Auf nach Stendal Schönheitstipps in der neuen Heimat
Seit 2013 hat die Ukrainerin Hanna Shvets Stendal zu ihrer neuen Heimat gemacht. Nun eröffnete sie einen Schönheitssalon.
Stendal l „Ich bin sehr glücklich“, schwärmt Hanna Shvets. Kein Wunder, in der ersten Woche als Herrin im eigenen Schönheitssalon war sie ausgebucht. Die Ukrainerin, die ihren Salon „Esthetic Beauty“ Mitte Juni im Schadewachten eröffnete, scheint in Stendal angekommen.
2013 schlug Hanna Shvets ihre Zelte in Deutschland auf, folgte ihrem Mann, der drei Jahre zuvor eine Tätigkeit als Orthopäde am Johanniter-Krankenhaus in Stendal aufgenommen hatte. Die junge Frau, die eine medizinische Ausbildung absolvierte, später als „Ökonomistin“ – das entspricht in Deutschland dem Status einer Wirtschaftswissenschaftlerin – in der Optikbranche arbeitete, betrieb damals bereits einen Kosmetik-Salon. „Ein großes Geschäft. Allein beim Permanent-Make-up hatte ich monatlich etwa 300 Kunden. Da gab es natürlich vor dem Umzug einiges zu regeln“, erklärt sie, warum sie drei Jahre später als ihr Mann nach Deutschland aufbrach.
Mit Herzklopfen, gesteht sie. „Ich war Fremde in einem anderen Land“, macht sie klar. Klar war für sie damals aber auch schon, dass sie in ihrem Beruf bleiben würde. „Ich wollte wieder ein eigenes Geschäft und mit Qualität überzeugen“, sagt Hanna Shvets. Erst einmal aber lernte sie deutsch. Sie nahm Unterricht – per Skype, kommunizierte mit ihrer Lehrerin per Computerbildschirm. Nach einem Jahr legte sie ihre Prüfung mit Erfolg ab. Sie arbeitete in einem Salon in Tangermünde, trieb nach einem einjährigen Intermezzo in Potsdam – ihr Mann war vorübergehend in Berlin tätig – ihr Vorhaben nach einem eigenen Geschäft voran.
In Stendal. Die Stadt habe ihr auf Anhieb gefallen, erzählt sie. „Klein und ruhig“, zieht sie einen Vergleich zu ihrer Heimatstadt Sumy. Diese Stadt, rund 300 Kilometer entfernt von Kiew, zählt rund 300 000 Einwohner. Angetan haben es ihr in Stendal die alten Häuser, von denen „viele so gut erhalten sind“. An Deutschland gefällt ihr auch, dass alles „so sehr ordentlich“ ist.
Und was hat sie am meisten überrascht, als sie hierher kam? Eine Weile überlegt die 34-Jährige, dann sagt sie schmunzelnd: „Ich habe in Deutschland zum ersten Mal Eisbein und Sauerkraut gegessen. Das schmeckt mir. Aber ich kann nicht verstehen, wie jemand die Riesenportionen allein essen kann.“ Apropos Essen. Die Ukrainerin backt für ihr Leben gern. „Am liebsten jeden Tag und vor allem Torte“, sagt sie und macht mit einer Spezialität aus ihrem Heimatland Appetit: Man nehme Kondensmilch, Nüsse, Schokola- de …
Eigene Kuchenkreationen machen sie glücklich und ihre Familie auch. Das sind ihr Mann und seit gut zwei Jahren Söhnchen Tim. Sie sind ihr das Wichtigste, betont Hanna Shvets, geben Halt im immer weniger fremden Land.
Keinen Hehl macht sie daraus, dass sie hin und wieder ihre Freunde aus der Ukraine vermisst. Umso mehr freut sie sich, dass sie in Stendal schon Freunde gefunden hat, vornehmlich Einheimische. Aber sie sagt auch: „Vertrauen muss wachsen.“
Zu ihren Hobbys zählt sie neben dem Backen auch das Wandern, vorzugsweise im Harz. „Und ich lese“, sagt sie, schränkt im gleichen Atemzug ein: „Aber fast nur Fachliteratur. Ich muss jeden Tag dazu lernen.“ Da ist sie schon wieder bei ihrer Arbeit, bei ihrem Salon. Ihre Spezialität ist das Permant-Make-up. „Ich setze auf Naturtechniken, die die natürliche Schönheit unterstreichen.“ Daneben bietet sie weitere Kosmetikbehandlungen, aber auch medizinische Fußpflege an.
Nach Schönheitstipps befragt, setzt Hanna Shvets nicht allein auf ihre Passion, die Kosmetik. Sie hat auch einige Tipps parat: „Viel, viel Trinken, nicht Rauchen, Gymnastik, Erholung, Spaß.“ Spaß hat sie selbst an ihrer Arbeit.
Ihr Wissen will sie später einmal weitergeben. Auf professionelle Art und Weise. Hanna Shvets möchte in einigen Jahren eine Permanent-Make-up- und Kosmetik-Akademie eröffnen. „Dort will ich Trainerin sein.“