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Pfingsten Handarbeit für Rolands Kopf

Am Pfingstsonntag bekommt der Roland in Buch seine Krone aufgesetzt und dazu gibt's ein Fest. Das ist schon seit DDR-Zeiten so.

Von Anke Hoffmeister 09.06.2019, 02:00

Buch/Tangermünde l „Hier, so sieht es aus, das Gestell, das uns Jahr für Jahr Herr Rettig aus Buch bringt, damit wir es für die Rolandkrönung binden können.“ Ursula von Wnuck nimmt das leicht verbogene Eisengestell, das schon etliche Jahrzehnte erlebt haben muss, und stellt es auf den Arbeitstisch.

Ursula von Wnuck hält seit dem Tod ihrer Schwester Gisela Lange den Familienbetrieb Gartenbau Lange mit ihrer Familie weiter am Leben. „Meine Schwester hat die Krönung immer unterstützt, und ich finde, das ist eine wichtige Sache, die man auch weiterhin mittragen sollte“, sagt sie. „Eine Stunde Arbeit bedeutet das mit Muss. Und es sollte immer wirtschaftlich bleiben“, gibt sie zu verstehen.

Marina Schütte, die seit 33 Jahren in dem Gartenbaubetrieb in Tangermünde die „Frau im Hintergrund“ ist, kennt die Roland-Krone nur zu gut. Sie hat in den vergangenen Jahren so etlichen Tag vor Pfingsten damit zugebracht, das rostige Gestell in ein grünes Schmuckstück zu verwandeln.

Wie das funktioniert, zeigt sie gern. Auf dem Arbeitstisch liegen bereits auf passende Länge geschnitten Eichen- und serbische Fichten-Zweige sowie Bindedraht. „Wir nehmen immer das, was die Natur uns gerade bietet“, berichtet sie. Und da das Areal des Gartenbaubetriebes eine Vielfalt an Natur vorzuhalten hat, eben auch gesunde Eichen und eine serbische Fichte, wird im eigenen Garten „geerntet“. „Manchmal bringt auch eine Kollegin von ihrem großen Grundstück Zweige mit, wenn sie weiß, dass wir hier für diese Krone oder andere Aufträge Material brauchen.“

In diesem Jahr gibt es für den Bucher Roland also eine Krone aus Eichenblatt und Fichtennadeln. „Diese serbische Fichte eignet sich besonders gut, weil sie sehr biegsam ist“, führt Ursula von Wnuck vor. „Eine normale Fichte wäre viel zu fest dafür“, ergänzt Marina Schütte. Dann geht es an die Arbeit. Kleine Zweigbündel aus Eiche und Fichte legt sie zunächst an den unteren Ring der Krone und bindet diese mit Draht fest. Ist der untere Kranz fertig, werden die vier Bögen, die am Kopf der Krone zusammenlaufen, ebenfalls mit Grün umbunden. „Man muss schön straff wickeln, damit es auch im getrockneten Zustand noch hält“, sagt sie.

Die Sache mit der Haltbarkeit ist bei dieser Roland-Krone ohnehin recht unterschiedlich. Bei heißem Wetter wie in diesem Jahr wieder wird das Naturmaterial eher austrocken. In kühleren und feuchteren Sommern hält das Schmuckstück dagegen etwas länger.

„Wenn ich die Krone fertig habe, wird sie noch einmal mit Wasser besprüht und kühlgestellt“, erklärt Marina Schütte den Ablauf. Buchs Ortsbürgermeister Günter Rettig wird das Kunstwerk aus Naturzweigen und Bindedraht persönlich abholen. Er ist es auch, der seit vielen Jahren die Krone gemeinsam mit einem Bucher Mädchen die Leiter zum Rolandkopf hinaufträgt und dort auf den Steinkopf hebt.

„Leicht ist die Krone nicht“, gibt Marina Schütte zu verstehen. Sie weiß, wie viel allein das Gestell wiegt und wie viel sie daran noch befestigt.

Und ist es mal keine Eiche oder Fichte, die dafür genommen wird, dann „kann man auch Flieder, Buchsbaum oder Kirsche sowie Lebensbaum verwenden“, verrät die langjährige Mitarbeiterin weitere Möglichkeiten.

Im Übrigen ist das längst nicht das einzige Werk an Bindekunst, das hier entsteht. Auch Richtkronen, Adventskränze, Girlanden und auch Kränze für Beisetzungen können hier per Hand gebunden werden.