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Landwirtschaft Mais vertrocknet auf dem Stengel

Das Wintergetreide ist geerntet, für Sommerfrüchte ist die Zeit ran. Landwirte im Landkreis Stendal ziehen für 2020 eine gemischte Bilanz.

Von Antonius Wollmann 22.08.2020, 01:01

Stendal l In der vergangenen Woche hatte Kerstin Ramminger, Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes Stendal (KBV Stendal) , noch eine leise Hoffnung. Wenn es doch noch regnete, bestehe eine berechtigte Aussicht auf eine zufriedenstellende Erträge bei den Sommerfrüchten Zuckerrübe, Kartoffel und Mais. „Gerade beim Mais sind die Erwartungen hoch, eine gute Ernte einzufahren, um die Futterreserven zu füllen“, schätzte Ramminger ein. Vor allem, weil es in den letzten beiden Jahren nicht genügend Futter für die Nutztiere gegeben habe.

Mittlerweile zeichnet sich ab, dass sich die Hoffnungen der Bauern wohl in Luft auflösen werden. Nennenswert geregnet hat es im August nicht mehr. Rainer Wollert von der Güldenpfennig/Wollert GbR in Gohre gibt sich keinen Illusionen hin: „Der Mais hatte sich gut entwickelt. Leider hat uns die Hitze einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Pflanzen waren kaum in der Lage, Kolben auszubilden.“ Deshalb spreche momentan alles für erneute Ertragseinbußen. Schon 2018 und 2019 mussten diese hingenommen werden. Bei Kartoffeln und Zuckerrüben hänge es davon ab, ob die Landwirte über Beregnungsanlagen verfügten. Jedoch sei in diesem Falle nicht immer die Wirtschaftlichkeit gegeben.

Sieht es bei den Sommerfrüchten schlecht aus, ist die Situation beim Getreide in diesem Jahr durchaus positiv. In manchen Teilen des Landkreises zumindest. Im Norden um Seehausen und die altmärkische Wische seien gute Erträge und Bestände zu verzeichnen, berichtet Kerstin Ramminger. Im Süden sehe es dagegen schlechter aus. Im Tangerhütter Raum habe es in diesem Jahr zu wenig geregnet.

Rainer Wollert spricht sogar „von einer überdurchschnittlichen Ernte. Die meisten Betriebe werden zufrieden sein.“ Die Hitzewelle der vergangenen Wochen habe keinen großen Einfluss mehr auf die Erträge gehabt, _sagt die KBV-Geschäftsführerin. Interessant in diesem Zusammenhang: Sogar im Dürrejahr 2018 war zwischen April und August eine größere Niederschlagsmenge zu verzeichnen als 2020. Aufgefangen wurde das Defizit jedoch von einem feuchten Jahresbeginn, als es im Januar und Februar regelmäßig regnete. „Die Bestände konnten das benötigte Wasser für das Wachstum immer wieder aufnehmen“, so Kerstin Ramminger. Hinzu kam, dass es im Frühling nicht extrem heiß war, Verdunstungen also ausblieben. So gehen erste Schätzungen des Kreisbauernverbandes davon aus, dass die Erträge bei Wintergerste, Winterroggen und Winterweizen deutlich höher sein werden als im besonders schlechten Jahr 2018. Eine Ausnahme stellt hingegen der Raps da, bei dem die Ausbeute ausgesprochen schlecht war. Sie bewegt sich nur minimal besserem Niveau als vor zwei Jahren.

Die Wärme stellt die Landwirte allerdings noch in ganz anderer Hinsicht vor Herausforderungen. So sie den Nutztiere halten. „Die leiden genauso unter der Hitze wie Menschen“, sagt Kerstin Ramminger. Das kann Rainer Wollert nur zu gut bestätigen. Als Wiederkäuer produzierten Kühe selbst Wärme, könnten sie aber bei den derzeit herrschenden Temperaturen aber nicht loswerden. In der Folge würden sie weniger fressen, gleichzeitig bräuchten sie aber umso mehr Wasser. In seinen Ställen versucht er deshalb Abhilfe zu schaffen. „Wir haben Ventilatoren aufgebaut, um die warme Luft abzuleiten. Zusätzliche Wassertröge haben wir ebenfalls aufgestellt“, nennt Rainer Wollert nur zwei Maßnahmen, die sein Betrieb ergriffen hat.

Bei Schafen sei es ähnlich, sagt Kerstin Ramminger. Auch ihnen sei bei über 25 Grad zu warm. Mit den gleichen Folgen. Sie fressen weniger und versuchen schattige Plätze, Gräben oder Senken für sich zu finden. Spaziergänger auf den Deichen sollten sie deshalb dösen lassen und nicht erschrecken, um sie nicht zu stressen.