1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Pilze: Was zu beachten ist

Natur Pilze: Was zu beachten ist

Die Pilzsaison ist wieder gestartet. Zwei Pilzexperten aus Sachsen-Anhalt geben Tipps für die Suche im Wald.

Von Leonie Dreier 13.10.2020, 01:01

Stendal l Pilze gehören im Herbst, besonders von August bis in den Dezember hinein, bei vielen Bürgern auf den Speiseplan. Einige Bürger sammeln in dieser Zeit auch auf eigene Faust in heimischen Wäldern. Doch auf was, sollten die Sammler achten, um keine giftigen Pilze zu erwischen?

Im Zweifelsfall solle immer ein Pilzberater zu Rate gezogen werden. Er wisse, um welche Art es sich handle, erklärt der Magdeburger Martin Groß, Vorsitzender des Landesverbandes der Pilzsachverständigen in Sachsen-Anhalt. „Wir raten Sammlern davon ab, unbekannte Pilze lediglich mit einem Pilzbuch oder einer App bestimmen zu wollen“, sagt er. Die Gefahr an einen giftigen Pilz zu geraten, sei dann sehr hoch.

Sammeln Bürger im Landkreis Stendal unbekannte Pilze oder sind sich nach der Suche nicht sicher, um welche Art es sich handelt, können sie Dieter Roloff aus Birkholz bei Tangerhütte kontaktieren. Der 83-Jährige ist der einzige Pilzexperte im Landkreis Stendal. Seit 1976 ist der gelernte Forstwirt als Pilzexperte tätig. Sein Interesse für Pilze weckte das Buch „Führer für Pilzfreunde“, ein Geschenk seiner Tante.

„Die Leute rufen an und kommen dann mit ihren Pilzen vorbei“, beschreibt er die Kontaktaufnahme. „Der Pilz muss jedoch vollständig mit Hut und Stiel sein.“ Bei den meisten Pilzen benötige Roloff kein Bestimmungsbuch als Hilfsmittel mehr. Falls er trotzdem einen Zweifelsfall auf dem Tisch hat und auch keines seiner Bücher ihm Aufschluss gibt, holt er Martin Groß ins Boot.

Welche giftigen Pilze kommen in der Altmark überhaupt vor? Martin Groß zählt den Fliegenpilz, den grünen Knollenblätterpilz, den Pantherpilz und den Gift-Häubling auf, die hier häufig zu finden sind. Einzig für das Gebiet rund um Havelberg und der Klietzer Heide gilt zudem, dass dort keine Maronen gesammelt werden sollen. Diese sind durch die Nuklear-Katastrophe des Atomkraftwerkes im April 1986 in Tschernobyl noch immer stark radioaktiv belastet. Das habe auch das Landesamt für Verbraucherschutz bestätigt, informiert Groß.

Für den Sammler würden die giftigen Arten allgemein eine Herausforderung darstellen, weil sie keine gemeinsamen Merkmale aufweisen würden, um sie zu erkennen, meint Groß weiter. Der Sammler müsse daher die Arten und ihre Merkmale genau kennen. Somit rät Dieter Roloff gerade Eltern, die aktuell mit ihren Kindern Pilze suchen, sich zuvor mit der Thematik auseinanderzusetzten.

Denn im schlimmsten Fall kann eine Pilzvergiftung tödlich enden. Martin Groß gibt an, dass es verschiedene Vergiftungssymptome durch Pilzeverzehr gebe. „Häufig kommen Durchfall, Magenverstimmung oder Erbrechen vor. Es kann auch zu Leber- oder Nierenschäden kommen, je nach Verzehr der Art.“

Außerdem solle man beim Auftreten dieser Symptome, wenn man zuvor Pilze gegessen habe, sofort das nächste Krankenhaus aufsuchen. Falls noch Pilzreste vorhanden seien, solle der Patient diese mitbringen. So könne das Krankenhauslabor die Art des Pilzes sowie der Vergiftung bestimmen und darauf die Behandlung abstimmen, erklärt er.

Es gibt aber auch heimische Pilze, die sich gut zum Verzehr eignen. Dazu gehören laut dem Vorsitzenden des Landesverbandes Steinpilze, Pfifferlinge und Maronen. Diese Arten seien bei den Sammlern sehr beliebt. Generell gibt es in der Altmark beziehungsweise im Landkreis Stendal keine spezifische Art, die nur in dieser Region zu finden sei. In Deutschland seien viele Arten gleich verteilt, so Groß. Einige Unterschiede gebe es in Deutschland lediglich zwischen den Gebirgen und dem Flachland.

Zudem habe die Altmark keinen speziellen Landstrich, der sich besonders gut zum Pilze sammeln eignen würde. „Viele Pilze leben in einer Symbiose mit den Bäumen“, sagt Dieter Roloff. Dadurch kommen alle Wälder der Altmark zum Sammeln in Frage.

Roloff findet aber die aktuelle Saison von der Ausbeute bisher sehr dürftig. Es müsse mehr Regnen und die Sonne scheinen, damit in dieser Saison noch weitere Pilze sprießen können. Die anhaltende Trockenheit unterstützt das Wachstum der Pilze nicht. Zudem würden auch Stürme, Überschwemmungen und Verschmutzungen sowie der Klimawandel allgemein zum Rückgang der Pilze führen. Jedoch siedeln sich durch die Erderwärmung auch neue Arten anderer Kontinente in Deutschland an.

Kontakt: Dieter Roloff, Gartenstraße 10, 39517 Birkholz bei Tangerhütte, Telefon: 03935/213547