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Brauerei Noch Baustelle - bald Braustelle

Spätestens zum Jahresende soll in der „Alten Brauerei“ von Tangermünde wieder selbst gebrauter Gerstensaft fließen.

Von Rudi-Michael Wienecke 02.04.2017, 01:01

Tangermünde l „Noch Baustelle – bald Braustelle“, weist bereits am Eingang der „Alten Brauerei“ von Tangermünde ein Schild darauf hin, was auf dem Hof passiert. 1917 rollte das letzte Fass Bier von selbigem. Nun, 100 Jahre später, wollen die Inhaber des Hotels, Armin und Christian Schulz, an die alte Brautradition anknüpfen. Seit Ende des vergangenen Jahres geben sich die unterschiedlichen Gewerke die Klinke in die Hand, beteiligt seien Partnerfirmen aus der Region, die auch in der Vergangenheit die umfangreichen Bauaktivitäten der Investoren begleiteten, so Christian Schulz.

Ebenerdig, auf einer Fläche von 200 Quadratmetern, wird die Technik untergebracht. Rund zwei Drittel der Hofscheune stehen dafür zur Verfügung. Die Öffnungen der einstigen Tore werden verkleinert, mit Glastüren versehen. Besucher können später also den Weg des Bieres verfolgen. Nicht angerührt wird die Museumsscheune. „Die bleibt erhalten“, versichert Schulz. Für ihre Investition setzten Armin und Christian Schulz übrigens zum wiederholten Male auf private Geldgeber mit dem Verkauf der sogenannten Bieraktie.

Spätestens zum Jahresende soll der Gerstensaft fließen. Die aktuell bereits vorhandene Technik erlaubt eine Produktion von rund 200 000 Litern pro Jahr, „die Grundfläche lässt aber die dreifache Menge zu“, so Schulz. Eine Erweiterung ist also möglich, denn geplant ist nicht nur für den Eigenbedarf zu produzieren, sondern auch für weitere Gastronomen beziehungsweise Einzelhändler aus der Region.

Mit Christian Königs steht auch schon der Brauer, Spezialist für kleine Braubetriebe, in den Startlöchern. Er zeichnet bereits für die Qualität des Bieres der Wasserburg Gommern und eines renommierten Betriebes in Potsdam verantwortlch. Auf Honorarbasis wird er nun auch den Tangermünder Gastronomen zur Seite stehen.

Den Namen der künftigen Biere will Schulz noch nicht verraten. Nur so viel: „Wir hatten zum Wettbewerb aufgerufen und über 1000 Vorschläge gingen ein.“ Die Favoriten stehen zwar schon fest, müssen aber erst noch marken- und patentrechtlich gesichert werden. Der Erfinder dieser Namen kann sich nach dem Verfahren freuen. Er erhält einen Gutschein über 1000 Euro, den er vor Ort verfeiern oder künftig auch in Bier umsetzen kann.

Das alte Braugebäude wurde 1815 gebaut. Bis zu zehn Leute produzierten jährlich rund 400 000 Liter Bier, das mit Pferden und Wagen im Umkreis von 30 Kilometern ausgeliefert wurde. Dann kam der Erste Weltkrieg und damit der Mangel an Fachkräften. Die Brauer mussten an die Front. Außerdem machte die Konkurrenz der Großbrauereien, die den Markt mit lagerfähigem Bier belieferten, dem kleineren Unternehmen zu schaffen. 1917 rollte das letzte Fass Bier aus einer der letzten privaten Brauereien Tangermündes, die nun kurz vor ihrer Wiedergeburt steht.