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Stendal-Open-Air Ein Prost auf Ritter Roland

Das Stendaler Ritter-Roland-Spektakel bekommt eine Fortsetzung. Es geht um den Bierstreit - und natürlich wieder um Liebeswirren.

Von Nora Knappe 17.09.2019, 05:00

Stendal l Werden die Preise erhöht, versteht das Volk keinen Spaß. Zumal wenn es um Lebensmittel geht – und als solches dürfte 1488 das Bier gegolten haben. Kein Wunder also, dass es Unruhen gab, als in jenem Jahr vom Kurfürsten die Biersteuer erhöht wurde. Das ließen sich die Stendaler nicht bieten und... ziehen nicht gleich marodierend durch die Stadt, sondern lassen Einfallsreichtum, Witz und Mut walten, um zu ihrem Recht zu kommen. Dafür sorgen jedenfalls Eulenspiegel und Roland – und auch dafür, dass die Revolte unblutig ausgeht.

Das ist Geschichtsschreibung rückwärts, denn während in der Realität durchaus Blut floss und Köpfe rollten, erzählt „Roland rettet die Hanse“ die Ereignisse auf ganz eigene Weise. Dafür sorgt vor allem Dramaturgin Aud Merkel, deren Geist und Fantasie die neuen Texte für die Fortsetzung des Open-Air-Spektakels entspringen, die im Sommer 2020 in Stendal Premiere feiert. „Das Stück wird damit, genau wie der Roland selbst, gewissermaßen zu einem Wahrzeichen der Stadt“, sinniert Merkel, die seit Ende vorigen Jahres an der Fortsetzung geschrieben hat. Die größte Lust an einer solchen hätten dabei die Laiendarsteller gehabt. „Sie waren so stolz, dass sie als Bürger der Stadt ein Stück mit Leben füllen und aufführen, das letztlich über sie selbst erzählt.“

Das Theater der Altmark war gleichermaßen von dieser Begeisterungswelle getragen und bat um Roland Nr. 2. Das historische Geschehen des Bierstreits als Vorlage, die Figuren Roland und Eulenspiegel als Muss und schon konnte Aud Merkel losfabulieren. „Das macht mir Spaß und ich kann dabei in meine Trickkiste voller Theatererfahrung greifen, weiß, was gut funktioniert und wie man eine Situation so entwirft, dass sie schlüssig in einen Song mündet.“

„Roland rettet die Hanse“ wird wiederum ein unterhaltsamer Abend für die ganze Familie. „Es ist heiteres Musiktheater, ein bisschen Musical, ein bisschen Volkstheater“, so Merkels Formel. „Um es schön bunt zu machen, treten auch russische Pelzhändler mit auf, die auf die Stendaler Tuchmacher und die Lübecker Tuchhändler treffen, und es gibt auch wieder einige Liebeswirren.“

Neben dem Unterhaltsamen und Bunt-Opulenten sowie der schelmischen Verbiegung historischer Ereignisse sieht Aud Merkel in dem Stück aber noch etwas anderes: „Es macht deutlich, dass es damals einen hohen Grad an gesellschaftlicher Gestaltung aus der Bürgerschaft heraus gab. Teilweise geschah das sehr schildbürgerhaft. Es wird daran erinnert, was für eine tolle Stadt wir auch heute noch haben und wie man sie mitgestalten kann. Ohne gleich mit der Heugabel vors Rathaus zu ziehen.“

Wenngleich das Stück im Grunde so weit fertig sei, werde nun gemeinsam mit den Regisseuren Cordula Jung und Robert Grzywotz daran gefeilt, wie die Ideen auf der Bühne umsetzbar sind. Noch stehen auch längst nicht alle Besetzungen fest, vor allem die der Laiendarsteller und Statisten. Im ersten Stück traten immerhin gut 80 Mitwirkende vors Publikum. „Es wird Ende des Jahres noch einen Aufruf zum Mitmachen geben“, bittet TdA-Pressesprecherin Magdalena Burkhardt bei etwaigen Interessenten noch um Geduld.

Was indes auf jeden Fall feststeht, ist die Besetzung des Eulenspiegel: er wird von Robert Speidel dargestellt; und die Besetzung des Roland: er wird wieder von Andreas Müller verkörpert. Und obschon es das Rolandslied anders will, muss Roland nicht immer ein Held sein – befand seine Texterin und sagt über ihn: „Roland ist irgendwie ein spannender Typ, auch wenn er ein wenig ulkig ist. Und bei uns im Stück ist er einfach ganz menschlich.“