1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Stendal sucht neue Stadtführer

Tourismus Stendal sucht neue Stadtführer

Stendals Stadtführer hätten gern Verstärkung. Was man können muss, weiß Arne Marzahn, der seit zehn Jahren dabei ist.

Von Nora Knappe 15.05.2020, 13:00

Stendal l Normalerweise wäre jetzt längst Stadtführungssaison. Aber wegen Corona gibt es keinen Tourismus, also keine Gäste, also keine Stadtführungen. „Das fehlt schon sehr“, sagt Arne Marzahn, einer von derzeit neun Stadtführer*innen in Stendal. Und doch sucht die Stadt jetzt verstärkt nach neuen Mitstreitern im Stadtführer-Team. „Wir blicken dabei schon voraus auf 2022 und den Sachsen-Anhalt-Tag“, erklärt Matthias Neumann vom Veranstaltungsmanagement. Gerade in der Zeit davor steige das Interesse an der Ausrich­terstadt enorm. Seine Kollegin Nadine Sandke ergänzt: „Und die Zeit jetzt können wir nutzen, neue Kollegen zu schulen.“

Einheimische, die sich also zutrauen, die Geschichte ihrer Heimatstadt anderen anschaulich und unterhaltsam zu vermitteln, können sich gern als Stadtführer bewerben. Insbesondere angesprochen fühlen dürfen sich jene Menschen, die gern Kindern Wissen vermitteln und das entsprechende didaktische Geschick haben. Denn regelmäßig finden Schülerführungen für Dritt- und Viertklässler innerhalb ihres Sachkundeunterrichts statt.

Ansonsten sind Spezialisierungen nicht vonnöten, aber Arne Marzahn findet sie „durchaus von Vorteil, jeder Stadtführer hat so sein Faible und sein Lieblingsthema, das bringt Individualität“. Der 47-Jährige wird die neuen Mitstreiter schulen und ihnen an zwölf Terminen die Essenz des Gästeführerseins vermitteln.

Arne Marzahn ist seit zehn Jahren Stadtführer in Stendal und es macht ihm immer noch große Freude: „Mit offenen Augen den Gästen gegenüberstehen, ihre Bedürfnisse wahrnehmen, sie von meiner Stadt begeistern, mich aus eigener Motivation immer weiterbilden und in anderen Städten umschauen, das mag ich einfach.“

Aufregung und Bauchkribbeln vor der ersten Stadtführung sei ganz normal, sagt Arne Marzahn. Er erinnert sich noch sehr gut an seine ersten beiden Touren: „Meine allererste war eine Schülerführung, das war ein guter Einstieg.“ Und die erste Erwachsenenführung? „Oha, die war speziell“, kommentiert er mit einem vieldeutig verschmitzten Lächeln und erzählt von einem Herrn in dieser Busreisegruppe aus dem Brandenburgischen, der „ab der zweiten Hälfte anfing, nun ja, mich zu ergänzen. Er war sehr belesen und fachkundig, und wie sich herausstellte, war er Lehrer für Geschichte und Dozent an der Volkshochschule, spezialisiert auf die Hansezeit.“ Arne Marzahn bedankte sich am Ende bei ihm und sieht diese Episode heute gelassen-humorvoll. Denn es steckt durchaus Gutes in solchen „Wissensduellen“: „Ich lerne auch viel von meinen Gästen.“

Diese Offenheit und Bereitschaft, sich auf die Besucher einzulassen, und ja, auch mal das Spezialistentum so manchen Teilnehmers zu erdulden oder bestenfalls in die eigenen Darstellungen einfließen zu lassen – auch das wird von guten Stadtführern erwartet.

Manchmal gibt es dann richtig schöne Begebenheiten, wie Arne Marzahn mit strahlendem Blick erzählt: „Es ist mir schon oft passiert, dass die Leute in der Marienkirche oder im Dom so begeistert sind vom Raum und der Akustik, dass sie spontan singen. Und ich sitze in der Kirchenbank und höre ihnen zu. Das ist doch ein toller Abschluss einer Stadtführung.“

Im Übrigen, das gibt Arne Marzahn noch mit auf den Weg, dürfe man als Stadtführer gern den Mut haben, auf seiner Tour selbst zu singen oder ein Gedicht aufzusagen. Sicher nicht die ganze Führung in gereimter Form oder als Lied, aber „wer sich nicht scheut, kann seine Erklärungen auf diese Weise schön auflockern“.

Die genauen Bedingungen zur Stadtführerbewerbung und die Kontaktadresse findet man auf www.stendal-tourist.de/stadtfuehrungen