Entscheidung Neubau in Jerchel scheint vom Tisch: Stadtrat in Tangerhütte will die Bürger nicht noch mal fragen
Ein nagelneues Dorfgemeinschaftshaus ist in Jerchel offenbar vom Tisch. Eine schriftliche Befragung der Bürger in Jerchel zu Neubau oder Erhalt des jetzigen Treffpunktes lehnte der Stadtrat jetzt ab. Aus diesem Grund:

Jerchel - Eine weitere, diesmal schriftliche Bürgerbefragung zur Zukunft des Dorfgemeinschaftshauses in Jerchel soll es nicht geben, das entschied jetzt der Stadtrat in Tangerhütte, denn offenbar ist die Mehrheit in der kleinen Ortschaft Jerchel nicht für einen Neubau.
Nachdem es bereits eine öffentliche Einwohnerversammlung über Neubau oder Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses gegeben hatte, sollte nun noch einmal eine schriftliche Befragung folgen. Diese Anhörung hatte die Verwaltung empfohlen, nachdem es bei der Versammlung in Jerchel keine klare Meinung zum Thema gegeben haben soll. Außerdem konnten nicht alle Einwohner anwesend sein, hieß es zur Begründung.
Stadträte sprechen von klarer Mehrheit für das alte Gemeinschaftshaus
Doch sowohl der in Jerchel wohnende Stadtrat Dietrich Schutz (fraktionslos) als auch Stadtratsvorsitzender Werner Jacob (CDU), die an der Versammlung teilgenommen hatten, sahen das anders. „Es gab 14 Stimmen für einen zweifelhaften Neubau und 19 für das alte Gutshaus“, machte Schultz im Stadtrat klar und er sagte: „Ich sehe keinen Sinn in einer erneuten Befragung“.
Werner Jacob sprach ebenfalls von einer klaren Mehrheit für das alte Haus und auch vom Versuch einer „massiven Beeinflussung“ durch die Verwaltung während der Einwohnerversammlung vor Ort. „Nun solange zu fragen, bis das Ergebnis stimmt, finde ich nicht in Ordnung“, so Jacob.
Tangerhütte ist 27 Mal so groß wie Jerchel
Stadtratsmitglied Michael Nagler (WG Zukunft) verglich die Bürgerbefragung im kleinen Jerchel (120 Einwohner), bei der mehr als 30 Einwohner dabei gewesen waren, mit einer Versammlung zur Zukunft der Industriehallen im 37 Mal so großen Tangerhütte (4480 Einwohner). Bei letzterer waren 50 Gäste anwesend und einige davon kamen nicht aus Tangerhütte, trotzdem habe es bei diesem Thema keine schriftliche Bürgerbefragung gegeben, erinnerte er.
Jerchels Ortsbürgermeisterin Thekla Möws hatte nach der Versammlung von einer Tendenz, aber keinem klaren Meinungsbild gesprochen. Deshalb wollte auch sie noch einmal eine schriftliche Befragung. Die Diskussion über die Zukunft des Dorfgemeinschaftshauses hält schon länger an.
Altes Gutshaus der Familie von Itzenplitz ist ein Problemfall
Das im 18. Jahrhundert durch die Familie von Itzenplitz als Gutshaus erbaute Objekt ist seit Jahren ein Problemfall. Die große Freitreppe als Zugang zum Obergeschoss mit Versammlungsraum, Küche, Jugendclub und Feuerwehrlager ist seit langer Zeit marode und gefährlich.
Die losen Platten auf der Treppe waren schon vor einiger Zeit entfernt worden, um Unfälle zu verhindern, der Unterbau aber ist nach wie vor uneben und zum Teil gerissen, weil die Treppe sich senkt.
Jerchel will seit Jahren die Sanierung der Gutshaustreppe
Eine Sanierung vor allem der Treppe fordert die Ortschaft seit Jahren, doch sie scheiterte am Geldmangel. Probleme machen aber auch der feuchte Keller, der zum Teil als Wohnraum genutzt wird und technische Anlagen.
2020 hatte die Verwaltung in Tangerhütte die Idee für einen Neubau neben dem Feuerwehrgerätehaus Jerchel auf den Tisch gebracht, um gleichzeitig das Problem fehlender Sanitärräume bei der Feuerwehr zu lösen. Dieser Vorschlag wurde sowohl vom Ortschaftsrat als auch vom Stadtrat abgelehnt, weil das Objekt mit 20 Sitzplätzen einfach zu klein gewesen wäre.
Neubau für 300.000 Euro im 120-Seelen-Dorf?
Inzwischen sei die Rede von einem größeren Neubau für 300.000 Euro, wie Rita Platte (WG Altmark-Elbe) im Stadtrat feststellte. Eine konkrete Kostenschätzung für den Sanierungsbedarf des alten Gutshauses in Jerchel gibt es bisher nicht. Es soll nun aber aus Haushaltsüberschüssen des laufenden Jahres ein Gutachten angefertigt werden, das einen ersten Überblick über notwendige Maßnahmen dort gibt.
Dietrich Schultz erklärte darüber hinaus, dass die Feuerwehr in Jerchel an den Wochentagen tagsüber gar nicht einsatzbereit sei, also der Bedarf für Sanitärräume kaum vorhanden wäre. Nach seiner Meinung sei darüber nachzudenken, die Kameraden der Jercheler Wehr an den nächst größeren Ort anzugliedern.
