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Silvesterbruach Ausklang mit Beethovens Neunter

Mit welchen Ritualen wechseln die Altmärker ins neue Jahr?

Von Volker Langner 30.12.2016, 00:01

Stendal l Die einen erhoffen sich beim Bleigießen in der Silvesternacht gute Aussichten für das neue Jahr, für andere ist der Abend erst mit dem Karpfen auf dem Teller perfekt. Andere wiederum begrüßen mit einem Feuerwerksspektakel das neue Jahr.

Kein großer Fan von Silvesterfeuerwerk hingegen ist Anne-Katrin Schulze, Leiterin des Stendaler Tiergartens. Der Lärm sei Stress für die Tiere, macht sie klar. „Passiert ist bei uns im Tiergarten aber noch nie was – toi, toi, toi!“ Dennoch werde wieder Wachschutz die Anlage kontrollieren, zudem eine Mitarbeiterin in der Nacht vorbeischauen. Schulze selbst will am Neujahrstag spätestens um 6 Uhr im Tiergarten sein. „Deshalb gibt es für mich Silvester alkoholfreien Sekt“, erzählt sie. Den trinkt sie bei Freunden, bei denen sie feiert. „Wir wechseln uns immer ab. Mal wird bei uns gefeiert, mal bei den Freunden. Wenn wir dran sind, dann schmücke ich die Stube mit Luftschlangen, Girlanden, Luftballons. Das ist sozusagen mein Brauch“, erklärt die Tiergartenchefin.

Bei Carola Schulz findet sich der „gute Brauch“ auf dem Tisch. „Heringssalat und um Mitternacht dann Pfannkuchen sind ein Muss“, macht die Präsidentin des Kreissportbundes Stendal-Altmark klar. Sie feiert ganz in Familie. Mit der schaut sie auch Fernsehen – den englischen Sketch „Dinner for one“, der seit 1963 jedes Jahr im deutschen Fernsehen läuft. „Ich habe ihn schon so oft gesehen und kann immer noch darüber lachen“, sagt Schulz.

„Spätestens 23.57 Uhr war ich in den Vorjahren bei meinen Bekannten, mit denen ich dann ins neue Jahr gegangen bin. Das möchte ich auch diesmal schaffen“, kündigt Ringhard Friedrich an. Der Kreisbrandmeister ist auch am Silvestertag in seiner Funktion unterwegs. Am späten Abend will er die Leitstelle in Stendal besuchen, „um mich bei den Mitarbeitern für ihre Arbeit zu bedanken und natürlich gute Wünsche fürs neue Jahr zu überbringen“. Möglicherweise schaut er dann noch bei Wehren vorbei, die am Silvestertag zu einem Einsatz gerufen wurden. In seiner Feierrunde sei Alkohol bis 1 Uhr tabu, dann „mäßig“ möglich, sagt Friedrich.

Für Stendals Theaterintendant Alexander Netschajew ist der räumliche Wechsel eine kleine Silvestertradition. Ein Jahr feiert er in Stendal, ein Jahr in seiner bayerischen Heimat. Hier wie da schickt er drei Raketen in den Himmel. „Für die drei Netschajew-Männer, meine beiden Söhne und mich“, verrät er. Morgen lässt er sie in Bayern steigen. Dort wird auch mit Sekt auf 2017 angestoßen, „auf die Gesundheit und auf ein neues Jahr mit viel Spaß“, sagt Netschajew und fügt in bayerischer Mundart an: „Ohne Gaudi ois nix.“

Bernd Zürcher, der auch immer für einen Spaß zu haben ist, mag es am letzten Tag des Jahres besinnlich. „Um 17 Uhr bitte ich mir Ruhe aus. Da läuft im Fernsehen Beethovens 9. Sinfonie. Dabei lasse ich das alte Jahr an mir vorüberziehen“, erzählt der Regionalleiter des Paritätischen. Beethovens Neunte begleitet ihn seit Kindertagen am Silvestertag. „Als Knirps habe ich auf Vaters Schoß vor dem Radio gesessen“, erinnert er sich. Ganz in Familie wird für Zürcher das Jahr ausklingen.