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Tiergarten Machbar schon, aber viel zu teuer

Aus der vorgeschlagenen Erweiterung des Tiergartens Stendal wird vorerst nichts - wegen der zu hohen Bau- und Unterhaltungskosten.

Von Donald Lyko 15.05.2019, 01:01

Stendal l Es geht um 2500 Quadratmeter, die in direkter Nachbarschaft zum Tiergarten zwischen Stadtseerundweg, Erich-Weinert-Straße und Uchte liegen. Ungenutzt, von Bäumen und Sträuchern bewachsen. Ein Gelände, so fand der Tiergarten-Förderverein, das sich doch gut in die beliebte Freizeiteinrichtung integrieren ließe.

Der Verein machte die Idee öffentlich, die Stadtratsfraktion SPD/FDP/Piraten/Ortsteile daraus einen Prüfauftrag. Das mit Tiergarten-Projekten erfahrene Architekturbüro Stendal erarbeitete zwei Varianten, wie das Areal genutzt werden könnte, die Stadtverwaltung legte eine Machbarkeitsstudie vor.

Variante 1: ein Freigehege mit begehbarem Warmhaus für acht Kattas (eine Primatenart aus der Gruppe der Lemuren) und acht Erdmännchen. Variante 2: eine begehbare Voliere für Watvögel. Beide Varianten hätten Platz für eine Streuobstwiese und die Erweiterung des Eselgeheges geboten.

Hätten, denn wegen der hohen Kosten kommt die Stadtverwaltung mit der Machbarkeitsstudie zu dem Fazit: Beide Varianten seien grundsätzlich machbar, würden die Attraktivität des Tiergartens erhöhen und ein brach liegendes Gelände nutzbar machen, jedoch sind die Bau- und Unterhaltungskosten beachtlich hoch.

Variante 1 würde im Bau rund 885.000 Euro und in der Unterhaltung pro Jahr zirka 230.000 Euro kosten, Variante 2 für den Bau knapp 600.000 Euro und die jährliche Unterhaltung 99.000 Euro. Die Anschaffung der Kattas und Erdmännchen würde insgesamt 7600 Euro kosten, der Kauf von Säbelschnäbler, Zwergsäger und Austernfischer für die Watvogel-Großvoliere insgesamt 3600 Euro.

Der Vorschlag aus dem Rathaus: lieber den schon länger geplanten Bau eines neuen Gastronomie-Gebäudes endlich in Angriff nehmen. Ob die Erweiterung umgesetzt wird, sei letztendlich eine Entscheidung des neuen Stadtrates, sagte Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) während der Ratssitzung am Montagabend.

Viele Mitglieder des scheidenden Stadtrates zeigten sich beim Blick auf die Summen ernüchtert. „Die große Lösung ist finanziell nicht tragbar und offenbar nicht realistisch“, sagte Herbert Wollmann, Vorsitzender der Fraktion SPD/FDP/Piraten/Ortsteile, die mit ihrem Antrag die Machbarkeitsstudie ins Rollen gebracht hatte. „Wir sollten uns jetzt auf das Notwendigste konzentrieren, vielleicht den Tierbestand etwas aktualisieren“, schlug er vor.

Der Prüfauftrag sei richtig gewesen, sagte Katrin Kunert (Linke) und schlug dem neuen Stadtrat vor, sich mit der Studie und den Varianten zu beschäftigen. Denn: „Es gibt einige Tiere, die möglicherweise größere Gehege benötigen.“ Auch sie sieht in der Prioritätenliste aber den Gastronomie-Bau ganz oben.

Auch wenn ihm eine Erweiterung des Tiergartens gefallen hätte, sieht der Vorsitzende des Fördervereins, Uwe Donner, die Einschätzung der Verwaltung realistisch. „Die Kosten sind in Zeiten anderer Großprojekte in der Stadt nicht vermittelbar, das ist finanziell utopisch“, sagte er auf Nachfrage. Aber weil die Konkurrenz nicht schlafe, sollte dennoch weiter an der Attraktivität des Tiergartens gearbeitet werden.

„Wir sollten in den bestehenden Grenzen nach realistischen Optimierungsmöglichkeiten schauen“, so Donner. Der Verein der Tiergartenfreunde Stendal hatte die Erweiterung ins Spiel gebracht, weil der Tiergarten fast 70 Jahre in den jetzigen Grenzen besteht und eine Vergrößerung neue Möglichkeiten bieten würde.