Lanedesmeisterschaft Mit Heimvorteil auf die große Bühne
Der Wahrburger Carneval Club Gastgeber für die 22. Landesmeisterschaft im karnevalistischen Tanzsport.
Stendal l Während sich die Tanzmäuse laufend, springend und dehnend für die kommende Trainingseinheit aufwärmen, hantiert Christina Kruft mit einem Maßband, rückt Sitzbänke zurecht und stellt rot-weiße Hütchen auf. Die Bänke zeigen die Bühnenbegrenzung an, die Hütchen dienen der Orientierung für die jungen Tänzerinnen, wo sie stehen müssen. Auch wenn die Mädchen in den vergangenen Monaten fleißig für ihre Auftritte geprobt hatten, bei den Prunksitzungen und beim Kinderkarneval mit einem Showtanz und als Kindergarde zu sehen waren, muss weiter trainiert werden.
Denn die Bühne, auf der die Tanzmäuse am Sonntag in der Bürgerparkhalle gegen die Konkurrenz antreten, ist deutlich größer als die im „Schwarzen Adler“. Für die Trainerin Christina Kruft geht es an diesem Vormittag darum, die Formation so aufzustellen, dass die gesamte Bühne vertanzt wird, wie der Fachmann sagt, wenn er meint, dass sie von den Tanzenden gut gefüllt wird. Der Wettkampf findet auf einer 10 mal 14 Meter großen Bühne statt.
Schrittvielfalt, Präsentation, Umsetzung des Themas, Kostüme, die passende Musik – es gibt vieles, auf das die Preisrichter achten. Christina Kruft kennt das, denn die heute 29-Jährige hat schon Meisterschaftserfahrungen. Bei der Landesmeisterschaft am Sonntag wird sie nicht nur als Trainerin den WCC-Tanznachwuchs begleiten, sondern selbst viermal an den Start gehen: mit der 1. Großen Stendaler Tanzgarde Grün-Weiß, mit dem 1. Großen Stendaler Showballett Grün-Weiß, als Tanzmariechen und erstmals als Tanzpaar. Das wird für die routinierte Tänzerin etwas ganz Besonderes: Sie tanzt zusammen mit ihrem Bruder Robert Gordon Kruft – wie schon bei den Prunksitzungen. Nachdem seine langjährige Tanzpartnerin ausgeschieden war, war das Geschwister-Paar spontan zum Tanzpaar geworden. „Um unserer Mutter einen Wunsch zu erfüllen“, verrät Christina Kruft mit einem Lächeln. Denn Mutter Sybille Kruft, die seit Jahrzehnten Tanzformationen des WCC betreut, choreografiert und Kostüme schneidert, wollte gern ihren bei früheren Landesmeisterschaften schon erfolgreichen Sohn bei der Meisterschaft in der Heimatstadt erleben. Zuletzt war Stendal im Jahr 2009 Ausrichter des Turnieres. Und so machten sich Christina und Robert Gordon spontan ans Training, begeisterten das Publikum der Prunksitzungen. Nach den Auftritten hätten sie mehrfach gehört, dass eine besondere Harmonie zu spüren gewesen sei, sagt Christina Kruft.
Mit dem karnevalistischen Tanzsport ist sie seit Kindertagen verbunden. Als Sechsjährige stand sie erstmals auf der Bühne, schon als 14-Jährige übernahm sie als Trainerin (mit Trainerschein) eine Junioren-Gruppe, zwei Jahre später die Kinder-Gruppe. Zu den Tanzmariechen kam sie erst später – da war sie schon 21 Jahre alt.
Die frühe Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hätten auch ihren Anteil daran, dass die 29-Jährige Erzieherin wurde. Sie wohnt in Magdeburg, doch für die Proben kommt sie mindestens zweimal in der Woche in die alte Heimat. Wenn die Meisterschaftsturniere gelaufen sind und eine kleine Verschnaufpause verstrichen ist, geht es im Frühjahr schon mit den Vorbereitungen für die nächste Session los. Dann sucht sie für die Tanzmäuse ein Thema und die Musik dafür aus, erarbeitet eine Choreografie und beginnt das Training mit dem Nachwuchs. Auch für ihre Soloauftritte als Tanzmariechen entwickelt Christina Kruft die Choreografien selbst. Sie gehört zu denen, für die eine 50:50-Mischung aus Tanz und Technik die richtige ist.
So sieht es auch Sophie Johr, amtierende Vize-Landesmeisterin, die aber schon zweimal ganz oben auf dem Treppchen gestanden hat. „Es heißt ja Tanz- und nicht Turnmariechen“, sagt die 23-Jährige. Sie hofft, dass sie nach einer Verletzungspause am Sonntag an den Start gehen kann. „Denn so eine Heimmeisterschaft vor heimischem Publikum ist schon etwas ganz Besonderes.“ Auch Sophie Johr wird noch in Garde und Showballett tanzen, zudem als Trainerin das Junioren-Showballett in den Wettkampf führen. „Ich bin immer aufgeregt“, antwortet sie auf die Frage, ob ein Tanz vor Publikum einfacher sei als vor einer Jury.
Als Dreijährige hatte sie mit Ballett begonnen, seit 2014 ist sie im karnevalistischen Tanzsport zu Hause. „Angefangen habe ich damals bei Tini Kruft“, erzählt die junge Frau, die beruflich in einer Verwaltung beschäftigt ist, während einer Übungspause der Junioren. Auch sie bereiten sich an diesem Samstagvormittag auf die Meisterschaft und die größere Bühne vor.
WCC-Präsident Frank Kruft schaut kurz vorbei, plaudert mit den Trainerinnen. Dann muss er schon wieder los, denn vor der Landesmeisterschaft ist noch einiges zu organisieren. Am Freitag geht es mit dem Aufbau in der Bürgerparkhalle los: Bühnenaufbau, Tische und Stühle hinstellen, Tresen für die Versorgung einrichten, Technik, die Garderoben vorbereiten. Alle Vereinsmitglieder packen am Wochenende mit zu – und viele werden selbst um Punkte und Platzierungen kämpfen. Denn von den 79 Starts kommen 18 vom WCC, darunter allein sechs Tanzmariechen.
Für die Veranstaltung, die am 8. März um 9 Uhr beginnt, gibt es noch Restkarten an den Tischen sowie Tribünenkarten. Erhältlich sind sie im „My Unverpackt“-Laden, Breite Straße 30, in Stendal.