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Handel Stendaler Bauernmarkt in der Bruchstraße ist bei Kunden beliebter denn je, aber von Schließung bedroht

Hallendach in der Stendaler Bruchstraße muss saniert werden / Stadt fordert Nutzungskonzept.

Von Andreas König Aktualisiert: 16.4.2021, 10:23

Stendal. Die Wurst ist gut und von dem Schinken darf es etwas mehr sein. Auch das Brot ist nicht zu verachten. Roswitha Lingner aus Stendal ist Stammkundin am Stand von Bauer Thiede im Stendaler Bauernmarkt. Der ist so etwas wie ein Schaufenster für den „richtigen“ Bauernmarkt, der immer sonnabends von 8 bis 12 seine Pforten in der ehemaligen Feuerwehrhalle in der Stendaler Bruchstraße öffnet. Letzterer Name schein irgendwie Programm zu sein, denn die waghalsige Dachkonstruktion wäre einsturzgefährdet, würden ihr nicht Stützen eine gewisse Stabilität verleihen.

Markthändler hätten gern ein sicheres Dach über dem Kopf

„Wir hätten schon gern, dass wir wieder ein sicheres Dach über dem Kopf haben“, sagt Martin Oberender. Der landwirtschaftliche Dienstleister aus Bismark ist Vorsitzender des Maschinen- und Betriebshilferings Altmark, der wiederum als Betreiber des Bauernmarktes fungiert.

Zehn Erzeuger und Händler – Martin Oberender spricht von Direktvermarktern – sind regelmäßig an den Samstagen beim Stendaler Bauernmarkt vertreten. „Wie lange dieses Konzept aufgeht, weiß keiner, wir rechnen aber damit, dass es die nächsten zehn Jahre funktioniert“, sagt Martin Oberender. Vorausgesetzt, die Stadt als Vermieterin der Halle schaffe die Bedingungen dafür.

Geld steht im Stendaler Haushalt bereit, aber es ist gesperrt

Zunächst wären das Dach mit der dort verlegten Elektrik zu sanieren. 300000 Euro stehen im Haushalt für dieses Jahr bereit, die gleiche Summe als Verpflichtungsermächtigung für 2022. Doch die Sache hat gleich mehrere Haken.

Weil es viele dringende Vorhaben gibt, haben die Stadträte das Projekt Markthalle zurückgestellt und die Mittel mit einem Sperrvermerk versehen. „Der Maschinenring soll ein Nutzungskonzept vorlegen“, sagt Armin Fischbach von der Pressestelle der Stadtverwaltung. Solange das fehlt, könnte die ebenfalls vom Stadtrat geforderte Wirtschaftlichkeitsprüfung nicht erfolgen.

Noch viel gravierender aber ist die derzeit mangelnde Sicherheit des Gebäudes. Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) lässt mitteilen: „Zur Ermittlung der statischen Situation ist zwischenzeitlich ein Gutachten eingeholt worden. Danach kann das Gebäude noch eine gewisse Zeit genutzt werden, jedoch nicht auf lange Sicht.“ Im Klartext: „Länger als bis zum Jahresende“, erklärt Achim Fischbach, „kann die Halle mit dem provisorisch abgestützten Dach nicht mehr genutzt werden.“

Martin Oberender: „Bauernmarkt ist ein Beitrag zu mehr Lebensqualität in der Stadt Stendal“

Wenn es nach Martin Oberender ginge, sollte die Halle in den geschäftlich flauen Sommermonaten saniert werden, damit die Direktvermarkter das Herbst- und das Weihnachtsgeschäft mitnehmen können. Er sieht im Bauernmarkt nicht nur einen schnöden Warenverkauf, sondern „einen Beitrag zu mehr Lebensqualität in der Stadt Stendal“.

Ein Satz, den Roswitha Lingner sofort unterschrieben würde. „Ich komme gern hierher, plaudere ein bisschen, lasse mich beraten und gehe mit meinen Lieblingsprodukten und einem guten Gefühl nach Hause“, sagt sie. Der Bauernmarkt ist beliebt. An den Markt-Samstagen strömen die ersten Kunden bereits um halb sieben in die Halle, obwohl offiziell erst um 8 Uhr geöffnet wird, berichtet Verkäuferin Jana Winkler.

Wegen der Corona-Vorschriften dürfen derzeit nicht mehr als 20 Kunden gleichzeitig in die Halle. Trotz dieser Beschränkung sei der Kundenzuspruch groß, sagt Jana Winkler. „Es kommen auch mehr junge Familien, weil sie Bio-Produkte kaufen wollen.“

Die Nachfrage ist also da. Wenn der Bauernmarkt eine Zukunft haben soll, müsste sich bald etwas tun.