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Umwelt Sauerstoff für Stadtsee-Fische

Die Regenerationsanlagen für den Stendaler Stadtsee wurden geliefert. Die Umwälzung des Wassers soll den Sauerstoffgehalt verbessern.

Von Donald Lyko 28.01.2021, 00:01

Stendal l Als Alexander Wirth, Mitinhaber der Firma EKS-Anlagenbau, und die Monteure Tobias Bühler und Kurt Finkbeiner am Dienstag (26. Januar) in Freudenstadt im Schwarzwald ihre achtstündige Fahrt in die Altmark starteten, sah der Plan so aus: Anreisetag, am Mittwoch Einsetzen der Anlagen in den Stadtsee und Funktionsprüfung, am Donnerstag Rückfahrt. Bei der Abreise bleibt es zwar – aber der wichtigste Teil musste verschoben werden.

Die Schwarzwäldler müssen noch einmal nach Stendal kommen. Denn entgegen der Wetterprognosen hatte es so stark gefroren, dass die Eisschicht auf dem Stadtsee das Ausbringen der Regenerationsanlagen mittels Boots­einsatz unmöglich gemacht hat. Darum wurden sie vorerst in einer Lagerhalle untergestellt.

„Sobald es möglich ist, wollen wir wiederkommen, vermutlich schon im Februar“, sagte Alexander Wirth. Seit 20 Jahren werden in dem Unternehmen, das er zusammen mit seinem Vater Rainer betreibt, Systeme namens Aquamotec zur Belebung bedrohter Gewässer hergestellt. Im vergangenen Jahr wurden zirka 20 Anlagen ausgeliefert, deutschlandweit sind rund 200 im Einsatz.

Auf dem Stadtsee kommt das solarbetriebene, batteriegestützte Regenerationssystem Typ 2-SI zum Einsatz. Auf Schwimmern aus Polyethylen befindet sie eine korrosionsbeständige Edelstahlkonstruktion, wegen der Optik und als Anpassung an die Natur im Ufergrün-Design gestaltet. Links und rechts gibt es Solarpanels, mit dünnen Drähten darüber als Schutz vor Wasser- und anderen Vögeln. In der Mitte befindet es ein Edelstahlhäuschen, darin die Batterieanlage und ein Generator.

Die Aquamotec-Anlage wird mit Gewichten am Seegrund verankert und vertäut. Es wird drei normale Gewichte geben und ein viertes, an dem sich das Ende des Saugschlauches befindet – etwa einen Meter über dem Seeboden und verbunden mit einer blauen Boje, die die Lage des Entnahmepunktes anzeigt. An dem wird das sauerstoffarme Tiefenwasser angesaugt. Über den Schlauch gelangt es zur Oberfläche. Das Wasser gerät so insgesamt in Bewegung, sauerstoffreiches Oberflächenwasser fließt zwangsläufig nach unten nach. Die Zirkulation sorgt für einen steigenden Sauerstoffgehalt in den tiefen Lagen.

In Spitzenzeiten im Sommer schafft eine Anlage 40 Liter pro Sekunde. Sie ist ganzjährig und rund um die Uhr im Einsatz. Auch Frost ist kein Problem. Erste Erfolge für das Ökosystem Stadtsee erwartet Alexander Wirth in einem halben bis einem Jahr. „Die Gesundung des Sees wird aber etwas länger dauern“, sagte er.

Für die Investition hatte sich der Stadtrat nach dem massiven Fischsterben im heißen Sommer 2019 entschieden. 40.000 Euro wurden veranschlagt, die aber nicht reichen. „Wenn alle Kosten berücksichtigt werden, inklusive Technik und Personal für die Einbringung sowie die Lagerkosten, bis die Geräte eingebracht werden können, landen wir bei zirka 50.000 Euro“, sagte Stadtsprecher Armin Fischbach auf Nachfrage.

Aus Sicht der Fachleute sind zwei dieser Anlagen ein guter Anfang, perspektivisch sollten aber noch zwei weitere hinzukommen. Das wird auch im Rathaus so gesehen. „Der Stadtverwaltung war schnell klar, dass zwei Anlagen gerade bei der Form des Stadtsees nicht ganz ausreichen werden“, so Fischbach. „Wir haben uns dennoch erstmal für zwei entschieden, um diese Technik im Betrieb zu erproben und eigene Erfahrungen damit sammeln zu können.“ Es sei aber beabsichtigt, „weitere Anlagen anzuschaffen, sobald weitere Fördermittel dafür akquiriert werden können. Der Stadtrat wird dann rechtzeitig eingebunden“, sagte der Stadtsprecher.