Im Blickpunkt: Seit zehn Monaten neuer Bus-Betreiber in Stendal und im Landkreis Nach holprigem Start kommt Busverkehr langsam in Fahrt
Für die kommenden Wochen bis zum 24. September widmen wir uns wieder Themen, die aus dem Fokus geraten, dennoch brandaktuell sind. Heute geht es um den Busverkehr im Landkreis und der Hansestadt.
Stendal. Wenn sich Uwe Rößler zurückerinnert, dann erinnert er sich an die vielen Schweißperlen auf seiner Stirn. Vom 1. November 2010 an betreibt das Unternehmen Röslers, die Stendalbus GmbH, den Busverkehr im Landkreis Stendal. Und in den ersten zwei Monaten hatte Rößler, der Geschäftsführer der Regionalverkehrsbetriebe Westsachsen GmbH, dem Mutterhaus von Stendalbus, täglich Hiobsbotschaften über sein Handy erhalten. Busse kamen nicht am Zielort an, zu spät oder fuhren gar nicht erst los. Insbesondere beim Schülerbusverkehr musste Rößler mit seinen Leuten viel Lehrgeld bezahlen. "Das waren wirklich zwei stressige Monate am Anfang. Diese Zeiten sind glücklicherweise vorbei", sagt Rößler heute. Und es war gleich Winter mit tückisch viel Schnee. Dinge, die Rößler nicht beeinflussen konnte, dennoch vorausschauender im Blick hätte haben können. An nicht wenigen der ersten 60 bis 70 Tage zur vergangenen Jahreswende musste Rößler an den Strecken vieles erklären; und manchmal hatte auch er mehr Fragen als Antworten parat.
Heute wirkt er entspannt und sachlich zugleich, wenn er davon erzählt. Und dennoch weiß er, es ist noch immer nicht alles so, wie er sich das wünscht und somit auch wie sich seine Kunden – die Fahrgäste – das wünschen. "Wir haben gemerkt, dass wir etwa bei den Einkaufsfahrten in die Städte mehr auf die Gewohnheiten hätten achten müssen." Erst auf Zuruf änderte er im System die Tage; legte sie wie bei vielen Einkaufspendlern gewohnt auf Dienstag und Donnerstag. "Wir hatten uns der Sache angenommen und nochmal die Fahrpläne überarbeitet."
Gleiches gilt für die Linien in der Hansestadt selbst. Seit Donnerstag gelten zum Teil neue Routen für alle sieben Linien durch die Innennstadt Richtung Bahnhof, nach Borstel und Röxe und wieder zurück. Die Anregungen der Fahrgäste dafür seien entweder direkt in der Zentrale von Stendalbus am Hauptbahnhof der Hansestadt hinterlassen worden oder via Internet an das Transportunternehmen gegangen, erläutert Rößler.
Zum Schuljahresbeginn vergangenen Donnerstag hatte auch der Landkreis von wenig Klagen erfahren. "Ich kann nichts Negatives berichten", sagte der Koordinator des Öffentlichen Nahverkehrs beim Landkreis, Riccardo Ulbrich, dieser Zeitung. "Alle Anschlüsse in Stendal haben funktioniert." Lediglich aus dem Norden des Landkreises bei Sandau und Kamern hätten, sagt Ulbrich, die Schüler besser auf die Busse aufgeteilt sein müssen. Im Rückblick auf die ersten zehn Monate mit dem neuen Betreiber der Linien zeigt er sich "zufrieden mit den Busangeboten". Als "teilweise kritisch" sieht Ulbrich zwar das Rufbussystem an. Da ist die Nachfrage nach anfänglichem Zögern enorm angestiegen. "Aber hier steigen beinahe wöchentlich die Zahlen." Dennoch fragen vor allem ältere Menschen, warum an den Wochenenden beinahe jeder zweite Bus ein Rufbus ist.
Entspannt sieht Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) die Entwicklung bei dem Logistikunternhemen. "Es fahren im Vergleich zum Altmark Bus zusätzliche Busse und diese auch wesentlich häufiger", urteilt das Stadtoberhaupt. Auch die Verknüpfungen und Anschlüsse zwischen den Stadtlinien und zwischen den Stadt- und Überlandlinien funktionierten gut nach Schmotz Ansicht. Auch die Flexibilität im Umgang mit Klagen und Hinweisen hebt er hervor. "Geringfügige Fahrplanänderungen wurden nach Antrag geprüft und haben sich als zweckmäßig erwiesen." So verkehre der Bus nach Borstel "jetzt zügiger und direkter zum Bahnhof". Dennoch findet Schmotz, könnte der Rufbus noch häufiger als bislang genutzt werden.
Vereinzelt Stimmen gibt es zudem Stimmen von Fahrgästen, wonach manche Linie noch direkter zwischen Stadt und Bahnhof verkehren könnte. Auch sei es gerade für ältere Menschen wichtig, dass die Fahrpläne sich nicht alle halbe Jahre ändern. Rößler sagt, er höre sich das alles gern an und wolle die Hinweise zügig verarbeiten. "Wir bemühen uns." Na dann.