Ziel: Multiresistente Erreger frühzeitig erkennen und ihre Verbreitung verhindern Netzwerk hat gefährliche Bakterien im Visier
Landläufig werden sie als Krankenhauskeime bezeichnet. Was diese Erreger so gefährlich macht: Sie sind größtenteils immun gegen Antibiotika. Ein Netzwerk aus Medizinern und medizinischen Einrichtungen im Landkreis soll helfen, dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Stendal l Wenn von den Krankenhauskeimen die Rede ist, schrillen bei vielen Menschen die Alarmglocken. Berechtigt ist das, wenn diese Verallgemeinerung multiresistente Erreger (MRE) meint. Amtsärztin Dr. Iris Schubert erklärt: "Das sind Bakterien, die gegen Antibiotika resistent und damit nicht mehr behandelbar sind. Die Folge ist, dass Menschen daran auch sterben können."
Die bekannteste Vertreter dieser Krankenhauskeime sind die MRSA-Bakterien, Staphylokokken, die gesunden Menschen mit intakter Immun- abwehr nichts anhaben können. Immungeschwächten Menschen kann dieser Krankheitserreger jedoch extrem gefährlich werden. Laut Bundesgesundheitsministerium erkranken jährlich 400000 bis 600000 Menschen an Krankenhausinfektionen. Etwa 10000 Menschen versterben daran, zitiert das Gesundheitsministerium aus aktuellen Studien.
Gut beraten ist demnach, wer alles tut, um es diesen Keimen oder besser gesagt Bakterien so schwer wie möglich zu machen, sich auszubreiten. Das Stendaler Gesundheitsamt tut das mit einem Netzwerk. Das Gründungstreffen fand am 15. Februar statt, ist von Amtsärztin Schubert zu erfahren. Gründungsmitglieder des kreislichen Netzwerkes sind das Diakoniekrankenhaus Seehausen, das Fachklinikum Uchtspringe, das Johanniter-Krankenhaus Stendal und die KMG Kliniken Havelberg.
Der Landkreis folgt damit einer Empfehlung der Gesundheitsministerkonferenz der Länder. Doch das Stendaler Netzwerk hat nicht nur die MRSA-Keime im Blick, sondern alle multiresistenten Erreger. Dem "Netzwerk MRE Landkreis Stendal" geht es zuerst einmal um Informationsaustausch und -weiterleitung auf kürzestem Weg. Konkret: Werden multiresistente Erreger zum Beispiel in einem Krankenhaus bei einem Patienten entdeckt, soll darüber auch der behandelnde Hausarzt, die Pflegeeinrichtung oder der diesen Patienten betreuende Pflegedienst informiert werden. Klingt, als wäre das eine Selbstverständlichkeit - ist es aber nicht, denn, so Amtsärztin Dr. Iris Schubert: "Meldepflichtig sind bisher nicht alle MRE-Infektionen, sondern nur die mit MRSA und das auch erst dann, wenn diese Staphylokokken im Blut oder im Liquor eines Patienten nachgewiesen sind. Eine mit resistenten Erregern infizierte Wunde ist zum Beispiel nicht meldepflichtig."
Dem nun gegründeten Netzwerk geht es darum, über jeden MRE-Fall informiert und in die Lage versetzt zu sein, darauf zu reagieren. Information und Erfahrungsaustausch, um daraus landkreisweit einheitliche Verfahren zu entwickeln, mit denen Infektionen mit MRE verhindert und die Verbreitung der Erreger zwischen den Einrichtungen vermindert werden kann, so lautet der Anspruch des Netzwerks.
Das Gesundheitsamt des Landkreises verstehe sich dabei als Koordinator, sagt die Stendaler Amtsärztin. Verständlich also, dass es Ziel von Dr. Iris Schubert ist, möglichst viele Partner möglichst schnell ins Boot zu holen: "Wir möchten als nächste die ambulant operierenden Ärzte und die Dialyse-Stationen in das Netzwerk integrieren", sagt Dr. Schubert. Schlussendlich sollen möglichst alle pflegenden oder betreuenden Einrichtungen sowie die ambulant tätigen Ärzte und Pflegedienste im MRE-Netzwerk zusammenarbeiten.