das war so geplant, dass ich am 11. November wieder anfange“, sagte der gemeinsame Kandidat von SPD, Linken und Grünen, der mit 46,9 Prozent die Hauptwahl klar für sich entschieden hat und der sich für die intensiven Wahlkampfwochen vom Arbeitgeber hatte freistellen lassen.

Nun geht der Wahlkampf weiter bis zur Stichwahl am 1. Dezember. In diese Wahl könne „man mit breiter Brust gehen“, sagte der 36-Jährige. Sein Ergebnis sei „ein starkes Signal“, so Puhlmann, „aber es reicht erst, wenn die Wähler am 1. Dezember noch einmal zur Wahl gehen. Dann haben wir gute Chancen.“ Trotz des Vorsprunges von gut zwölf Prozent zum Zweitplatzierten, Amtsinhaber Carsten Wulfänger (CDU), sei die Stichwahl „kein Selbstläufer“. Darum werde der Sozialdemokrat den Wahlkampf nicht nur nutzen, um weiter über seine Themen zu sprechen, sondern auch dafür, möglichst viele zum Urnengang zu motivieren.

Der Wahlsonntag sei der „aufregendste Tag in den ganzen drei Monaten Wahlkampf“ gewesen, ein Tag mit viel Lampenfieber, sagte der Storkauer. Denn an diesem Tag habe es die Antwort darauf gegeben, „ob das alles richtig gewesen ist“. Puhlmann: „Das Ergebnis spiegelt das wieder, was wir auf der Straße erlebt und gehört haben.“ Dass er als gemeinsamer Kandidat auch für die Linken und die Grünen angetreten ist, „war in dieser Konstellation genau der richtige Schritt“.

Für Mario Blasche, Kreisvorsitzender der Linkspartei, ist der Erfolg des gemeinsamen Kandidaten eine Folge des aus seiner Sicht engagiert und gut geführten Wahlkampfs. Patrick Puhlmann sei bei den Menschen gewesen und habe immer ein offenes Ohr gehabt. Gleichzeitig spiegele das Resultat die große Unzufriedenheit im Landkreis. Nun müsse man „den Etappenerfolg am 1. Dezember vergolden.“

„Es hat sich bewahrheitet, dass es richtig war, einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen“, sagte der Grünen-Kreisvorsitzende Ruben Engel. Bei den Grünen sei man zwar davon ausgegangen, dass es ihr Kandidat in die Stichwahl schafft, „dieses tolle Ergebnis hätte ich persönlich aber nicht erwartet“. Für die Stichwahl gebe es nun „eine gute Ausgangslage“, so Engel, „wir werden in den kommenden Wochen noch mal Vollgas geben“.

Mit solch einem starken Ergebnis hätte auch der Bundestagsabgeordnete und FDP-Kreisvorsitzende Marcus Faber nicht gerechnet. Seine Partei hatte entschieden, Patrick Puhlmann zu unterstützen. „Ich bin absolut positiv überrascht. Jetzt geht es darum, so viele Wähler wie möglich für die Stichwahl zu mobilisieren“, sagt er. Daher müsse man sich klar machen, dass ein Sieg kein Selbstläufer werde. Heißt aus seiner Sicht: Nicht locker lassen und die Botschaft vermitteln, dass dem Landkreis ein Wechsel gut tun würde.

Er habe mit einem knapperen Ergebnis gerechnet, sagte Rüdiger Kloth von „Pro Altmark“. Die Wählergruppe hatte sich schon recht früh hinter Landrat Carsten Wulfänger gestellt. Denn mit der Gründung von „Pro Altmark“ vor einem Jahr sei nicht die „ganze CDU verteufelt worden“, auch nicht Carsten Wulfänger, so Kloth, sondern des Fehlverhalten einiger Mitglieder des Kreisvorstandes. Er sei sich sicher, dass Wulfänger für das Verhalten des CDU-Kreisvorstandes abgestraft wurde, obwohl er nichts dafür könne. Kloth hätte sich gewünscht, dass der Amtsinhaber nicht so schlecht abschneidet, „denn menschlich und fachlich ist er für mich der beste Landrat, den wir bisher hatten“. Darum werde er Wulfänger im Wahlkampf weiterhin „hundertprozentig unterstützen“.

Für den heißt es jetzt, „noch einmal alle Kraft zusammenzunehmen, um das Ergebnis noch umzudrehen“. „Der Kopf wird nicht in den Sand gesteckt“, gab sich Carsten Wulfänger gestern kämpferisch.

Nicht mehr im Rennen um das Landratsamt ist Arno Bausemer von der AfD. Mit einem Ergebnis von 20,6 Prozent schaffte er es nicht in die Stichwahl. Eine Wahlempfehlung für einen der beiden übriggebliebenen Kandidaten möchte der Stendaler indes nicht abgegeben: „Mit gutem Gewissen kann ich meinen Wählern weder Puhlmann noch Wulfänger empfehlen.“ Darüber hinaus wehrt er sich gegen die Interpretation, dass er die Wahl verloren habe. „Bei der ersten Wahl als AfD-Kandidat 20 Prozent zu holen, sehe ich nicht als Niederlage.“