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Musicaldarsteller Hanse: "Meine Seele hängt am Singen"

Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Markus Hanse aus Tangermünde liebt das Singen und das Schauspiel.

Von Anke Hoffmeister 06.02.2016, 00:01

Tangermünde l 15-mal ist Markus Hanse in den vergangenen zehn Jahren innerhalb Deutschlands umgezogen. „Jetzt reicht es“, sagt er. Vor kurzem feierte er seinen 30. Geburtstag – nicht in der Heimat, sonst hätte er mit Sicherheit die Rathaustreppe von Tangermünde fegen und viele komische Spielchen über sich ergehen lassen müssen. Doch jetzt ist er mal für zwei Wochen zu Hause, macht Urlaub, sammelt sich.

Nach dem Abitur im Jahre 2004 begann für den 1,91 Meter-Mann die Reise in die Berufswelt der darstellenden Kunst. Dabei war ihm selbst lange Zeit gar nicht klar gewesen, ob es das wirklich beruflich sein sollte. „Bis ich 14 war, habe ich Fußball und Tennis gespielt, mich weder für Theater noch Gesang interessiert“, erzählt er bei einem Treffen.

Aber Musik spielte schon immer eine Rolle in seinem Leben. Die Eltern, Mitglieder im Tangermünder Carnevalverein, zogen den Sohn mit. Hier spielte er auf dem Akkordeon als Kind den Schneewalzer vor und löste Begeisterungsstürme aus. Sein erstes Casting absolvierte Markus Hanse beim Offenen Kanal in Stendal, sang einen Titel von Ronan Keating und bekam die Hauptrolle im ersten Musical, das die Theaterjugend im Jahre 2002 unter der Leitung von Robert Grzywotz auf die Bühne brachte. In „Rent!“ spielte der junge Tangermünder mit 16 Jahren seine erste Bühnenrolle.

„Ohne Robert und die Kunstplatte wäre das alles nix geworden“, ist sich der 30-Jährige heute sicher. Noch genau erinnert er sich an die Unterstützung des engagierten Theaterpädagogen, der ihn mit unzähligen Tipps und Ratschlägen für die vielen Aufnahmeprüfungen an der Musicalacademy vorbereitete. „Ich habe sogar ein halbes Jahr zusammen mit kleinen Mädchen an der Ballettstange trainiert, um wenigstens die Grundlagen des Tanzes zu kennen“, erinnert sich Markus Hanse. Und er dankt seinen Eltern, die ihn während dieser Zeit zwischen Tangermünde und Stendal chauffierten.

All das zahlte sich aus. Hanse setzte sich gegen viele andere Bewerber durch und begann 2005 an der Joop-van-den-Ende Academy in Hamburg die dreijährige Ausbildung zum Musicaldarsteller. Stimmtraining und klassische Gesangsausbildung gehörten dazu. „Mein erstes großes Engagement erhielt ich 2009“, berichtet der schlanke Mann mit dem rot-blonden Haar. Und er stellt klar, dass es absolut nicht so ist, nach dem erfolgreichen Abschluss einer solchen privaten und damit auch selbst finanzierten Ausbildung eine Musical-Rolle zu erhalten.

Für Markus Hanse startete die berufliche Laufbahn als Musical-Darsteller mit der Rolle des Swing in „Monty Python‘s Spamalot“ im Musical Dome Köln. Danach spielte er kurze Zeit den Bären in „Der Bär“ im Hamburger Engelsaal sowie im Event Theater in Brandenburg an der Havel die Rolle des Dr. Otto Siedler im „Weißen Rössl“. Für zwei Jahre zog es Markus Hanse dann nach Stuttgart. Hier war er Mitglied im Gesangsensemble für „Ich war noch niemals in New York“. Von Stuttgart ging es nach Berlin. In „Rent!“ erhielt er die Rolle des Tom Collins und begann zugleich eine weitere Ausbildung.

Drei Jahre lang flog er dazu regelmäßig nach Dänemark. Heute ist er diplomierter Gesangspädagoge. „Ich kann jedem das Singen beibringen“, bringt es Hanse auf den Punkt. Und damit meine er wirklich jedem. Die Methode sei von einer Dänin entwickelt worden. Im Stuttgarter Ensemble begann Markus Hanse neben seiner Ausbildung die Kollegen zu unterrichten. Inzwischen bietet er deutschlandweit Gesangs-Workshops an.

Vom festen Theaterboden ging es 2104 aufs große Wasser. Auf „Mein Schiff 1“ trat Markus Hanse als Gesangssolist auf. Zuletzt unterhielt er die Gäste der MS „Artania“ bei ihren Reisen über die Weltmeere mit Gesang, Tanz und Schauspiel. Und er stand dabei sogar vor der Fernsehkamera. „Verrückt nach Meer“-Zuschauer werden ihn deshalb kennen. „Meine Oma schaut die Serie von Anfang an“, sagt Markus Hanse. Die Doku-Serie der ARD läuft seit 2009. Passagiere, Crewmitglieder und eben auch das kleine, sechsköpfige Show-Ensemble stehen regelmäßig vor der Kamera.

„Auch das war eine tolle Erfahrung“, sagt der gebürtige Tangermünder rückblickend. „Jetzt kriege ich andauernd Freundschaftsanfragen“, nennt er eine „Folge“ seiner Rolle in der ARD-Dokuserie. Und zugleich wird ihm klar, dass seine sozialen Kontakte in jüngster Vergangenheit eingeschlafen sind. Die Zeit auf dem Wasser hat ihn zugleich abgeschottet von der Außenwelt.

Deshalb hat der junge Künstler jetzt ein Ziel: „Hamburg soll mein Lebensmittelpunkt werden.“ Außerdem plant er, eine Schule in der Hansemetropole zu etablieren, in der er als Gesangslehrer aktiv werden kann. „Meine Seele hängt am Singen und Schauspiel“, verrät er. Allerdings weiß er nach zehn Jahren: „Es ist nicht leicht, eine Musical-Hauptrolle zu bekommen.“ Zu viele Faktoren könne er nicht beeinflussen. Ein Beispiel: Fast hätte er die Tarzan-Rolle erhalten. Fast alles sei perfekt gewesen. Ein Problem gab es: Mit 1,91 Meter war Markus Hanse einfach zu groß. „Der Affenvater war kleiner als ich. Also ging das nicht“, erzählt er.

Mit 30 Jahren ist der Tangermünder an einem Punkt angekommen, an dem er sagt: „Ich muss mir keine goldene Nase verdienen.“ Er könne sich gut vorstellen, als Gesanglehrer, Synchronsprecher und Sänger sein Leben zu bestreiten.