Aktionsbörse Sprache und Zeugnisse öffnen Türen
Die Wirtschaft sucht dringend nach Personal. Viele Menschen mit Migrationsgeschichte finden dennoch nur schwer Arbeit.
Stendal l „Ja, wir spüren den demografischen Wandel“, sagte Hartmut Galenski, Produktionsleiter der Ks Atag Trimet Guss GmbH aus Harzgerode. „Entweder die jungen Leute gehen, oder aber eine Arbeitsstelle in einer Druckgießerei ist für sie nicht erstrebenswert“, berichtete er gestern als einer der Teilnehmer der Aktionsbörse im Landratsamt. Deshalb sucht die Firma seit 2014 auf eigene Faust in Spanien nach Personal – und tat dabei mit dem 35-jährigen Unai Bengoa einen echten Glücksgriff.
Der Spanier habe sich mittlerweile zum Zugpferd unter den Auszubildenden entwickelt. „Am Anfang brauchte ich bei allem Hilfe“, erzählt Bengoa, „aber jetzt möchte ich hier bleiben.“ Und das meint er auch so: Der 35-Jährige wird nämlich nächsten Monat ein Haus in Harzgerode kaufen und sich somit in einem Dorf niederlassen. Eine solch erfolgreiche Integration klappt allerdings nicht immer: „Man muss Engagement zeigen, sodass die jungen Leute sich wohlfühlen“, betont Hartmut Galenski.
In der lokalen Wirtschaft wird händeringend nach Arbeitskräften gesucht. Um die zu finden, muss man nicht ins Ausland gehen. Denn in der Altmark leben bereits viele Personen mit Migrationshintergrund, die arbeitssuchend oder arbeitslos sind. Diese Diskrepanz war mit ausschlaggebend für den Aktionstag „Meine Stärken – Ihr Gewinn“, der gestern im Rahmen des Projekts „Demografie mit Willkommenskultur begegnen“ des Landesnetzwerks Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt stattgefunden hat.
Am Arbeitstisch „Wege in den Arbeitsmarkt“ erzählte Nguyen Tien Duc, Mitarbeiter der Servicestelle IQ „Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung“ Sachsen-Anhalt Nord, arbeitssuchenden Migranten von seinen Erfahrungen. Laut ihm seien das Erlernen der Sprache, das Anerkennen und Übersetzen von Zeugnissen sowie Praktika oder ehrenamtliche Tätigkeiten Türöffner in den Arbeitsmarkt. „Man darf sich nicht mit der Arbeitslosigkeit abfinden“, ermunterte Duc seine Zuhörer.
Genauso wichtig ist ihm, dass Migranten sich nicht kleinmachen: „Ich kenne eine Asylbewerberin, die als Putzkraft gearbeitet hat“, berichtete er, „und jetzt arbeitet sie in einer Bank. Was haben wir dieser Frau signalisiert, wenn auf einmal eine Akademikerin putzen will?“ Duc selbst wird dieses Jahr mit einer mobilen Beratung vor Ort sein, um bei Anerkennungsproblemen ausländischer Abschlüsse zu helfen.
Bei der anschließenden Informationsbörse konnten die teilnehmenden Unternehmen mit den Arbeitssuchenden ins Gespräch kommen und Kontakte knüpfen.