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Rettungsdienst „Corona positiv“ auf dem Pieper

Einsatzkräfte erfahren über Integrierte Leitstelle Altmark in Stendal, wenn sie zu einem Corona-Infizierten geschickt werden.

Von Bernd-Volker Brahms 02.04.2020, 11:00

Stendal l Der Schock einer positiven Covid-19-Diagnose war für eine Frau aus Jübar (Altmarkkreis Salzwedel) schon schlimm genug. Sie kam mit Lugenentzündung ins Krankenhaus, gefahren vom Rettungsdienst.

Kurze Zeit später erfuhr sie, dass ihr Name, die Adresse und die Krankendiagnose im Internet für viele einsehbar war. Die Frau, über die eine Reihe unschöner Kommentare im Netz hereinbrachen, hat mittlerweile Strafanzeige erstattet. Wie und durch wen die Daten ins Netz gestellt wurden, wird derzeit ermittelt.

„Die Daten werden verschlüsselt an die Einsatzkräfte übermittelt“, sagte der 2. Beigeordnete des Stendaler Landrates, Sebastian Stoll (CDU), unlängst im Kreisausschuss. Der Landkreis Stendal und der Altmarkkreis Salzwedel betreiben die Leitstelle Altmark in Stendal gemeinsam. Einsatzkräfte werden jeweils über digitale Funkmeldeempfänger informiert, außerdem gibt es Funkgeräte in den Fahrzeugen.

Während es früher durchaus möglich war, den Funkverkehr von Polizei, Feuerwehr und Krankenwagen abzuhören, ist ein Herankommen an die Informationen durch die verschlüsselten Daten technisch kaum mehr möglich, heißt es.

„Unsere Mitarbeiter sind sensibilisiert, Gesundheitsdaten sind eine der sensibelsten überhaupt“, sagt Peter Ruppert vom Vorstand des Regionalverbandes der Johanniter. Die Johanniter haben im Landkreis Stendal den Auftrag für den Rettungsdienst. Im Altmarkkreis Salzwedel, wo der Daten-Gau passiert ist, ist das Rote Kreuz zuständig. Im Internet war das Bild der Original-Meldung der Leitstelle zu sehen. Oben das Datenleck bei der Leitstelle oder dem Rettungsdienst lag, wird derzeit ermittelt. Sicher ist, dass die Informationen nicht aus der Datenleitung abgefischt wurden.

Nach Angaben von Peter Ruppert sei es völlig unabhängig von dem Daten-Vorfall enorm wichtig, dass die Einsatzkräfte über Corona-Infizierte informiert werden, wenn sie dorthin zu einem Einsatz gerufen werden. „Dadurch können sie sich selbst schützen“, sagt er. Alle Einsatzfahrzeuge sind mit Schutzmaterial ausgerüstet. Zwölf Rettungswagen, fünf Notarztfahrzeuge sowie ein Krankentransporter sind im Landkreis Stendal einsatzbereit. Dazu kommt der Fahrdienst der ärztlichen Bereitsschaft mit drei Fahrzeugen. „Alle sind ausgerüstet“, so Ruppert. Es sei bereits vor sechs Wochen weiteres Material bestellt worden.

In der Leitstelle Altmark ist man eingestellt. Bei eingehenden Notrufen wurde die Standardabfrage um Corona erweitert: 1. Sind Sie positiv auf den Corona-Virus getestet oder befinden Sie sich in Quarantäne? 2. Hatten Sie Kontakt mit einer Person, die positiv auf den Corona-Virus getestet wurde? Wenn der Anrufer eine der zwei Fragen bejaht, wird der Alarmtext für die Rettungskräfte dahingehend erweitert, teilt Sabrina Lamcha aus der Pressestelle des Landkreises mit. Eine Informationswarnung „Corona positiv“ erscheine dann im Alarmtext.

Bei Unklarheiten werde ein Abgleich mit der Quarantäneliste durchgeführt, in der alle Personen erfasst sind, die sich in einer vom Gesundheitsamt verordneten Quarantäne befinden. Das Gesundheitsamt übermittelt täglich die Quarantäneliste an die Integrierte Leitstelle und die Kommunen – auch hier in verschlüsselter Form. Wenn Notrufer nur leichte zeitunkritische Kranheitssymptome melden, dann werden sie an die Sprechzeiten des Kassenärtzlichen Dienstes (Tel. 11 61 17) verwiesen, so Lamcha. Bei schweren Symptomen werde der Transport in die Klinik notwendig.

Die Information „Corona positiv“ geht nicht nur an den Rettungsdienst, wie Sebastian Stoll im Ausschuss auf Nachfrage bestätigte. Auch Feuerwehrleute bekommen diese Informationen im Einsatzfall.