Rassekaninchen Stendaler züchten Spitzentiere
Weiße Hotot und Gelbe Widder, das sind zwei Kaninchenrassen, die in Stendal von Jörg Andreé und Achim Utke erfolgreich gezüchtet werden.
Uenglingen/Bindfelde l Besser hätte das Jahr aus Sicht des Stendaler Rassekaninchenzüchtervereins nicht zu Ende gehen können. Mit zwei Zuchtfreunden zeigte G 257 – so die national verwendete Kennung des Vereins – auf der 33. Bundeskaninchenschau in Leipzig Flagge. Und beide kamen nach dem dritten Dezember-Wochenende mit hochdekorierten Tieren nach Stendal zurück. Genau genommen nach Uenglingen und Bindfelde, denn Achim Utke ist Uenglinger und Jörg Andreé in Bindfelde, beides Stendaler Ortsteile, zu Hause.
Für Andreé war es eine Premiere, auf Bundesebene auszustellen, eine Zuchtgruppe oder auch Sammlung (vier Tiere aus Würfen dieses Jahres) auf einer Ausstellung zu präsentieren, auf der 26 468 Rassekaninchen von Züchtern aus ganz Deutschland gezeigt werden. Eine Zahl, die das Vorstellungsvermögen zu übersteigen vermag. Dazu kommt, es war sozusagen die deutsche Rassekaninchen-Elite, das Beste was die Züchter aus 16 Bundesländern vorweisen können. Dort für seine „Deutschen Widder/gelb“ 380,5 Wertungspunkte (von rechnerisch maximal möglichen 400) zu bekommen, ist dann eben einen Ehrenpreis wert. Jörg Andreé kann einen solchen nun sein eigen nennen. Die bislang höchste Auszeichnung für seine Zucht, wobei auch sachsen-anhaltische Landesmeister-Tiere durch seine Zuchtanlage hoppeln.
Für die sechs Jahre, die Andreé Kaninchen züchtet, ist das ein Erfolg, der auch Züchter-Urgesteinen wie Achim Utke Respekt abnötigt. Gern bescheinigt der langjährig erfolgreiche Uenglinger Züchter seinem Vereinskameraden eine verheißungsvolle Zukunft. Denn mit Züchteraugen betrachtet, ist Mitfünfziger Jörg Andreé „Jungzüchter“.
Kaninchen gehalten habe er schon zu DDR-Zeiten, erzählt Andreé. Danach nahm ihn der Beruf zu sehr in Beschlag, als dass daraus hätte mehr werden können. Später einmal, als Rentner, wollte er daran wieder anknüpfen.
Das war irgendwann und irgendwie auch mal Gesprächsthema unter Arbeitskollegen. Und so kam Jörg Andreé zu einem Geschenk von einem Kollegen aus der Slowakei – einer gelben Widder-Häsin, die obendrein noch tragend war. Das war der Grundstock. Aus ihm eine Zucht auf- und auszubauen, brauchte es schon einige Jahre, sagt Andreé, der seine „Jungzüchter-Karriere“ vor eineinhalb Wochen mit dem Bundesschau-Ehrenpreis krönen konnte. An dieser „Karriere“ – wobei er glaubwürdig beteuert: „Es geht mir nicht um Pokale“ – arbeitet Andreé übrigens nicht allein. Einen Großteil der „Arbeit“ mit den Tieren übernimmt Ehefrau Martina. „Ohne sie, das ginge gar nicht“, sagt Jörg Andreé, der die Woche über als Bauleiter außerhalb, derzeit im tiefen Westen Deutschlands, tätig ist. Dieses Hobby so intensiv zu betreiben, das funktioniere nur zu zweit und mit viel Liebe zu den Tieren. Nur mit Kaninchen, die sich wohl fühlen, kann man auf Dauer erfolgreich züchten, sind die Andreés überzeugt und darum auch geduldig. Wobei: Einmal mit den Gelben Widdern Deutscher Meister zu werden, das wäre schon was ...
Wie hoch diese Trauben hängen, weiß kaum einer besser als Andreés Vereinskamerad Achim Utke – eine Instanz unter den Rassekaninchenzüchtern, ob seines reichen Erfahrungsschatzes ebenso geschätzt wie ob seiner Erfolge anerkannt. Auch er stellte auf der Bundeskaninchenschau am 16. und 17. Dezember in Leipzig aus. Auch er gehört zu den Spitzenzüchtern seiner Rasse – den Weißen Hotot, die er seit 47 (!) Jahren züchtet. Und auch er kam mit einer Trophäe aus Sachsen zurück, mit dem Titel eines Deutschen Vizemeisters.
Natürlich freut das einen so „alten Hasen“ in Sachen Rassekaninchenzucht, zumal es nach den Bundesschauen in Bremen (2007) und Erfurt (2011) der dritte Deutsche Vizemeister-Titel ist. Doch mindestens genauso stolz ist Achim Utke auf das mit dem Prädikat „Vorzüglich“ bewertete Hotot-Kaninchen aus seiner Zuchtgruppe. Für dieses Prädikat braucht man mindestens 97 Punkte. 100 Punkte können die Wertungsrichter maximal vergeben. „Das habe ich aber noch nicht erlebt“, sagt Achim Utke. „Da müsste alles hundertprozentig dem Rassestandard entsprechen. Und solche Tiere gibt es einfach nicht. 98 Punkte, ja, aber mehr geht eigentlich nicht.“
Um die 30 Rassekaninchen umfasst Utkes Zucht derzeit noch. Größer möchte er sie auch nicht mehr ausbauen. „Man wird ja nicht jünger“, sagt er milde lächelnd. Darum ist auch ein Deutscher Meister für Achim Utke kein Thema mehr. Um so ein Tier, oder so eine Gruppe präsentieren zu können, müsste die Zucht eben größer sein.
Viel mehr würde es ihn freuen, wenn es gelänge, mehr Nachwuchszüchter für den Verein zu gewinnen, denn das kann Achim Utke mit Sicherheit sagen: Die Rassekaninchenzucht ist ein tolles Hobby und bei fast 100 Kaninchenrassen in Deutschland auch ein spannendes.