Stadtwerke könnten ihre Zwangsmaßnahmen ausdehnen, wenn weiter kein Geld fließt Nach Heizung und Warmwasser droht in Süd nun auch Strom- und Wasser-Stopp
Stendal. In Stendal-Süd soll alles besser werden. Das jedenfalls versprechen die Eigentümer der Wohnblocks ihren Mietern. Wie bereits am Sonnabend berichtet, haben der Aserbaidschaner Nazir Mustafazada und die türkische Erbengemeinschaft Evren nach der gescheiterten Versteigerung von vier ihrer Wohnblöcke ihre Interessensvertretung in neue Hände gelegt. Die Anwälte Roland Kreitlow aus Stendal und Nihat Celik aus Mainz wollen zusammen mit einem Stendaler Steuerberater "Ordnung und Transparenz in den Laden bringen", wie Kreitlow der Volksstimme sagte. Der bisherige Generalbevollmächtigte, gegen den Strafanzeige erstattet worden sei, habe "anscheinend die beiden Eigentümer, die von den Problemen erst zu Jahresbeginn erfahren haben, ausbooten" wollen.
In diesem Kontext sprach Kreitlow von Filz, in den er auch eine Anwältin aus Heilbronn einbezogen sieht. Kreitlow brachte den Tod von Tekin Evren - nicht Mustafazada, wie irrtümlich berichtet - mit diesen Ereignissen in unmittelbaren Zusammenhang. Mit dem bisherigen vorläufigen Insolvenzverwalter, dem Magdeburger Anwalt Stephan Poppe, dessen Mandat am 30. September endete, sei vereinbart worden, dass die Miete ab sofort auf ein Treuhandkonto von Kreitlow zu überweisen sei.
In einem Schreiben an die Mieter sehen sich die Eigentümer in der Pflicht, "... insbesondere dafür Sorge zu tragen, dass sich Ihre Wohnqualität wieder normalisiert und die Versorgung mit Warmwasser kurzfristig wieder aufgenommen (...) wird. (...) Die Eigentümer werden alles in ihrer Macht stehende unternehmen, Sie vor weiteren Unannehmlichkeiten zu bewahren", heißt es da. Zur Klärung der Probleme werde aber Zeit benötigt. Und diese sollten die Mieter den Eigentümern als Vertrauensvorschuss gewähren. Parallel dazu bemühe sich der Steuerfachmann um eine schnelle Klärung aller Verbindlichkeiten mit dem Finanzamt. Anwalt Kreitlow: "Wir hoffen, dass die Mieter weiter zahlen und die Verhandlungen mit den Stadtwerken zügig vorangehen." Hauptgläubiger Delta Lloyd habe signalisiert, bis zum nächsten Versteigerungstermin in etwa einem halben Jahr "stillzuhalten". Verhandlungen mit den Stadtwerken sind laut Kreitlow dringend vonnöten, weil auch den Mietern der beiden übrigen, von Evren und Mustafazada gekauften (und bezahlten) Wohnblöcke in nächster Zukunft ein Stopp für Heizung und Warmwasser droht. Auch da seien Zahlungsrückstände bei den Stadtwerken aufgelaufen, die einen Lieferstopp zur Folge haben könnten.
Das bestätigte Stadtwerke-Sprecher Rolf Gille gestern auf Nachfrage. Und schlimmer noch: Nicht nur Heizung und Warmwasser, auch Wasser und Strom könnten in der nächsten Woche in Süd abgedreht werden. Obwohl per Vergleich monatliche Abschlagszahlungen von 23000 Euro vereinbart worden seien, sei laut Gille "bis dato kein Geld eingegangen". Stattdessen gebe es "marginale Zahlungsangebote" von Seiten der Eigentümer, sagte der Stadtwerke-Sprecher.