Brandschutz Leiter der Feuerwehr Stendal, Martin Jurga: „Die Kameradschaft leidet am meisten unter den Corona-Einschränkungen“
Corona zwingt die Stendaler Feuerwehr zu weniger Ausbildung in kleineren Gruppen

Stendal
Die Pandemie verlangt den Menschen vieles ab. Für die Angehörigen der Stendaler Feuerwehren führen die Beschränkungen vor allem zu weniger Ausbildung im Regeldienst.
„Die Abstands- und Hygienevorschriften gelten für die Feuerwehrleute natürlich genauso wie für die übrige Bevölkerung“, sagt Stadtwehrleiter Martin Jurga. Der 35-Jährige ist bei der Stadtverwaltung Stendal für Brandschutz im Allgemeinen und für 429 Einsatzkräfte in 14 Ortswehren im Besonderen zuständig.
Man sagt den Feuerwehrleuten nach, dass sie eine besonders eingeschworene Truppe sind. Nach langen Ausbildungsstunden oder nach anstrengenden Einsätzen sitzen die Blauröcke zusammen, tauschen sich aus, löschen den eigen Brand auch mal mit einem Bier.
Den Theorie-Unterricht müssen die Stendaler Feuerwehrleute im Freien abhalten
„Vieles davon ist derzeit coronabedingt nicht mehr möglich“, bedauert der Wehrleiter. Zwar bleibt die Zahl der Einsätze auch in Pandemiezeiten relativ konstant, doch ist die Zahl der Ausbildungsstunden zurückrückgegangen. „Wenn wir theoretischen Unterricht abhalten, dann meist im Freien und in viel kleineren Personengruppen“, sagt Martin Jurga.
Bei den vorgeschriebenen Truppmannlehrgängen mussten die Kameradinnen und Kameraden auf die übliche Verpflegung verzichten. „Jeder bringt sich seine Stullen selbst mit“, lautet das Motto.
Stadt Stendal sorgt als Dienstherrin für Schnelltests und Masken
Den Angehörigen der Feuerwehr werden Schnelltests zur Verfügung gestellt und auch für die vorgeschriebenen FFP-2-Masken trägt die Stadt Stendal als Dienstherrin Sorge. Das hat zur Folge, dass die durchaus auch aufgetretenen Corona-Fälle bei den Stendaler Ortsfeuerwehren nicht auf das Dienstgeschehen zurückzuführen sind.
Corona bestimmt auch das Verhalten am Einsatzort. „Wenn wir beispielsweise eingeklemmte Personen aus Fahrzeugen befreien müssen, tragen die Kameraden selbstverständlich Masken“, erzählt der Stadtwehrleiter. Bei der Ersthilfe gelte das ebenso.
Glücklicherweise kommen die Einsatzkräfte kaum in die Situation, dass sie etwa eine Mund-zu-Mund-Beatmung vornehmen müssen, „Wir haben in der Regel Rettungssanitäter an den Einsatzorten, die wiederum technische Geräte für die Beatmung dabeihaben“, schildert Martin Jurga.
Am Einsatzort müssen Stendaler Feuerwehrleute sofort vom Fahrzeug absitzen
Dennoch hat die Feuerwehrführung auch die Taktik am Einsatzort den Pandemiebedingungen angepasst. „Normalerweise bleiben die Kameraden auf dem Fahrzeug, bis die Lage erkundet ist. Jetzt heißt es bis auf wenige Ausnahmen sofort „Absitzen“, damit sich die Feuerwehrleute so kurz wie möglich im Inneren des Fahrzeuges aufhalten.“
Allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz bleibt die Ansteckungsgefahr für Feuerwehrleute besonders hoch. „Ich würde mir daher wirklich wünschen, dass auch unsere Feuerwehrleute in eine höhere Priorität beim Impfen kommen“, sagt der Stadtwehrleiter. In Nachbarländern wie Niedersachsen werde das bereits in die Praxis umgesetzt.
Danach gefragt, was ihn an den jetzigen Einschränkungen am meisten stört, sagt Martin Jurga: „Die sozialen Kontakte, und die Kameradschaft untereinander leiden am meisten.“