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Stadtrats-Vorlage: Netto-Ansiedlung Tangermünder Straße ausschließen / Brief an Stendals OB Soll die gesamte Innenstadt eine Edeka-Domäne werden?

Von Reinhard Opitz 18.08.2011, 04:30

Das Gerangel um Supermarktstandorte in Stendal nimmt kein Ende. Um die Edeka-Ansiedlung am Schadewachten zu schützen, legt die Stadtverwaltung dem Stadtrat am 10.Oktober einen Beschlussvorschlag vor, mit dessen Hilfe der geplante Netto-Markt an der Tangermünder Straße endgültig verbannt werden soll.

Stendal. Nach Meinung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Reiner Instenberg ist ein Stadtratsbeschluss zu diesem Thema eigentlich überflüssig. "Die Entscheidung der Verwaltung, den Netto-Markt in der Tangermünder Straße nicht zu genehmigen und keine Ausnahme von der Veränderungssperre zuzulassen, ist durch den Bebauungsplan Nr. 51/10 und das beschlossene Einzelhandelskonzept gedeckt", betont der Fraktionschef.

Und doch will die Verwaltung die Stadträte in der Sitzung am 10. Oktober zu einem solchen Beschluss bewegen. Damit soll die Errichtung des Netto-Marktes am Standort Tangermünder Straße 1 definitiv abgelehnt werden. Wie mehrfach berichtet, will der Discounter seinen Markt an der Hanseallee in Süd schließen und in Altstadtnähe umziehen. Für den Neubau soll die seit vielen Jahren leerstehende Gründerzeitvilla, einst Käthe-Kollwitz-Kinderkrippe, weichen. Netto plant einen 800 Quadratmeter großen Markt mit Bäcker und Fleischer und 90 Parkplätzen im Umfeld.

Dem Konkurrenten Edeka, dessen langersehnter Citymarkt im Schadewachten-Quartier nach mehrfacher Bekundung der Handelskette kurz vor dem Baubeginn steht, ist dieses Vorhaben seit langem ein Dorn im Auge.

In einem der Volksstimme vorliegenden Brief an Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) vom 7.Juli dieses Jahres bekräftigt die Geschäftsführung der Edeka-Miha Immobilien-Service GmbH in Minden diese Haltung. Darin wird nicht ganz zu Unrecht eine Stadtratsmehrheit für die Netto-Ansiedlung befürchtet. Immerhin hatten Mitglieder der mit Abstand größten Fraktion CDU-Landgemeinden mehrfach bekundet, diese Pläne zu unterstützen und damit wie bei der Marktansiedlung in der Lüderitzer Straße eine Ausnahme von der Veränderungssperre zuzulassen. Wegen dieser Wettbewerbsverschärfung werde es schwierig, den neuen Markt am Schadewachten wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben, heißt es in dem Schreiben von Edeka.

Dessen Anlass ist allerdings gar nicht das Bauvorhaben Schadewachten, an dem die Mindener nun offenbar nicht mehr rütteln wollen. Vielmehr reagiert Edeka auf einen Brief von Schmotz zur geplanten Schließung des Edeka-Standortes in der nördlichen Breiten Straße, mit dem der OB den Mindenern auch eine Unterschriftenliste für den Erhalt des Marktes übermittelte. Wie berichtet, will dessen Betreiber den neuen Citymarkt übernehmen.

Edeka habe die Entscheidung zur Breiten Straße noch einmal überdacht und könne sich jetzt "die Weiterbetreibung durch unsere Vertriebsschiene NP Niedrig Preis vorstellen", wird Schmotz zunächst versöhnlich mitgeteilt. Doch am Ende des Briefes lässt der Handelsriese an seiner konsequenten Haltung keinen Zweifel aufkommen: "Wenn wir ... zukünftig beide Märkte betreiben, dann geht dies nur, wenn der Rat der Stadt Stendal sich gegen die anstehende Netto-Ansiedlung entscheidet und darüber sichergestellt wird, dass alternative Standorte im Quartier Westwall-Nordwall-Ostwall-Bahnlinie nicht zum Tragen kommen."

Mit anderen Worten: In die gesamte Innenstadt soll außer Edeka/NP kein anderer Anbieter seinen Fuß setzen dürfen.