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Stadtführung Mit dem Audioguide durch Stendal

Volontärinnen der Stendaler Volksstimme testen eine Stadtführung mit Audioguide.

Von Kaya Krahn 10.10.2020, 01:00

Stendal l Es ist grau an diesem Morgen. Der Herbst hat in der Stadt Einzug gehalten und obwohl es beinahe Mittag ist, hängt noch Nebel in der Luft. Doch das Wetter hält uns nicht davon ab, an diesem Tag den Audioguide der Stadt Stendal zu testen. Wir, Leonie Dreier und Kaya Krahn, sind beide neue Volontärinnen in der Hansestadt – die perfekte Grundlage, um sich an einer Stadtführung mit Audioguide zu versuchen.

Um mit dem Gerät zielsicher durch die Stadt geführt zu werden, bedarf es eines Hilfsmittels: einem Stadtplan mit dem eingezeichneten Weg und Ziffern für die Sehenswürdigkeiten. „Je nachdem, wo sie sich befinden, tippen Sie die auf dem Plan eingezeichnete Nummer in das Gerät“, erklärt Arne Marzahn, Stadtführer der Tourist-Information. „Als nettes Extra werden dann auch Fotos von Innenräumen, zum Beispiel der Marienkirche, auf dem Bildschirm angezeigt.“

Die Führung mit dem Audioguide gibt es seit etwa zwei Jahren, meint der Stadtführer. Besonders gefragt ist sie jedoch nicht: „Seit April wurde sie ungefähr viermal gebucht, glaube ich“, sagt Marzahn. Ein möglicher Grund dafür ist Corona. Ein anderer: Das Gerät spricht nur deutsch. Für Touristen aus anderen Ländern ist der Guide also keine Alternative.

Schweren Herzens überreicht uns der Stadtführer die beiden Audioguides, die kaum größer als ein Mobiltelefon sind. „Ich würde Sie ja viel lieber selbst durch die Stadt führen. Da könnte ich ihnen viele Anekdoten erzählen“, bedauert er. Anekdoten sind tatsächlich ein Manko des Audioguides, denn er besticht eher durch sein Faktenwissen, wie wir später feststellen.

Unser Rundgang startet am Markt. Etwas verloren schauen wir auf unseren Plan. Wo müssen wir jetzt genau hin? Nirgendwo, der Marktplatz selbst ist die Nummer eins der Tour. Abwechselnd erzählen uns eine Männer- und eine Frauenstimme Fakten zu dem Ort. So lernen wir etwa, dass sich unterirdisch an dieser Stelle noch heute die Fundamente eines etwa 60 Meter langen Kaufhauses befindet. Im 12. und 13. Jahrhundert stand es auf dem Marktplatz und gilt als das älteste Kaufhaus im mitteldeutschen Raum.

Direkt neben dem Rathaus steht der Roland. So müssen wir nur wenige Schritte zu unserer nächsten Station gehen. Neben den Fakten zu der Figur zeigt uns der Audioguide auch Fotos von Details, die aus unserer Perspektive schlecht zu erkennen sind. Und er weist uns auf die Rückseite des Rolands hin, auf der ein Narr zu sehen ist. Es ist nicht unüblich, dass man auf der Rückseite von Rolanden Narrenfiguren findet. Hier in Stendal geht man davon aus, dass es sich um Till Eulenspiegel handelt, denn eine seiner Geschichten spielt hier.

Vom Roland geht es für uns zu den nächsten Sehenswürdigkeiten. Zwischen den einzelnen Stationen bleiben die Stimmen aus den Kopfhörern still. Den Weg müssen wir selber finden, doch mit dem Stadtplan in der Hand klappt das zu Beginn noch recht gut.

Wir gehen vorbei an der Marienkirche und weiter zum Winckelmannplatz. In der Grünanlage steht seit 1859 ein Denkmal für Johann Joachim Winckelmann, dieser Tage mit Mund-Nasen-Schutz. Winckelmann war Sohn eines Stendaler Schuhmachers und wurde zu einem führenden Kunstgelehrten und Archäologen.

Danach führt uns der Guide an dem Tastmodell der Stadt vorbei, durch die Fußgängerzone und zum Sperlingsberg. Rechts und links laden Geschäfte und Cafés zum Verweilen ein. Auf dem Platz befindet sich ein Brunnen aus Miltenberger Sandstein. „Und wenn sie genau hinsehen, sehen Sie über dem Becken eine Frauenfigur, die ‚Sperlingsida‘ genannt wird und Vögel füttert“, hebt der Audioguide hervor.

Nach einem prüfenden Blick auf unseren Stadtplan finden wir über den Schadewachten, vorbei am Altmärkischen Museum zum Tangermünder Tor. „Ein Tipp: Touristen können Halt am Altmärkischen Museum machen, nehmen Sie sich ruhig Zeit“, klingt es aus den Kopfhörern. Es ist einer von mehreren Tipps, die wir während der Tour erhalten und die auf touristische Unternehmungen in Stendal hinweisen.

Nach dem Tangermünder Tor brauchen wir etwas länger, um unseren Weg auszumachen. Nach einiger Zeit finden wir uns aber zurecht und kommen nach weiteren sehenswerten Haltepunkten zum Uenglinger Tor. Still stehen wir davor und lauschen einer Kriminalgeschichte zum Bauwerk. Ein Geselle, der das Tor nach den Vorgaben des Baumeisters, welcher auch das Tangermünder Tor baute, errichten sollte, hielt sich nicht an die Vorgaben und konstruierte es viel schöner. Als der Baumeister das sah, erschlug er den Gesellen aus Neid auf dem Turm und stürzte ihn hinunter.

Mit der Geschichte im Kopf laufen wir in Richtung Innenstadt und kommen am Husarendenkmal am „Alten Dorf“ vorbei.

Das Ende der Route ist wieder der Markt. Den erreichen wir nach rund zwei Stunden und sechs Kilometern Fußweg. Ohne den Faltplan wären wir als Gäste in Stendal aufgeschmissen gewesen, denn die Wegbeschreibungen waren nicht immer leicht zu befolgen. Doch mit dem Stadtplan konnten wir die Audioguide-Tour ohne größere Probleme bewältigen und haben viel über Stendal gelernt.