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Rentnerband Jugendliebe brennt auch mit "Ü65"

Der Trank, der ewige Jugend verheißt - sechs Stendaler Männer haben ihn gefunden. Sie machen mit "Ü65" Musik.

Von Egmar Gebert 21.03.2019, 00:01

Stendal l Wie schnell doch ein Jahr vergeht. Es war der 17. März 2018, an dem in der Bauernschänke im beschaulichen Miltern eine Stendaler Band ihren ersten öffentlichen Auftritt bravourös meisterte. „Wir hatten kaum angefangen zu spielen, da war die Tanzfläche voll. Und das blieb den ganzen Abend so“, erinnert sich „Bandleader“ Ulrich Behrends. Bei so einer Resonanz, da kann man doch weitermachen, oder?

Die Barden der Ulli-Herrmann-Band machten weiter und stehen vor ihrem nächsten großen Event Wer‘s miterleben will, sollte sich am 20. April ab 20.30 Uhr nichts anderes vornehmen, besser noch: schon jetzt im Arneburger Tourismus- büro Karten für den Ostertanzabend in der Arneburger Stadthalle sichern. Das ginge auch per Telefon (039321/51817 oder 0177/4074356), und per E-Mail tourismus@arneburg-goldbeck.de.

Klingt, als wären hier ein paar Jungs auf dem Weg nach oben. Nur: Darum geht es ihnen nicht – nicht mehr. Es ist der Spaß an der Musik, und die Freude darüber, anderen Musikfans Freude zu bereiten, die sie antreibt, jung erhält. Letzteres bekommt besonderes Gewicht, wenn man weiß, dass Saxophonist Ulli mit seinen 72 Jahren genau das Durchschnittsalter der sechsköpfigen Truppe hält, denn an Jahren erfahren sind sie alle: Schlagzeuger Jürgen Kruse mit 67 Jahren als Jüngster im Bunde ebenso wie „Senior“ Karl-Heinz Helmke, der mit 83 Jahren und einziger ehemaliger Berufsmusiker in der Band das zweite Saxophon und zudem Klarinette spielt. Irgendwo dazwischen reihen sich altersmäßig Trompeter Herrmann Wendt, Lead- und Konzert- gitarrist Kalle Butzek sowie Bassgitarrist Henning Büst ein.

Keine grünen Jungs, sondern wahrhaft gestandene Mannsbilder waren es also, die sich vor ein paar Jahren daran machten, einer alten Leidenschaft, einer Jugendliebe wieder Leben einzuhauchen – dem Musikmachen.

„Ich war 16, als ich in der ersten Band spielte“, erinnert sich Ulrich Behrends weit zurück. Ein Lächeln umspielt die Mundwinkel, die Augen glänzen. „Wir waren die ,Jutaros‘. Das stand für Jugendtanzkapelle Rochau. Das ,s‘ haben wir dran gehängt, damit es besser klingt.

Bei den anderen heutigen Ulli-Herrmann-Band-Mitgliedern war es ähnlich. Einige spielten bei den „Stakatos“, bei „Kristalle“ oder „Olympia“.

Nicht zu vergessen die HTK (Heerener Tanzkapelle), in deren Tradition Ulli Behrends seine heutige neue, jung gebliebene Band sieht. Der Musik wegen, die vor allem tanzbar sein muss.

Geplant war es übrigens nie, dass die Barden auf ihre alten Tage noch mal als Band auf die Bühne gehen. Immer mal wieder sei der eine oder andere oder zwei von ihnen gemeinsam bei Privatfeiern gebeten worden, zum Instrument zu greifen. Behrends erinnert sich an einen dieser Anlässe. Ein Freund feierte seinen 65. Geburtstag. Behrends hatte sein Saxophon dabei...

Es wurde ein langer Abend, lang genug um sich wieder mit dem Bühnen-Virus zu infizieren und in der Folge alles daran zu setzen, gleichsam „Vorgeschädigte“ wieder anzustecken. So fand sich die Truppe, die sich anfangs „Ü 65“ nannte, erst einmal nur so für sich zu proben begann, dann auf Familien -, Vereins- oder Privatfeiern für erste Auftritte „gebucht“ wurde und sich da natürlich nicht blamieren wollte. Also probten die Männer wieder intensiver, wurden besser und fühlten sich schließlich stark genug, für den Testballon, den sie wie eingangs erwähnt vor einem Jahr in Miltern steigen ließen.

Der Erfolg beflügelte. Geprobt wird seither jeden Donnerstag ein paar Stunden. Muss sein, um sich die Titel und die Kondition für einen bis zu fünf (!) Stunden langen Tanzabend drauf zuspielen.

An dem Punkt sehen sich die sechs Männer der Ulli-Herrmann-Band jetzt. Ostern in der Arneburger Stadthalle kann kommen und jeder ist gern gesehen, zu Titeln von Roland Kaiser, Aba, Roger Witthaker, Helene Fischer, Andrea Berg, Ute Freudenberg, Smoki und wie alle heißen (oder hießen) den Tanzboden zu polieren.

Apropos Einladung: Die gilt übrigens auch für Musikerkollegen, die nach diesen Zeilen auf den Geschmack gekommen sein könnten. Akkordeon, Klavier oder Keybord sollten sie spielen. „So einen könnten wir gut gebrauchen“, sagt Ulli Behrends. Wie alt er ist? Egal, gut muss er sein und Spaß am Musizieren haben.