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Gemeindefest des Pfarrbereiches Tangerhütte bildet Abschluss des Projektes "Hoffnungsfenster" Schönwalder Kirche ist "wie eine offene Bibel"

Von Birgit Schulze 02.06.2010, 07:18

Als "außergewöhnliches Konzept" bezeichnete Pfarrer Johannes-Christian Rost am Wochenende die Sanierung der Schönwalder Kirche. Unter dem Projekttitel "Hoffnungsfenster" hatten Künstler der Region zu biblischen Themen kostenlos sechs leuchtstarke Buntglasfenster entworfen. Die Idee hatte der frühere Pfarrer Matthias Heinrich und auch er, heute Superintendent des Kirchenkreises Salzwedel, feierte die Übergabe der für rund 67 000 Euro verschönerten Kirche mit.

Schönwalde. Neben den sechs großen Hoffnungsfenstern wurden auch die drei kleineren Motivfenster der Apsis erneuert. Sie zeigen Jesus und seine Apostel Petrus und Paulus. Bis auf eines dieser kleineren Fenster waren alle Buntglasfenster der schmucken kleinen Dorfkirche in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges zerstört worden.

Dass die Kirche jetzt wieder viel Farbe vorzuweisen hat, das ist nicht nur den fünf Künstlern Horst Menzel aus Schönwalde, Herrmann Dahms aus Tangerhütte, Margitta Schlaef aus Schernebeck, Markus Schrot aus Tangerhütte und Benno Zöllner aus Bittkau, sondern auch Malermeister Hans-Joachim Neumann aus Buch zu verdanken. Er hat mit der Innenausmalung mittels Schabloniertechnik eines seiner letzten und wohl auch beeindruckendsten Werke geschaffen. In Anlehnung an die alte Bemalung erleuchtet die Kirche heute wieder in zahllosen Farben und Mustern.

"Diese Kirche ist wie eine aufgeschlagene Bibel und die Fenster zeigen uns, welche Hoffnung uns trägt. Unser Leben ist so bunt wie diese Fensterbilder", sagte Pfarrer Rost. Gemeinsam mit Superintendent Matthias Heinrich gestaltete er die Predigt und stellte jedes Bild einzeln vor. So soll es künftigen Besuchern, denen die Kirche offen stehen wird, möglich sein, anhand der modernen Hoffnungsfenster die Bibelgeschichte nachzuvollziehen. Rost fragte seinen Vorgänger im Tangerhütter Pfarramt unter anderem: "Wie kamen Sie eigentlich auf diese Idee?"

Heinrich erzählte von einer Erkrankung, als er im Bett lag und über die Schönwalder Kirche nachdachte, deren Sanierung ihm schon länger am Herzen lag. "Dann bin ich herumgegangen und habe gefragt, was die Schönwalder so gebrauchen können und am Ende bin ich bei dem Wort Hoffnung gelandet." Und eben diese habe er in den Bibeltexten gesucht, die gemeinsam mit dem Gemeindekirchenrat für das Projekt ausgewählt wurden.

Die fünf beteiligten Künstler stellten ihre Arbeiten kostenlos zur Verfügung und schließlich gab es auch die ausschlaggebende Förderzusage über die europäische Gemeinschaftsinitiative "Leader". Rund 17 000 Euro kamen als Fördermittel, weitere 20 000 Euro von der Kommune Schönwalde und 11 000 Euro als Darlehen vom Kirchenkreis Stendal. Außerdem seien rund 5300 Euro an Spenden von Bürgern und der Kreissparkasse zusammengekommen, berichtet Lektorin Ina Altenberger im Rahmen des Festgottesdienstes.

Zu diesem waren rund 170 Besucher aus dem ganzen Pfarrbereich Tangerhütte und darüber hinaus erschienen, die nicht alle in der Kirche Platz fanden. Eigens dafür wurde im Außenbereich per Videoleinwand der Gottesdienst übertragen. Und auch das anschließende Gemeindefest feierten viele von ihnen mit. Neben Kaffee und Kuchen wartete dort auch eine spaßige Aufführung unter dem Titel "Bauabnahme mit Tücken" der Theatergruppe "Die Kreuzbuben", in der es um die Fenster einer kleinen Kirche, fast wie in Schönwalde, ging.

Autor der ganz eigenen Theaterstücke ist stets Ensemblemitglied Andreas Schulz. Über die verschiedenen Blautöne der Fenster diskutierten sie eifrig und "Bauleiter" Rainer Flohr sagte: "Da hat der Pfarrer drauf bestanden, der ist wohl schon etwas älter und steht auf Heino: "So blau, blau, blau blüht der Enzian."

Vor der Tür kamen die jüngeren und die mutigen Besucher auf ihre Kosten: Gemeindepädagoge Andreas Gierke hatte einen Niedrigseilparcours aufgebaut und leitete die Teilnehmer an. Auch Gemeindepädagogin Beate Muskulus hatte für Beschäftigungsangebote gesorgt: Mittels Seidenmalerei entstanden ganz eigene, kleine Hoffnungsfenster, in Anlehnung an die großen in der Kirche, doch diese konnten auch mit nach Hause genommen werden.