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Stavenstraße Neubau-Vorschläge wurden ignoriert

Die Stavenstraße in Stendal soll 2019 saniert werden. An den Plänen gibt es Kritik, Verbesserungsvorschläge wurden ignoriert.

Von Nora Knappe 08.12.2018, 00:01

Stendal l Wie die Stavenstraße eines Tages nach ihrer Sanierung aussehen wird, kann man sich anhand der Vogelstraße anschauen. Die dient Ersterer als bauliches Vorbild. Das heißt: Es wird statt Asphalt ein helles Betonsteinpflaster geben, was eine komfortable Befahrbarkeit bietet. Es ist Tempo 50 erlaubt. Es wird Gehwege geben, so divers in ihrer Schmalheit wie gehabt. Auf selbigen kann zumindest auf einer Seite der Straße halbseitig geparkt werden. Es wird zur Breiten Straße hin eine Sackgasse sein.

So ist es am Montag im Stadtrat beschlossen worden. Und das, so steht es in der Beschlussvorlage für die Stadträte, mit Zustimmung nicht nur der zuständigen Behörden, sondern auch von „den Interessenvertretern des ADFC“. Über diesen Passus wundert sich Werner Hartig als Regionalvertreter des ADFC sehr, denn von Zustimmung könne keine Rede sein. In der der Verwaltung vorgelegten ausführlichen Stellungnahme wurde ausgehend von der Neugestaltung der Vogelstraße einiges moniert und für die 146 Meter der Stavenstraße verbessernd vorgeschlagen. In Kürze:

• „Die Bedürfnisse des Fußverkehrs sind unzureichend berücksichtigt.“ Gehwege sind zu schmal, sind für Kfz überfahrbar und Teil der Stellplätze, bieten daher keinen Sicherheitsraum.

• Das Offensein der Sackgasse für Fußgänger und Radfahrer sollte angezeigt werden. Das ist seit 2009 durch ein neues Verkehrszeichen möglich, wird aber, wenn man von der mustergültigen Beschilderung der Vogelstraße ausgeht, auch in der Stavenstraße keine Anwendung finden.

• Das Gehwegpflaster („Gehwegplatten und Bischofsmützen, Kleinpflaster aus Granit und Mosaikpflaster“) wechselt oft und „ist für Fahrgeräte wie z.B. Rollatoren nicht günstig“.

• Die Stavenstraße als Wohnstraße ohne Durchgangsverkehr sollte als verkehrsberuhigter Bereich geplant werden – beispielhaft dafür wäre der Uppstall. „Dies schließt den Verzicht auf (Bordstein-)Gehwege ein.“ Denn: „Die in der Planung enthaltenen Wege vermitteln lediglich die Illusion eines Gehweges. Die Nutzung ist über weite Strecken nicht möglich, konfliktträchtig und mit Gefahren verbunden.“

Doch nicht nur, dass all diese Vorschläge negiert wurden – sie konnten bei der Abstimmung über die 461.000 Euro kostende Baumaßnahme auch gar keine Rolle spielen, da den Stadträten die Stellungnahme des ADFC nämlich gar nicht vorlag. Werner Hartig, der sich explizit für ein faires und sicheres Miteinander aller im Straßenverkehr einsetzt, ärgert diese offenkundige Nichtinformation.

Stadtrat Joachim Röxe (Die Linke) habe von dem ADFC-Schreiben durch persönlichen Kontakt Kenntnis bekommen. Er habe in der Sitzung darum gebeten, im Protokoll festzuhalten, dass die postulierte Zustimmung nicht der Wirklichkeit entspreche. Die Linke enthielt sich dann bei der Abstimmung über den Beschluss.

Röxe fragt sich nun, warum man mit der Neu- und Umgestaltung der beiden Straßen wieder eine Chance des Neudenkens vertan habe – wie schon bei der Planung von Schadewachten, Rathenower Straße, Sperlingsberg: „Warum wird nicht mal etwas anderes versucht? Eine Verkehrsberuhigung in der Stavenstraße wäre machbar, diese schmalen Steige sind keine Gehwege.“

Schade finde er zudem, dass das Integrierte Verkehrskonzept für die Stendaler Altstadt, das derzeit erarbeitet werde, nicht berücksichtigt worden ist. „Aus den bisherigen Diskussionen hätte man da schon Anregungen aufnehmen können.“