Altmärker Notfalltag mit über 100 Teilnehmern aus Rettungswesen und Krankenhäusern Neue Behandlungstipps per Internetkamera
Zum neunten Mal veranstaltete die Johanniter-Unfall-Hilfe am Wochenende einen Altmärker Notfalltag. Rund 115 Teilnehmer - Krankenhausärzte und niedergelassene Mediziner ebenso wie Rettungsassistenten und -sanitäter - hörten Fachvorträge und nahmen an Workshops teil.
Stendal l Die Schnittstelle zwischen Rettungsdienst und Krankenhaus stand im Mittelpunkt des Altmärker Notfalltages. "Da hakt es manchmal", sagte Thomas Kohns, Fachbereichsleiter Rettungsdienst des Bildungsinstituts Mitteldeutschland der Johanniter-Akademie, bei der Eröffnung. Ziel der Veranstaltung sei es, festzustellen, was das Krankenhaus vom Rettungsdienst erwarte, eine gemeinsame Sprache zu finden.
Sehr anschaulich stellte Dr. Andreas Oldag das Zusammenwirken in seinem Vortrag dar, der sich um den Schlaganfall vom Rettungsdiensteinsatz bis zur Entlassung drehte. Der Fall einer 71-jährigen Patientin wurde beschrieben, die jüngst auf die Schlaganfallstation, die Stroke Unit, der Magdeburger Uniklinik kam. Per Video wurde dokumentiert, dass sie am ersten Tag weder ihren Namen sagen noch auf die Kommandos "Augen schließen" und "Mund öffnen" reagieren konnte. Ihr Sprachzentrum war durch den Schlaganfall schwer beeinträchtigt. Am zweiten Tag konnte sie eine Wörterliste bereits fast fehlerfrei vorlesen und am vierten Tag gab sie eine Bildbeschreibung ohne jegliche Einschränkung.
Den Erfolg erzielten die Magdeburger durch ein Lösungsmittel (Lyse), das allerdings erst nach dem Abarbeiten einer umfangreichen Checkliste verabreicht werden konnte. "Es muss vorher abgeklärt werden, ob der Patient aus irgendeinem Grund zur Blutung neigt", erklärte der Assistenzarzt. Ein Krebsleiden oder Krampfadern an der Speiseröhre sind zwei der Ausschlusskriterien. Um dies möglichst schnell tun zu können, sei es wichtig, eine Telefonnummer der Angehörigen zu haben, da die Schlaganfallpatienten selbst sich zumeist nicht artikulieren können.
Nur 7,5 Prozent der Patienten können lysiert werden, lediglich 13 Prozent werden in einer Stroke Unit behandelt. Die moderne Medizin ermöglicht es allerdings, dass auch Menschen, die nicht auf der Spezialstation landen, gleiche Heilungschancen haben. "Mit der Telemedizin ist es, als ob wir dem Patienten direkt gegenüber stehen", fasste Dr. Oldag zusammen. Per Internetkonferenz können sich die Ärzte so genannter Satellitenkrankenhäuser Rat bei den Kollegen in Magdeburg holen.
Zu den interessierten Zuhörern gehörte Dr. Siegfried Wagner. Über das Ärzteblatt hatte der Chefarzt im Ruhestand von der Veranstaltung erfahren. "Ich bin jetzt seit sechs Jahren raus und in der Zeit hat sich einiges verändert", sagte er. Durch die Notfallseelsorge ist er der Praxis allerdings immer noch verbunden. An den Workshops nahm er allerdings nicht teil: "Da will ich niemandem der Aktiven einen Platz wehnehmen."