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Leidenschaft Um die Meisterfeier gebracht worden

Der Berkauer Björn Staschat wollte eigentlich Ostersonntag die Fußball-Meisterschaft der „Reds“ in Liverpool feiern,. Nun kam alles anders.

Von Axel Junker 12.04.2020, 08:00

Berkau l Der Berkauer Björn Staschat wollte am Oster-Wochenende die Fußball-Meisterschaft seines Liverpool F.C. in der englischen Hafenstadt feiern. Mehr als 100 Heimspiele hat er bereits an der Anfield Road erlebt. Doch die Corona-Krise machte einen Strich durch die Meisterfeier, auf die Staschat und die „Reds“ 30 Jahre warten mussten.

„Die ganze Situation ist recht schmerzhaft“, blickt Björn Staschat auf das Oster-Wochenende. „Ich wäre definitiv dabei gewesen, wenn Liverpool Meister geworden wäre.“ Der Berkauer ist (fast) ein Leben lang Fan der englischen Fußballmannschaft Liverpool F.C.. 1990 konnte „sein LFC“ das letzte Mal die Meisterschaft feiern. 30 Jahre später ist der Tabellenvorsprung so groß, dass der Titel den „Reds“ nicht mehr genommen werden kann. Doch wegen der Corona-Krise ruht der Fußball nicht nur auf der Insel.

Aufgrund des 25-Punkte-Vorsprunges war es nur noch eine Frage der Zeit, wann die Liverpooler um ihren deutschen Coach Jürgen Klopp die Meisterschaft klar machen. „Ostern wäre mein optimaler Zeitpunkt gewesen“, so Björn Staschat. Der LFC hätte am Ostersonntag zu Hause an der Anfield Road gegen Aston Villa gespielt. Nach der auch rechnerisch vollzogenen Meisterschaft hätte die Hafenstadt Kopf gestanden. Und Staschat mittendrin.

„Als Liverpool-Fan bist Du leidensfähig“, verweist Björn Staschat nicht nur auf die 29 meisterlosen Jahre. Nun verbringt er das Oster-Wochenende anstatt an der Anfield Road nun im idyllischen Berkau. Auf dem Programm stehen Fahrrad-ausflüge, ein Familienbesuch in Poritz und: „Ich muss mich mal wieder um unser Grundstück kümmern“, verweist Staschat auf sein großzügiges Anwesen am Poritzer Weg.

Björn Staschat ist nicht irgendein Fußball-Fan. Er gehört zu den engagiertesten Anhängern des Liverpooler F.C. in Deutschland. Und das seit mehr als 40 Jahren. „Ich habe mich schon als Achtjähriger für Fußball und Liverpool interessiert“, erzählt der 50-jährige. „Ich habe regelmäßig die Fuwo gelesen und alles aufgesaugt, was mit dem LFC zu tun hatte.“ Die neue Fußballwoche (Fuwo) erschien zu DDR-Zeiten als wöchentliche Zeitschrift. Staschat wuchs in Poritz auf, spielte auch selbst Fußball und war vor allem vom englischen „Kick & Rush“ („Schießen und Stürmen“) begeistert. „In der Schule habe ich mich immer mal wieder mit meinem Englischlehrer über Liverpool unterhalten“, erinnert sich Staschat.

Nach der friedlichen Revolution war 1990 der Weg nach Liverpool zwar frei, doch es dauerte bis ins Jahr 1999, dass Björn Staschat das erste Spiel an der Anfield Road live erleben konnte. Was er von den „Reds“ sogleich erfuhr: „Wir sind keine Engländer“, stellen die Liverpooler bei jeder Gelegenheit klar. „Wir sind Scouser“. Scouse ist ein Dialekt mit irischen und walisischen Wurzeln, der in und um Liverpool gesprochen wird.

„Die Scouser sind ein herzlicher Menschenschlag, wie man ihn nur selten erlebt“, schwärmt Björn Staschat. „Ich hatte beim Fußball oder in der Stadt noch nie Probleme. Wenn Dich im Gedränge mal einer aus Versehen in den Hacken tritt, entschuldigen die sich sofort, obwohl sie ja gar nichts dafür konnten. Die Leute sind einfach nett.“

In den vergangenen 20 Jahren war Björn Staschat etwa 100 Mal im LFC-Stadion an der Anfield Road. Dazu kommen etliche Auswärtsspiele, auch europaweit. Staschat ist Mitglied des Liverpool F.C. sowie (fast) Gründungs- und einstiges Vorstandsmitglied der „German Reds“, der deutschen LFC-Fan-Vereinigung. Letztere haben 450 Mitglieder und wer über die „German Reds“ eine der international begehrten Eintrittskarten für ein Heimspiel bekommen möchte, wartet aktuell fünf Jahre.

Als LFC-Mitglied hat Björn Staschat ein Anrecht auf jedes Heimspiel. Zudem kommt er mit einer Dauerkarte zu jedem Champions-League-Heimspiel ins Stadion. „Um regelmäßig die Heimspiele besuchen zu können, musst Du über die Jahre eine Historie aufbauen“, erklärt Staschat. Dafür muss man in jeder Saison eine bestimmte Anzahl an besuchten Heimspielen nachweisen. „Da muss man schon verrückt und spontan sein“, so Staschat.

Auf seinen unzähligen Liverpool-Ausflügen trifft Björn Staschat natürlich auch auf die Prominenz. Für die „German Reds“ hat er mit „Didi“ Hamann einmal eine zweistündige Talk-Runde bestritten, Campino von den „Toten Hosen“ ist „ein guter Bekannter“. „Mit Campino habe ich oft gequatscht, aber seitdem Jürgen Klopp Trainer in Liverpool ist, wohnen wir nicht mehr in einem Hotel sondern er übernachtet bei Familie Klopp.“

„Wer vom Liverpool-Virus einmal erwischt wurde, kommt davon nicht wieder los“, ist sich Björn Staschat sicher. Er ist aber auch ansonsten vom Fußball infiziert: „International Liverpool, national 1. FC Magdeburg, regional die KSG Berkau“, so Staschat. Bei der KSG ist er sogar Vereinsvorsitzender. Seit 2001 wohnt er mit Ehefrau Ramona („Wenn Fußball, dann Liverpool“) und den drei Söhnen Niklas, Mattis und Silas, die natürlich Gen bedingt LFC-Fans sind, in Berkau. Alle ehemaligen und aktuellen Autos haben das Kennzeichen SDL-FC, beim Klingelton ertönt natürlich die Liverpool-Hymne „You’ll Never Walk Alone“.

Bei „Liverpool-Virus“ kommt man aktuell an Covid 19 nicht vorbei. Hätte die LFC-Hymne „You’ll Never Walk Alone“ nicht die Substanz für eine weltweite Hymne in Corona-Zeiten? „Natürlich“, ist sich Staschat sicher. „Das Lied wird doch schon in vielen Ländern gesungen.“ Zumal eine der Zeilen lautet: „At the end of a storm, there‘s a golden sky“ („Wenn der Regen vorüber ist, erstrahlt der Himmel golden“).