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Polizeikontrolle Wenn das Auto Übergewicht hat

Ein Transporter kann bei der Beladung schnell das erlaubte Gewicht überschreiten. Die Polizei Stendal gibt Tipps, worauf zu achten ist.

Von Mike Kahnert 06.01.2021, 18:39

Stendal l Ein Mann steht mit einer Schaufel in der Hand auf einem Kleintransporter auf der B 188 bei Tangermünde. Er ist dabei, mehr als eine Tonne Sand von der Ladefläche zu schippen. Die Polizei hat sein Fahrzeug gerade kontrolliert. Es wiegt 4,04 Tonnen. Erlaubt sind 2,8 Tonnen für dieses Auto.

So oder so ähnlich muss sich die Szene Mitte November 2020 abgespielt haben. Denn dem Polizeibericht zufolge durfte der Fahrer des Kleintransporters nicht weiterfahren, bis das Gesamtgewicht reduziert wurde. Es ist nur eines von vielen Beispielen von Übergewicht bei Autos, weiß Dirk Marscheider, Polizeihauptkommissar im Revier Stendal.

Der häufigste und einfachste Grund einer Überladung: „Fahrer verschätzen sich häufig“, sagt Dirk Marscheider. Sie denken sich scheinbar „ach das geht noch“. Allerdings kann es sehr schnell sehr teuer werden, wenn zu viel Gewicht auf den Rädern lastet. Beim Beispiel des Sandtransporters wäre dem aktuellen Bußgeldkatalog zufolge eine Zahlung von 235 Euro fällig – Plus einem Punkt in Flensburg. Denn das erlaubte Gewicht wurde um 44 Prozent überschritten.

Die Fahrer überschätzen sich dem 46-Jährigen zufolge häufig aufgrund der großen Ladefläche. „Man kennt von früher die Frage: Was ist schwerer? Ein Kilo Eisen oder ein Kilo Federn? Als Kastenwagen, zum Beispiel in der Größe eines Mercedes Sprinters, bietet der Laderaum viel Platz. Oftmals sind die Fahrzeuge aber auf 3,490 Kilogramm begrenzt, ein sogenannter 3,5-Tonner“, erklärt Dirk Marscheider. Viel Raum für viele Eisenbarren. Oder, was wohl geläufiger ist: zahlreiche Lebensmittel.

Im September 2019 hat die Polizei Stendal zwei Sprinter mit Nahrungsmitteln erwischt, die deutlich zu viel wogen. Einer brachte 6,2 Tonnen auf die Waage. Beim Öffnen der Seitentür sahen die Beamten Soßeneimer und Getränkedosen, die aufeinander gestapelt waren. „Allein die Getränke haben ein hohes Eigengewicht, was zu einer Überladung führt“, so Dirk Marscheider.

Bei einem anderen Sprinter war die Ladefläche voller Dönerspieße. Nicht nur das Gewicht war in diesem Fall ein Problem. Das Fleisch muss beim Transport konstant gekühlt werden. Vorgeschrieben sind minus 18 Grad Celsius. Wird die Kühlkette unterbrochen, können sich Keime, Bakterien und Salmonellen schnell ausbreiten. Das Fleisch in dem Sprinter musste entsorgt werden, und die Polizei hatte Ermittlungen aufgenommen, um das Lieferziel ausfindig zu machen, so der Polizeihauptkommissar.

Aber nicht jedes Fahrzeug wird bei einer Kontrolle direkt gewogen. Die Beamten achten auf bestimmte Merkmale am Auto. Merkmale, auf die auch die Fahrer selbst achten können, um ohne Waage zu sehen, ob das Auto zu schwer ist. Dirk Marscheider empfiehlt, sich zu fragen: „Drücken die Reifen durch? Geht die Achse deutlich tiefer?“ Hat man das Gefühl, nachts mit Fernlicht zu fahren, obwohl das normale Licht bereits so weit wie möglich runtergestellt ist, oder „knallt“ die Federung häufig beim Fahren über eine unebene Fahrbahn?

Haben Polizisten einen Verdacht, nutzen sie häufig eine mobile „Achslastwaage“. Wie der Name verrät, wird damit die Achslast gewogen. Besonders bei Anhängern wird sie genutzt. Andere „Wiegemöglichkeiten ergeben sich im Laufe des Dienstes durch den Umgang mit freien Unternehmen, welche über eine Waage verfügen. Oft besitzen landwirtschaftliche Betriebe und Zulieferer eine Waage, welche im Einzelfall nach Absprache genutzt werden kann“, erklärt Dirk Marscheider. Daher lohne es sich für Einsatzkräfte, im Laufe der Zeit die Möglichkeiten und Kontakte zu merken. Bei Lkws ist eine Waage selten vonnöten. „Bei größeren Fahrzeugen gibt es Wiegepapiere“, sagt der Stendaler.

Am häufigsten benötigen Polizisten eine Waage bei Transportern oder Anhängern, die Schutt oder Holz geladen haben. Das kann sogar für kuriose oder vielleicht belustigende Szenarien sorgen. Schließlich müsse für eine Weiterfahrt das Idealgewicht wieder hergestellt werden. Und „wenn man Baumstämme nur noch mit Hilfsmitteln wie einem Kran aufladen kann, dann könnte es sehr schwer werden“, sagt Dirk Marscheider.