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Pflanzungen Welche Bäume in Stendal fallen müssen

Für jeden gefällten Baum plant die Stadt Stendal eine Neuanpflanzung - einige aber an anderer Stelle.

Von Donald Lyko 22.12.2020, 06:00

Stendal l Der aktuell bekannteste Baum der Hansestadt steht seit wenigen Wochen vor dem Rathaus: der prächtige Weihnachtsbaum. Er ist eine private Spende eines Borsteler Ehepaares und zählt damit nicht zu den gut 21.000 Bäumen, die laut aktuellem Bericht der Stadtverwaltung auf kommunalen Flächen wachsen (oder im Fall des gefällten Weihnachtsbaumes gewachsen sind).

Stichwort Fällungen: Insgesamt 154 der kommunalen Bäume müssen gefällt werden. „Damit ist bereits begonnen worden“, sagte Stadtsprecher Armin Fischbach gestern auf Nachfrage. „Wenn alles nach Plan verläuft, sollten die letzten Fällungen im Februar 2021 passieren.“ Die Bäume werden hauptsächlich wegen der nicht mehr gegebenen Verkehrssicherheit gefällt, weil sie zum Beispiel nicht mehr sicher stehen, biologische Schäden aufweisen oder bei Bauarbeiten beschädigt wurden. Die Stadt hat zwei Baumkontrolleurinnen, die bei ihren regelmäßigen Runden die Standsicherheit beurteilen. Gefällt werden 65 Bäume in der Kernstadt und 89 in den Ortsteilen, informierte Silke Pidun, Leiterin des Amtes für Technische Dienste.

Als Ausgleich werden 154 junge Bäume gepflanzt. „Die Neupflanzungen werden dann in gut einem Jahr, von Januar bis März 2022, durchgeführt“, so Armin Fischbach. Die Stadt pflanze genauso viele Bäume nach, wie gefällt werden, obwohl das für die Bäume mit einem Stammumfang unter 80 Zentimeter nicht notwendig sei, erklärte die Amtsleiterin im Ausschuss für Stadtentwicklung.

Im vergangenen Winter 2019/20 sind laut Bericht insgesamt 132 Jungbäume auf kommunalen Grundstücken gepflanzt worden, vorrangig an Stellen, an denen in den vergangenen drei Jahren Bäume gefällt worden waren. Ein Beispiel: An der Osterburger Straße wurden mit zwölf Linden die Lücken in der Nähe der Obstscheune geschlossen. Weitere Straßen mit markantem Baumbestand, darunter die Straße Am Wasserturm und der Haferbreiter Weg, sind mit jungen Eichen und Linden gefüllt worden. Zudem wurde eine Anregung des Dahlener Ortschaftsrates umgesetzt: 29 Wildäpfel, Birken und Elsbeeren wurden am Weg von Welle nach Demker gepflanzt. Es gab außerdem einige Neuanpflanzungen in verschiedenen Kindereinrichtungen und Parks, um die Altersstruktur der Bestände zu ergänzen. Auf dem Friedhof III wurde eine Lindenallee neu angelegt.

Das Stadtbild der Hansestadt Stendal ist geprägt von einem großen Bestand an Alt- und Jungbäumen. Blühende Kastanien, Robinien und Linden sorgen vor allem im Frühjahr und im Frühsommer für ein schönes Bild. Aber: „Durch die Trockenheit der letzten drei Sommer haben die Bäume sehr gelitten und sterben teilweise ab. Die Wasserspeicher vieler Bäume sind durch die aufeinander folgenden Dürreperioden leer. Die tieferen Bodenschichten sind stark ausgetrocknet“, heißt es im Bericht, den das Amt für Technische Dienste erstellt hat. Und: Der Grundwasserspiegel ist gesunken, ein Problem vor allem für die Stadtbäume, deren Wasserspeicher kleiner sind als bei Waldbäumen, weil sie meist in einer zu kleinen Pflanzgrube stehen. Damit die Bäume nicht absterben, hat die Stadt mit zusätzlichen Bewässerungen reagiert, hat die Anzahl der sogenannten Wässerungsgänge im Sommer für Bäume im ersten und zweiten Standjahr auf insgesamt 20 verdoppelt. Zudem haben rund 250 Bäume im dritten bis zehnten Standjahr zusätzliches Wasser bekommen.

Aber bei vielen Altbäumen haben sich bereits Ende Juli die typischen Herbstsymptome mit Verbräunungen und Blattfall gezeigt, sechs bis acht Wochen früher als üblich. Drei Trockenperioden hintereinander sind nicht spurlos am Baumbestand vorbeigegangen. „Zahlreiche Bäume sterben ab, so dass deren Fällung unumgänglich ist“, heißt es im Bericht des Amtes für Technische Dienste.

Um auf diese Klimabedingungen zu reagieren , schaut die Hansestadt Stendal bei Neuanpflanzung in die Straßenbaumliste der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz, kurz GAKL, ein Zusammenschluss der kommunalen Grünflächenverwaltungen. Darum wurden im Januar dieses Jahres zum Beispiel eine Magnolie, zwei Zerreichen, ein Ginkgo, vier ungarische Eichen und vier Hopfenbuchen im Stadtgebiet und in den Ortsteilen gepflanzt. Heißt: Das Spektrum der Straßenbaumarten wird sich künftig ändern.

Derzeit hat die Hansestadt für Baumpflege einen Vertrag mit einer Firma. Es gebe aber Überlegungen, so Silke Pidun, das Stadtgebiet möglicherweise zu teilen und die Bereiche losweise zu vergeben, um mehr Firmen einzubeziehen, damit die Baumpflege in dem begrenzten Zeitraum abgearbeitet werden kann. Zur Bewässerung gab es im Ausschuss eine Nachfrage von Katrin Kunert (Linke): „Gibt es Überlegungen, Wassersäcke an die Bäumen anzubringen?“ Ja, so die Amtsleiterin, es soll versuchsweise ausprobiert werden. „Wir scheuen uns aber vor dem Aufwand“, denn zum Winter müssen die Säcke abgenommen und einlagert werden.