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Umweltschutz Wie klimaneutral Stendal ist

Wenn jeder Bürger im Landkreis Stendal 99 Bäume pflanzt, wäre der Kreis klimaneutral. Doch das ist nur eine Möglichkeit.

Von Kaya Krahn 21.10.2020, 07:00

Stendal l Leise rauschen die Windräder im Umfeld von Stendal. Ganze 363 Stück davon gibt es in 14 Windparks im Landkreis. Damit ist die östliche Altmark gut aufgestellt, was erneuerbare Energien angeht. Tatsächlich wird viel mehr erneuerbarer Strom erzeugt, als vor Ort selbst benötigt wird. Dies ergibt sich aus Zahlen des Regional Monitors.

Damit hat der Landkreis Kreis einen Nachhaltigkeitsindikator von 546 Prozent – das Ziel der Bundesregierung für 2020 sind 35 Prozent, für 2030 50 Prozent. Die Ost-Altmark hat diese Zahlen deutlich übertroffen. Dadurch wirke er laut Kreisentwicklungskonzept als bundesweite Klimasenke. Doch zur Klimaneutralität gehört mehr als nur eine große Menge erneuerbarer Energien.

Gegenwärtig werden 67,48 Prozent der CO2-Emissionen durch Wälder und Grünflächen gebunden. Im Regional-Monitor 2019 wurde untersucht, ob der Landkreis Stendal mit seiner geringen Besiedlung und dem hohen Grünanteil nur durch den natürlich ablaufenden Prozess der Fotosynthese klimaneutral sein kann, sagt Sabrina Lamcha, Pressesprecherin vom Landkreis, und liefert die Antwort: „Der Kreis ist noch nicht klimaneutral.“

Durch eine Aufforstung beziehungsweise die Schaffung neuer Grünflächen könnte jedoch der gesamte CO2-Ausstoß gebunden werden. Laut der Untersuchung ist die Menge, die gepflanzt werden müsste, um den gesamten Kohlendioxid-Ausstoß zu binden, noch groß.

Der Landkreis Stendal besitzt etwa 50.089 Hektar Waldfläche. 25.615 Hektar Wald müssten noch hinzukommen. Das entspricht rund 35.875 Fußballfeldern. Oder 11 Millionen Bäume müssten noch gepflanzt werden. Auf die Bevölkerung des Landkreises verteilt, würde das heißen: Jeder der 111.190 Einwohner müsste mindestens 99 Bäumchen pflanzen.

Und noch ein Vergleich: Die benötigte Fläche an Grünland würde sogar die Fläche vom Landkreis Stendal (242.316 Hektar) überschreiten; gebraucht werden 333.000 Hektar.

Nicht berücksichtigt wurde bei der Berechnung, wie hoch die Anzahl der Bäume im Kreis ist, die außerhalb von Wäldern stehen. „Die Anzahl ist nicht bekannt“, begründet Sabrina Lamcha. Dennoch könne man wichtige Rückschlüsse ziehen. „Die Wertschätzung gegenüber der Vegetation, der Bäume und Wälder sollte bei den Bürgern erhöht werden.“ Die Zahlenbeispiele im Regional-Monitor würden die Wichtigkeit auch ohne Berücksichtigung jedes einzelnen Baumes unterstreichen.

„Bekannt sind die Waldflächen und die Grünflächen im Landkreis. Bekannt ist auch, in welchen Mengen jeweils CO2 durch Wald und Grünflächen gebunden werden kann“, sagt Sabrina Lamcha. So bindet etwa ein Hektar Wald maximal 13 Tonnen Kohlenstoffdioxid, ein Hektar Grünland rund eine Tonne und ein Baum etwa 30 Kilogramm CO2.

In der Verwaltung selbst wird in Sachen Klimaschutz sozusagen aufgerüstet „In absehbarer Zeit wird ein Klimaschutzmanager seine Tätigkeit aufnehmen“, so die Pressesprecherin. Zu seinen Aufgaben gehören unter anderem die Verbesserung der Umweltbilanz nach den Zertifizierungsrichtlinien.

Berücksichtigt werden soll das vor Jahren erstellte Klimaschutzkonzept von der IGZ BIC Altmark GmbH. „Im Kreisentwicklungskonzept ist zudem ein dem Klimawandel angepasster Waldumbau als Entwicklungsziel verankert“, sagt Sabine Lamcha. Ob der Landkreis bereits konkrete Maßnahmen zum Waldumbau durchführt oder geplant hat, lässt sie offen.