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Lebensmittel Stendaler Tafel macht wieder auf

Eher als geplant beginnt die Stendaler Tafel nun wieder mit der Ausgabe - aber vorerst unter Sonderregeln.

Von Nora Knappe 09.04.2020, 01:01

Stendal l Zum Helfen da sein, aber nicht helfen können – das ist derzeit schwer auszuhalten für viele gemeinnützige Organisationen oder ehrenamtlich Engagierte. Und darum ist Tafel-Chefin Melanie Märtens spürbar erleichtert, als sie zunächst per Mail verkündet: „Die Stendaler Tafel nimmt ihren Betrieb vorzeitig wieder auf!“ Und so findet die erste Ausgabe nach der Corona-bedingten Schließung nicht erst nächste Woche, sondern schon am kommenden Sonnabend, 11. April, statt. Das habe man beim Träger, der Gut Priemern GmbH, nach abwägenden Überlegungen so entschieden.

„Auch im Hinblick auf die anstehende Osterzeit finden wir es wichtig, unseren Kunden ein wenig Gutes tun zu können“, fügt Märtens hinzu und konnte dazu passend gleich am Mittwoch ein paar Kartons mit Mini-Schokohasen als Spende der Kreissparkasse Stendal entgegennehmen.

Diese erste Ausgabe wird allerdings ein wenig anders ablaufen als sonst (siehe Infokasten), denn es gilt nach wie vor, rigidere Schutzregeln einzuhalten. So dürfen die Tafel-Kunden nicht in der Menge den großen Ausgaberaum betreten, sondern erhalten in Einzelabfertigung eine jeweils komplett gepackte Tüte, Großfamilien natürlich entsprechend mehr. Und das Wort Abfertigung ist nicht abwertend gemeint, sondern trifft einfach die Art des Not-Prozederes: reinkommen, zahlen, Tüte nehmen, raus, der Nächste, bitte.

Was zum Zeitpunkt unseres Telefonats mit Melanie Märtens fehlte, waren freilich die Lebensmittel. Haben denn die Supermärkte angesichts von Hamster- und Großeinkäufen zurzeit überhaupt etwas abzugeben? „Einige Märkte haben uns schon gesagt, dass sie sich freuen, dass wir wieder vorbeikommen, da sie Ware haben, die sie sonst wegwerfen müssten.“ Der Tafel-Transporter machte sich am Mittwochmorgen auf zu seiner ersten Runde.

Dazu kämen nun auch viele Anfragen von Leuten, die gern Lebensmittel spenden möchten, berichtet Märtens. „Es ist schön, diese Solidaritätswelle zu spüren, und wir hoffen, dass sie anhält.“ Wer also Lebensmittel abgeben möchte, kann dies montags- bis freitagsvormittags direkt bei der Tafel tun. Was derzeit zudem verstärkt gebraucht wird: Tragebehältnisse (Näheres hierzu ebenfalls im Infokasten).

Die Ehrenamtlichen der Stendaler Tafel stehen jedenfalls schon vorfreudig und voll Tatendrang in den Startlöchern. „Montag habe ich die Whatsapp-Gruppe eröffnet und die Resonanz war überwältigend“, ist Märtens begeistert. Die beiden Ehrenamtlichen Carola Walter und Veronika Mattis, die gestern mit ihr die Vorbereitungen trafen, waren da selbstverständlich auch sofort dabei: „Was sollen wir denn zu Hause sitzen?“

Eine Einschränkung muss Melanie Märtens dennoch machen: „Die Älteren würden auch gern wieder mit an der Ausgabe stehen, aber das geht nicht, einfach um sie zu schützen. Aber sie arbeiten im Hintergrund.“

Und weil es auch unter den Kunden viele Ältere gibt, die jetzt lieber nicht rausgehen, bietet ihnen die Tafel einen Lieferdienst an, zusammen mit dem DRK, dem Bündnis „Herz statt Hetze" und dem Verein „Lebendige Steine". „Wer das nutzen möchte", sagt Märtens, „ruft uns an, schreibt eine Mail oder beauftragt einen Nachbarn oder Bekannten, uns Bescheid zu geben."

Fest steht derweil, dass in Tangerhütte am Dienstag nach Ostern die Ausgabe von 12 bis 13 Uhr stattfindet. Wann es indes in den anderen beiden von der Tafel versorgten Orten Tangermünde und Osterburg weitergeht, vermag Melanie Märtens noch nicht endgültig zu sagen: „Wir müssen sehen, was jeweils möglich ist. So nach und nach wird jetzt aber alles wieder anlaufen.“