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Plastikgranulat Die Kunstrasen-Panik bleibt aus

Auf den beiden Stendaler Kunstrasenplätzen wird das umstrittene Plastikgranulat eingesetzt. Droht den Anlagen das Aus?

Von Antonius Wollmann 30.07.2019, 01:01

Stendal l Es war eine Meldung, die es in sich hatte. Angeblich plante die Europäische Union, den Einsatz von Plastikgranulat auf Kunstrasenplätzen spätestens im Jahre 2022 zu verbieten. Das Granulat wird als Füll- und Polsterstoff zwischen den Plastikhalmen eingesetzt. Durch Abrieb im Spielbetrieb werden jedoch große Mengen an umweltschädlichem Mikroplastik freigesetzt.

Das Innenministerium des Landes Sachsen-Anhalt reagierte umgehend. Vorerst will man den Bau neuer Kunstrasenplätze mit dem umstrittenen Stoff nicht mehr finanziell unterstützen. Vom Verbot betroffen wären in ganz Deutschland insgesamt um die 5000 Fußballplätze, darunter auch jene des 1. FC Lok Stendal und des Post SV Stendal. „Auf beiden Plätzen wird das in der Kritik stehende Plastikgranulat eingesetzt“, bestätigt Armin Fischbach, Mitarbeiter der Pressestelle der Stadt Stendal, auf Nachfrage der Volksstimme.

Das Pikante daran: Die beiden Spielfelder waren erst in der jüngeren Vergangenheit unter einem enormen finanziellen Aufwand errichtet worden. 207.000 Euro kostete der Post-Kunstrasen, bei Lok wurden gar 700.000 Euro in die gesamte Anlage investiert. Werden die beiden Plätze also ohne Schuld der Beteiligten zu kolossalen Geldverbrennungsanlagen?

So weit ist es noch lange nicht. Denn mittlerweile hat die zuständige Europäische Chemikalienagentur (Echa) ein Stück weit Entwarnung gegeben. Zwar werden Alternativen zum Plastikgranulat wie Kork und Kokosnussfasern geprüft, dass es zu erheblichen Einschränkungen für bereits existierende Plätze kommen werde, sei aber sehr unwahrscheinlich, heißt es von der Behörde.

Die Stadtverwaltung beobachtet die Diskussion mit großer Gelassenheit. Sogar ein Verbot des Füllstoffes würde keine verheerenden Folgen zeitigen, lässt die Pressestelle verlautbaren. „Nach unserem bisherigen Kenntnisstand sollte es kein Problem sein, das Plastikgranulat gegen Kork auszutauschen“, teilt Armin Fischbach mit. Technisch stelle dies keine große Herausforderung da. Man würde schlicht das Granulat vollständig absaugen und den Platz anschließend mit dem neuen Material befüllen. Dies seien momentan aber allenfalls Gedankenspiele. „Die Stadt geht aktuell nicht davon aus, dass einer der Kunstrasenplätze aus diesem Grund gesperrt werden muss“, stellt Fischbach klar.

Bei den beiden betroffenen Vereinen ist von Panik ebenfalls keine Spur. Rico Goroncy, Vorsitzender von Post Stendal, glaubt an einen „Bestandsschutz“ für die alten Plätze und vertraut darauf, dass sich die Politik vehement für den Erhalt einsetzen wird, sollte doch ein Verbot diskutiert werden. Er macht allerdings auch keinen Hehl daraus, dass eine Sperrung seinen Verein ins Mark treffen würde. Dann stünde für zwölf Mannschaften nur noch ein Rasenplatz zur Verfügung.

„Es wird nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, kommentiert Lok-Manager Guido Klautzsch die Problematik. Er geht deshalb davon aus, dass nicht viel passieren wird. Von Kork als alternativem Füllmaterial hält Klautzsch allerdings wenig bis nichts, würde es doch bei Regen enorm schnell weggeschwemmt. Es sei deshalb nicht sehr praktikabel.